Collection Baccara Band 0297
mit den schwarzen Haaren spielte, dachte er, was für eine tolle, warmherzige und liebevolle Frau sie war. „Ich möchte gern, dass du mich begleitest.“
Sie drehte sich in seinen Armen und sah ihn an. „Warum?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht, damit ein weiteres Paar Ohren die Geschichte hört und damit du mir anschließend sagst, ob sie glaubhaft klingt. Du scheinst Charaktere gut einschätzen zu können.“
„Meinetwegen“, stimmte sie widerwillig zu.
„Dann sollten wir uns jetzt fertig machen. In einer Stunde müssen wir los. Ich habe Barnaby versprochen, zwanzig Minuten früher bei ihm zu sein, falls er noch irgendwelche neuen Informationen hat.“
Alexandra nickte und sah Phillip nach, als er ihr Zimmer verließ, um unter die Dusche zu gehen. Hochstimmung und Angst bekämpften sich in ihrem Inneren. Hochstimmung, weil er nachts zu ihr gekommen war. Angst, weil sie genau wusste, dass sich im Grunde nichts geändert hatte. Immer noch stand ihre Lüge unbeweglich wie eine Mauer zwischen ihnen.
Was sollte sie tun? Sie hatte keine Ahnung.
Alexandra duschte ausgiebig und sehr heiß. Anschließend zog sie das einzige Kostüm an, das sie mit auf die Reise genommen hatte – ein einfaches braunes Leinenkostüm mit einem kurzen Rock –, und Schuhe mit niedrigem Absatz. Es war das Outfit, das sie nach dem Hochzeitsempfang auf dem Weg in die Flitterwochen mit Robert hatte tragen wollen.
Wie lange war dieser Tag schon her! Er schien in das Leben einer anderen Frau zu gehören. Manchmal lösten sich Probleme, wenn man gar nicht damit rechnete. Vielleicht war das Glück auch noch auf ihrer Seite, wenn sie Phillip endlich sagte, wer sie war. Sie durfte die Hoffnung nicht aufgeben.
Alexandra trat hinaus auf die mit Blauregen umrankte Veranda und blickte über das Wasser in die Ferne. Sie erinnerte sich an ihr Abenteuer. Ein Wochenende ohne Geld. Ohne Sorgen. Es war so perfekt gewesen. Sie hatte sich nie so lebendig gefühlt wie in diesen zwei Tagen. Das Leben war nie so voller Versprechen gewesen.
„Wir haben noch Zeit für ein schnelles Frühstück.“ Phillip saß an einem weißen Weidentisch, auf dem Gebäck und eine Kanne Kaffee standen.
„Nein, danke. Ich bekomme jetzt keinen Bissen hinunter.“
Phillip stand auf und trat zu ihr. Er blickte auf sie hinab. „Dann, denke ich, sollten wir gehen. Bist du bereit?“
„Ich bin es. Du auch?“ Ein ungewöhnliches Geräusch weckte Alexandras Aufmerksamkeit. Sie drehte sich zu den Ställen und vernahm Schreie und laute Schläge, als würde etwas Hartes gegen Holz schlagen. „Hast du das gehört?“
Die Schreie wurden lauter und panischer. „Das kommt aus dem Stall dort drüben.“
„Ja.“ Phillip lief bereits die Treppe hinunter.
„In dem Stall steht Eros!“, rief sie hinter ihm her.
Er antwortete nicht, sondern stürmte los. Alexandra folgte ihm, so schnell es ihre Pumps zuließen. Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Sie hatte einen trockenen Mund. Eros!
Bitte, lass ihm nichts passiert sein, dachte sie verzweifelt. Das Pferd war ihr sehr ans Herz gewachsen. Sie liebte es fast so sehr wie seinen Besitzer.
Als sie die lang gestreckte weiße Scheune erreichten, schlugen ihnen lautes Getöse, Schreie und Flüche entgegen. Beim Blick in die dunkle Scheune bekam Alexandra flüchtig etwas Schwarzes, Glänzendes zu sehen, und sie hörte den unverkennbar keuchenden Atem eines verängstigten Pferdes. Alexandra blickte nach rechts. Eros’ Box war leer. Das Pferd war ausgebrochen.
„Eros ist los!“, rief sie Phillip zu.
Er fluchte und rannte in den Stall. Alexandra stürzte hinter ihm her.
„Wo ist er?“ Phillip brüllte einen der jüngeren Stallburschen an.
„In dem anderen Gang, Sir. Er ist ausgebrochen, als wir die Box gereinigt haben. Tut mir leid, dass wir nicht …“
„Das ist jetzt egal!“, fuhr Phillip ihn an. „Wirf mir das Seil und das Zaumzeug zu!“
Alexandra blieb einen Moment stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Doch Phillip rannte schon weiter. Sie folgte ihm.
Alexandra war vielleicht nicht die erfahrene Trainerin, die sie zu sein vorgegeben hatte, aber sie spürte instinktiv, dass die panischen Schreie nicht dazu beitragen würden, das verängstigte Pferd zu beruhigen oder einzufangen.
Sie zögerte nur eine Sekunde, bevor sie zur Sattelkammer rannte. Dort schleuderte sie ihre Schuhe von sich, zog die Strumpfhose aus und stieg in Reitstiefel. Zeit, ihren Rock gegen eine Reithose zu wechseln, hatte sie nicht. Sie nahm eine
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