Collection Baccara Band 0292
mir gesagt, dass ich ihn unter keinen Umständen anrufen soll.“
„Das ist wirklich sehr sonderbar.“
„Genau.“
„Vielleicht hat das FBI ihn nach Washington zurückbeordert“, mutmaßte Eva.
„Das halte ich für unwahrscheinlich. Er ist immerhin auf Urlaub. Ich habe in den Nachrichten von keinem Verbrechen gehört, dass eine solche Maßnahme rechtfertigen würde.“
„Ich frage mich, ob Dylan weiß, was da vor sich geht.“
„Bestimmt nicht. Er hätte es dir doch erzählt“, widersprach Alex.
„Nein, meine Süße. Er erzählt mir längst nicht alles. Besonders dann nicht, wenn Jonas ihn um Stillschweigen gebeten hat. Ich rufe meinen geliebten Gemahl mal an. Vielleicht kann ich etwas aus ihm herauskitzeln.“
„Ach, Eva. Du bist ein Schatz.“
„Ich rufe dich zurück.“
„Warum rufen sie nicht an?“, fragte Sarah Freeman verzweifelt. Ihr Blick würde Jonas auch noch lange nach Ende dieses Falls verfolgen. Ihre Augen waren nicht nur rot gerändert wie die ihres Ehemanns, sondern auch glasig vor Schock und Kummer. Sie war eine hübsche zierliche Frau, die trotz ihres desolaten Zustands Würde und Klugheit ausstrahlte. Doch mit jeder Minute, die verstrich, fiel es ihr schwerer, die Haltung zu bewahren. Jonas hatte sich eine ganze Zeit lang mit ihr unterhalten und sie nach ihren Lebensgewohnheiten und dem Bekanntenkreis der Familie ausgefragt. Sie war ihm sehr sympathisch. Das machte es ihm nicht gerade leichter, ihr die Wahrheit zu sagen.
„Es könnte daran liegen, dass die Entführer Sie überwachen und etwas bemerkt haben, das ihnen nicht gefällt“, sagte er vorsichtig.
„Aber Harold hat die Schecks doch schon ausgestellt“, erwiderte sie mit zitternder Stimme. „Es wird allmählich dunkel. Wegen seiner Krankheit friert Jimbo immer leicht, auch im Sommer. Die Entführer haben uns sein T-Shirt hier gelassen. Wenn sie ihm nun nichts zum Anziehen geben?“
Jonas konnte nichts weiter für sie tun, als sie abzulenken. „Mrs. Freeman, Sie sollten nach Faith sehen. Vielleicht lesen Sie ihr eine Geschichte vor? Ich bin sicher, das würde ihre Tochter beruhigen.“
„Ja, das ist bestimmt richtig. Aber das Einkaufszentrum schließt in zwei Stunden.“
„Ich weiß, wie spät es ist, Mrs. Freeman“, erwiderte Jonas bestimmt. „Aber es ist besser, wenn Sie sich jetzt um Ihre Tochter kümmern.“
Sobald sie das Wohnzimmer verlassen hatte, warf Jonas Dylan einen vielsagenden Blick zu und ging in die Küche. Er wollte noch einmal mit der Haushälterin sprechen.
Loretta Saddler räumte gerade das Geschirr vom Abendessen in die Spülmaschine. Sie hatte darauf bestanden zu kochen, obwohl niemand mehr als ein paar Bissen hinuntergebracht hatte. Über ihrem schwarzen Rock und der weißen Bluse trug sie eine adrette weiße Schürze. Sie war Anfang sechzig und hatte ihr graues Haar am Hinterkopf zu einem strengen Knoten aufgesteckt. Wenige Monate nach dem Tod ihres Ehemannes, mit dem sie vierzig Jahre verheiratet gewesen war, hatte sie die Stelle bei den Freemans angetreten.
Während der ersten Befragung hatte Jonas erfahren, dass sie einen erwachsenen Sohn hatte. Allerdings standen sich Mutter und Sohn aufgrund der großen Entfernung der Wohnorte und ihrer unterschiedlichen Lebenseinstellungen nicht besonders nah. Es gab auch einen Enkelsohn, zu dem Loretta jedoch kaum Kontakt hatte. Sie wusste nur, dass er Soldat geworden und im Ausland stationiert war.
„Ich habe gerade Kaffee aufgesetzt“, sagte sie, als Jonas eintrat. „Möchten Sie vielleicht eine Tasse?“
„Vielen Dank, das wäre großartig“, erwiderte Jonas und setzte sich an den Küchentisch.
„Mr. Freeman und der Richter sind im Wohnzimmer?“
„Ja. Ich frage sie nachher, ob sie noch Kaffee wollen. Es tut mir übrigens leid, dass wir Ihrem köstlichen Essen nicht die nötige Aufmerksamkeit gewidmet haben.“
Sie zuckte die Schultern. „Den Braten kann man auch kalt essen. Es ist nur verständlich, dass niemand Appetit hat. Aber es ist mein Job, die Familie zum Essen zu bewegen. Oder es zumindest zu versuchen.“
„Sie haben den kleinen Jimbo anscheinend sehr gern. Diese Geschichte trifft Sie bestimmt genauso hart wie seine Eltern und seine kleine Schwester“, sagte Jonas.
Es fiel ihm nicht leicht, die Frau auf Herz und Nieren zu prüfen. Aber er musste auch in ihrem Interesse sicherstellen, dass sie wirklich nichts mit der Entführung zu tun hatte.
Loretta wischte sich über die verräterisch schimmernden Augen.
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