Collection Baccara Band 0292
Runden kommen wie sie. Doch sie hatte ihren Bruder im Stich gelassen, und jemand anderer war für sie eingesprungen. Nein, nicht einfach jemand anderer, sondern Dev.
An Devs Miene konnte sie ablesen, dass er nicht wusste, wie sie reagieren würde. War sie denn wirklich so eigensinnig und stolz, dass er bei jeder Gelegenheit Ärger witterte? Vielleicht hätte sie vor einiger Zeit noch tatsächlich anders reagiert, doch heute, in diesem Moment, war sie nur dankbar für seine Großzügigkeit.
„Hat er alles, was er braucht?“, fragte sie.
Er nickte. „Es ist völlig in Ordnung, dass du dich erst mal um dich selbst gekümmert hast“, sagte er. „Ich bewundere dein Engagement für deine Geschwister, Brynna, aus meiner Familie kenne ich das nicht. Aber manchmal musst du auch die Hilfe anderer annehmen – oder zulassen, dass sie ihre Probleme selbst lösen und ihre eigenen Fehler machen.“
„Unsere Eltern haben sich nie um uns Kinder gekümmert“, verteidigte sie sich. „Jemand muss sie unterstützen.“
„Du hattest auch niemanden und hast dich gut entwickelt.“
Nachdenklich sah sie ihn an.
„Wenn ich so hart hätte arbeiten müssen wie du, wäre ich vielleicht auch verantwortungsbewusster geworden“, fuhr er fort. „Wer weiß?“
„Du bist aber nicht verantwortungslos, Dev“, sagte sie wahrheitsgemäß. „Du musstest dich im Gegensatz zu mir nur nie um andere Menschen kümmern.“
„Und du kannst stolz sein. Deine Geschwister haben es alle zu etwas gebracht“, fuhr er fort. „Aber möglicherweise verlassen sich Melanie und Tuck deshalb zu sehr auf dich, weil sie sich nie auf sich selbst verlassen mussten.“
„Du steckst voller Überraschungen“, sagte sie und legte ihre Hand auf seine. „Ich habe Psychologiekurse besucht, und du bist es, der mir Ratschläge erteilt.“
Er verschränkte seine Finger mit ihren und lächelte. „Wer sagt denn, dass ich nicht auch Kurse in Psychologie hatte?“
Der Flug nach Hause war viel entspannter als der Hinflug nach Seattle. Es gab noch immer viele ungeklärte Dinge zwischen ihnen, doch die gegenwärtige Atempause tat ihnen so gut, dass keiner von ihnen schlafende Hunde wecken wollte. Sie unterhielten sich, berührten sich oft und lächelten einander zu.
Doch je näher sie der Heimat kamen, umso schweigsamer wurden sie und umso mehr vermieden sie es, einander in die Augen zu sehen. Als sie die Landebahn erreichten, hatte die harte Wirklichkeit sie wieder eingeholt.
Der Himmel war noch immer rußgeschwärzt, und in der Luft lag der stechende Geruch von verbranntem Holz.
Dev starrte mit undurchdringlicher Miene in den Himmel.
„Du fliegst gleich weiter, nicht wahr?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte.
„Erst muss ich noch etwas Geschäftliches erledigen, dann fliege ich“, erwiderte er.
Und obwohl sie sich danach sehnte, ihn zu berühren, tat sie es nicht. Sie waren zurück in Rumor. Zurück im wirklichen Leben.
Allein in ihrem Bett in dieser Nacht dachte Brynna daran, wie Dev sie mit dem Auto nach Hause gefahren und ihre Koffer hereingebracht hatte. Wie er seinen eigenen Koffer in den Truck geladen hatte und diese merkwürdige Spannung wieder zwischen ihnen spürbar gewesen war.
„Wir werden unser Gespräch wohl verschieben müssen, bis die Brände gelöscht sind“, sagte sie. „Entscheide du, was wir tun sollen.“
Am vergangenen Wochenende hatten sie mit keinem Wort das Gerichtsverfahren und ihre nicht gesetzliche Ehe erwähnt. Sie hatten einfach alles Unangenehme beiseitegeschoben und ignoriert. Doch irgendwann würden sie sich dem Unausgesprochenen stellen müssen.
Dev musterte Brynna einen Augenblick, ehe er in den Truck stieg. Vom Beifahrersitz nahm er seinen schwarzen Stetson und setzte ihn sich auf den Kopf. „Bis dann“, sagte er durch das offene Fenster und schien noch etwas hinzufügen zu wollen. Doch dann nickte er ihr nur kurz zu und fuhr davon.
Brynna war ein paar Schritte in Richtung Haus gegangen, um ihm nicht nachsehen zu müssen. In den letzten beiden Tagen hatte Dev mehr von sich preisgegeben als je zuvor. Sie erkannte nun, dass er weniger egoistisch und viel engagierter war, als sie gedacht hatte. Er war alles andere als der sorglose Hansdampf in allen Gassen, für den sie ihn gehalten hatte. Obwohl er diese Rolle perfekt spielte.
Hinter seinem attraktiven Äußeren steckte viel mehr, als auf den ersten Blick zu erkennen war.
Brynna rollte sich im Bett auf den Rücken und schaute zur Decke
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