Collection Baccara Band 0293
wenigen Stufen zum Steg hinauf. Dann reichten sie ihr die Gitarre. Sarah winkte ins Publikum, und die Menge jubelte ihr zu.
Sarah ließ sich auf einem hohen Hocker nieder und stimmte ihren ersten Song an. Der Himmel hatte sich in der Zwischenzeit verfärbt, und ein atemberaubender Sonnenuntergang tauchte den See und sein Ufer in Strahlen von Rot, Gold und Orange.
Es war ein Genuss für alle Sinne.
Trent aber hatte nur Augen für Julia, und endlich trafen sich über die Köpfe des Publikums hinweg ihre Blicke. Für Sekunden strahlte sie vor Freude über den Triumph, dann verfinsterte sich ihre Miene schlagartig, und sie wandte sich ab. Es gab Trent einen schmerzhaften Stich, sie so zu sehen.
Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Er war drauf und dran, etwas unvergleichlich Wertvolles zu verlieren, etwas, das ihm noch viel mehr bedeutete als Tempest West. Julia liebte ihn. Und er brauchte nicht lange zu überlegen, um zu der Erkenntnis zu kommen, dass er es vermasselt hatte. Dasselbe hatten ihm Evan und Brock am Morgen schon am Telefon erzählt. Von seinen Brüdern hatte sich Trent einiges anhören müssen, was nicht gerade schmeichelhaft für ihn war.
„Hast du schon einen Nachfolger auf meinem Posten im Auge, Trent?“, fragte Pete plötzlich mit gedämpfter Stimme, um die anderen nicht zu stören.
Trent war so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass es eine Weile dauerte, bis er antwortete: „Ja, ich habe an Joe Hardy gedacht.“
„Ein guter Junge.“
„Bist du sicher, dass du gehen willst?“
Pete hob mit einem Seufzer die Schultern. „Es wird Zeit, dass ich wieder nach Hause komme. Die Dinge werden mir hier zu verwickelt.“
„Eine Frauengeschichte?“
„Ja, und so etwas kann ich nicht gebrauchen. Danke übrigens, dass du darüber geschwiegen hast. Dafür muss ich dir noch einen ausgeben.“
Trent schmunzelte. „Ich komme darauf zurück.“
Darauf schwiegen sie wieder und lauschten der zu Herzen gehenden Ballade über eine nicht erwiderte Liebe, die Sarah gerade vortrug.
„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du uns verlassen willst.“
Julia sah Kimberly, ihre neue Freundin, an. Deren kummervolles Gesicht sprach für sich. Sie waren auf dem Rückweg zum Hotel, wo die After-Show-Party schon im Gange war. Auch Julia würde Kimberly vermissen wie so viele und vieles andere in Tempest West, Menschen, die sie lieb gewonnen hatte, die unglaubliche Landschaft, aber auch ihre Arbeit hier und die Herausforderung, die darin lag.
Sarahs Konzert war ein erster Schritt gewesen, ein wichtiger und sehr erfolgreicher Schritt. Die Gäste waren ausnahmslos begeistert. Zu sehen, was sich aus diesem Grundstock, den sie gelegt hatte, entwickelte, würde ihr jedoch verwehrt bleiben.
Julia legte Kimberly den Arm um die Schultern. „Wir bleiben Freunde, Kim. Das weißt du doch.“
„Ich hoffe es sehr. Es wird schwer werden, ohne dich.“
Aber es war nicht mehr zu ändern. Wenn Julia blieb, würde sie nie über Trent hinwegkommen. In den letzten Tagen hatten sie abgesehen von ein paar Sätzen im Büro kaum ein Wort miteinander gewechselt.
„Wir reden morgen weiter“, sagte Julia dann und gab sich einen Ruck. „Jetzt müssen wir erst einmal Sarah sagen, wie großartig sie heute Abend war.“ Sie stiegen die Stufen zum Hintereingang der Lobby hinauf und schlugen den Weg zum Restaurant ein. „Ich glaube, auch sie kann heute Abend ein freundliches Wort gebrauchen.“
„Genau“, meinte Kimberly. „Wir Mädchen müssen zusammenhalten.“
Der Erste, den Julia auf der Party im Restaurant erblickte, war Cody Landon. Er lehnte am Kaminsims und beobachtete Sarah mit Argusaugen. Die Sängerin sprach gerade mit einem frisch vermählten Paar, als Julia und Kimberly näher kamen. Die beiden warteten, bis das Gespräch beendet war und Sarah ihr Autogramm gegeben hatte. Julia führte Sarah am Arm in eine etwas stillere Ecke. Kimberly folgte ihnen.
„Danke, Sarah. Du warst fantastisch.“ Julia umarmte sie.
Sarah sah sie freudestrahlend an. „Du glaubst gar nicht, wie viel Spaß mir das gemacht hat. Ich hatte fast schon vergessen, wie es ist, für ein kleineres, überschaubares Publikum zu singen. Man kommt ganz anders in Kontakt mit den Menschen, und dadurch entsteht auch ein viel innigeres Verhältnis zur Musik.“ Nach einer Pause fuhr sie fort: „Weißt du, ich habe immer gedacht, ich wüsste genau, was ich vom Leben erwarte.“ Sie warf einen zweifelnden Blick in Codys Richtung. „Aber manchmal,
Weitere Kostenlose Bücher