Collection Baccara Band 0294
meiner kurzen Rebellion gegen meine Mutter erzählt habe und dass ich dann herausfand, dass sie recht gehabt hatte?“
Tony nickte. Er sah plötzlich besorgt aus.
„Ich hatte damals ein sehr unangenehmes Erlebnis.“ Der Himmel hatte sich plötzlich bewölkt. „Ich war mit einigen Freunden auf einer Party. Ich kannte die meisten der Typen dort und betrachtete sie eigentlich als Freunde, aber später in der Nacht haben zwei von ihnen versucht, mich zu vergewaltigen.“
„Um Himmels willen, Dakota!“
Trotz der Dämmerung konnte Dakota den Schmerz und die Wut auf seinem Gesicht erkennen. Beschwichtigend berührte sie seinen Arm. „Es ist ihnen nicht gelungen. Sie hatten mehr getrunken als ich, und ich habe einen von ihnen ziemlich übel zugerichtet.“
Tony zog die Augenbrauen hoch. „Wirklich?“
Sie zuckte die Achseln. „Dallas und ich haben mehrere Selbstverteidigungskurse besucht.“
„Und was ist dann passiert?“
„Ich habe die Mistkerle beim Dekan angezeigt, aber er hat mich dazu überredet, die Anzeige fallen zu lassen. Einer von ihnen war ein bedeutender Footballspieler im Collegeteam, und der Dekan wollte kein Aufsehen erregen. Ich übrigens auch nicht. Auf keinen Fall durfte ich zulassen, dass meine Eltern etwas herausfanden.
„Und? Haben sie?“
„Nein! Das hätte mir gerade noch gefehlt.“
„Aber du warst doch das Opfer.“
„Was du nicht sagst.“ Dakota hatte gedacht, sie hätte die Vergangenheit hinter sich gelassen, aber plötzlich kam es ihr so vor, als wäre alles gestern gewesen. „Die beiden bekamen nur einen Klaps auf die Hand“, sagte sie bitter. „Und ich habe so getan, als wäre ich unsichtbar. Noch am selben Tag habe ich all meine schicken Klamotten in den Müll geschmissen.“ Dakota trank erleichtert einen Schluck Bier. Plötzlich ging es ihr wieder viel besser. „Und weißt du was? Von diesem Tag an wusste ich, dass ich mit dem Jurastudium die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ich wollte unbedingt Anwältin werden, und zwar eine so gute wie möglich.“
„Um dafür zu sorgen, dass so etwas nicht anderen Frauen passiert.“ Tony streckte die Hand aus und begann, ihr den verspannten Nacken zu massieren.
Dakota schloss die Augen und ließ den Kopf nach vorne sinken. „Du hast es erfasst.“
„Ich habe noch eine Frage.“
„Die Antwort lautet: Ja.“
„Hey, ich bin gut, aber kein Superheld! Ich brauche noch etwas Zeit, um mich zu erholen.“
Lachend duckte sie sich unter seiner Hand weg. „Okay, ich muss zugeben, dass ich auch ein bisschen erledigt bin. Du bist also vom Haken.“
„Hey, du musst es nicht übertreiben. Ich meinte ja nicht, dass wir komplett auf Sex verzichten müssen, nur, dass wir noch eine Stunde damit warten sollten.“
„Eine Stunde? Ich brauche mindestens zwei.“ Das war sogar untertrieben, ihr tat nämlich noch alles weh. Aber da das heute ihre letzte Nacht war …
Dieser Gedanke versetzte ihr plötzlich einen schmerzhaften Stich. Sie würde Tony mit Sicherheit wahnsinnig vermissen, aber es wäre unvernünftig, sich weiter mit ihm zu treffen. Sie mochte gar nicht an den Berg Arbeit denken, der zu Hause auf sie wartete, – und an die Zeit ohne Tony.
Ach herrje! Dakota hatte offensichtlich ein ernstes Problem! Die Trennung morgen würde ihr nicht leichtfallen. Aber Dakota hatte keine andere Wahl – es musste sein.
Wie zu erwarten, war das Wetter bei ihrer Ankunft in New York regnerisch und kühl. Die kalte Herbstluft roch sogar bereits nach Schnee.
Da niemand von ihnen einen Mantel dabeihatte, legte Tony schützend den Arm um Dakota, doch sie versteifte sich. Er ließ sie wieder los.
„Verdammt, wir haben den ganzen Rückflug mit Schlafen verschwendet“, sagte er kurz darauf gähnend, als er neben sie auf den Rücksitz des Taxis glitt.
„Was hast du erwartet? Schließlich haben wir letzte Nacht nur zwei Stunden Schlaf gehabt.“
„Nicht nur letzte Nacht.“
Dakota lachte. „Stimmt. Der Urlaub erscheint einem rückblickend irgendwie unwirklich, oder?“
„Mir nicht.“ Tony legte wieder den Arm um sie. Diesmal blieb er hartnäckig, als sie sich wieder versteifte, und zog sie an sich. „Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an einige bemerkenswerte Momente.“
Dakota erschauerte, entweder wegen der Erinnerung oder der Kälte, aber Tony war das egal. Hauptsache, sie kuschelte sich endlich wieder an ihn.
„Ich sage es ja nur ungern, aber ich schlafe schon wieder ein“, murmelte Dakota.
„Nur zu.“
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