Collection Baccara Band 0293
besonders wenn man jung ist, täuscht man sich auch.“
„Wie wahr“, seufzte Kimberly.
Julia lachte leise in sich hinein. Als sie auch zu Cody hinüberblickte, sah sie Trent an seiner Seite stehen. Die beiden schauten unverwandt zu ihnen herüber. Eine tiefe Traurigkeit überkam Julia.
Zum Glück erspähte sie einen Kellner, der nicht weit von ihnen mit einem Tablett voller Champagnergläser vorüberging. Sie hielt ihn an und nahm für jede von ihnen ein Glas herunter. Die drei hoben die Gläser, und Julia sagte: „Worauf wollen wir trinken? Ich schlage vor: auf Sarah, die uns einen so schönen Abend beschert hat. Und auf meine neue Freundin Kim. Und … tja, auf das, was die Zukunft noch so bringt.“
Die Frauen stießen an. Julia fiel auf, wie merkwürdig es war, dass sich bei jeder von ihnen hinter einem Lächeln ein trauriges Geheimnis verbarg.
Zwei Stunden später verabschiedete sich Sarah und zog sich in Begleitung von zwei Männern der Security zurück, die diskret in Zivil gekleidet waren.
Nach und nach waren bald auch die meisten anderen Partygäste gegangen. Julia war noch geblieben, um mit einigen Mitarbeitern vom Personal Manöverkritik zu üben, obgleich sie mit dem ganzen Ablauf des Abends sehr zufrieden sein konnte. Aber sie bestand nun einmal auf Perfektion. „Okay, das war es, was ich anzumerken hatte“, sagte sie abschließend in die Runde. „Aber ich möchte noch einmal betonen, dass Sie heute Abend alle ganz ausgezeichnete Arbeit geleistet haben.“
„Dasselbe gilt für dich“, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich. Verdutzt drehte sie sich um. Zwei Schritte von ihr entfernt stand Trent. Im Handumdrehen hatten sich die anderen in alle Richtungen zerstreut, und sie fand sich mit Trent allein im Canyon Room wieder, dem Nebenraum des Restaurants.
„Ich habe nur meine Arbeit getan“, antwortete sie kühl, nahm ihr Notizbuch und wollte gehen.
„Warum gehst du weg?“, fragte Trent gekränkt. „Ich wollte mich bei dir bedanken.“
„Das hast du ja schon.“
„Ich bin aber noch nicht fertig.“
„Das interessiert mich nicht.“ Wieder sah sie, wie ein Muskel an seiner Schläfe zuckte. Sie hatte jetzt keine Lust zu streiten. „Trent, ich bin todmüde und möchte ins Bett.“
„Aber, Julia, ich will mit dir reden“, beharrte er. „Es gibt ein paar Dinge, die ich dir sagen muss.“ Er merkte, dass es aussichtslos war. Sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Und er war selbst schuld daran.
„Geht es um etwas Dienstliches?“
„Zum Teufel, nein.“ Er ging auf sie zu.
„Dann tut es mir leid. Etwas anderes gibt es nicht zu bereden. Das habe ich dir schon gesagt.“
Trents Gesicht wurde um einige Nuancen dunkler. Sie konnte ihm ansehen, dass es in ihm brodelte.
Doch es gab keinen anderen Ausweg. Sie musste sich ihn vom Leibe halten, damit er sie nicht noch mehr verletzte. Julia ging an ihm vorbei und ließ ihn stehen, obwohl ihr das unendlich wehtat.
Zwei Tage waren seit dem Konzert vergangen. Julia erwachte und blickte von ihrem Bett aus durchs Fenster. Die ersten Sonnenstrahlen vergoldeten den Crimson Canyon. Seitdem sie hier lebte, hatte sie sich jeden Morgen auf diesen erhebenden Anblick gefreut. An diesem Tag betrachtete sie das großartige Naturschauspiel mit Wehmut. Nur noch wenige Male waren es, dass sie es genießen durfte. In weniger als drei Wochen würde sie abreisen und die roten Berge, die atemberaubenden Canyons und den Destiny Lake hinter sich lassen.
Julia fühlte sich müde und zerschlagen. Die halbe Nacht hatte sie wach gelegen, Trent verflucht und geweint. Seine Sturheit war höchstens noch von ihrer eigenen Dummheit zu überbieten. Wie hatte sie es zulassen können, sich in ihn zu verlieben? Der Schmerz war schlimmer als alles, was sie bisher in ihrem Leben erfahren hatte. Aber Julia war standhaft geblieben, und darauf war sie sogar ein kleines bisschen stolz. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt und mehr geleistet, als von ihr erwartet wurde, obwohl die Erwartungen sehr hoch gewesen waren.
Ihr Handy meldete sich. Eine Zeit lang ignorierte sie den Klingelton. Als sie merkte, dass der Anrufer beharrlich blieb, sah sie doch nach, wer sie so dringend sprechen wollte. Es war ihr Vater.
Erst am Tag zuvor hatte sie mit ihm gesprochen und ihm eröffnet, dass sie früher als vorgesehen Tempest West verlassen und nach Los Angeles zurückkehren werde. Ihr Vater hatte gleich gewittert, dass etwas im Busch war, und versucht, Näheres aus ihr
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