Collection Baccara Band 0305
Entscheidung ihm zu überlassen. So sollte es ja auch sein, denn schließlich war er ihr Boss. Doch heute hatte sie geradezu die Rollen getauscht – und er hatte es geschehen lassen.
Aus heiterem Himmel wirbelte sie sein Leben durcheinander wie ein Tornado. Cade hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte.
Jet-Setting war ganz schön anstrengend, fand Abby. Wieder machte sie es sich in einem der weichen Ledersitze von Cades Privatjet bequem und fuhr ihren Laptop hoch. Wieder versuchte sie, sich auf die Hochzeitsplanung zu konzentrieren, was ihr zunehmend schwerer fiel. Glücklicherweise hatte sie viele entscheidende Punkte schon abgehakt. Eine hübsche altertümliche Kirche in San Francisco war reserviert, die Musik, die Beleuchtung, die Blumen, das exquisite Menü … all das war arrangiert. Jetzt ging es um Details: den Tischschmuck, die Platzkarten, auf denen außer dem Namen des Gastes auch ein kleiner persönlicher Gruß des Brautpaars stehen sollte.
Wie zum Beispiel: Vielen Dank, dass Sie unsere Firmenfusion mit uns feiern?
Na super.
Abby stöhnte genervt auf. Am liebsten hätte sie ihren Laptop zu Boden gefeuert, um frustriert darauf herumzutrampeln und Cade so lange anzuschreien, bis er endlich zu Verstand kam.
„Alles in Ordnung?“ Von seinem Platz ihr gegenüber zwinkerte Cade ihr amüsiert zu.
Ups, sah man ihr ihre gereizte Stimmung etwa so deutlich an? „Aber ja, alles okay. Ich hänge hier nur gerade an einem Detail für den Hochzeitsempfang fest“, schwindelte sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
Sein Lächeln verblasste. „Wenn ich Sie nicht hätte. Es ist ein tolles Gefühl, sich so bedingungslos auf jemanden verlassen zu können. Ich wüsste nicht, wie ich das in der kurzen Zeit ohne Sie schaffen würde.“
„Indem Sie sich zum Beispiel wie Ihr Bruder für eine schlichte Hochzeit entschieden hätten.“ Die spitze Bemerkung war heraus, bevor Abby sich zurückhalten konnte. „Es war eine einfache Zeremonie am Strand, oder?“
Cade zuckte mit den Achseln. „Na ja, der war schließlich verliebt und legte auf eine intime Atmosphäre wert. Ich hingegen möchte aller Welt das Verschmelzen zweier Dynastien demonstrieren.“
Bei diesen Worten zog sich Abbys Magen schmerzhaft zusammen. Gab es für ihn wirklich nichts anderes im Leben?
„Mir macht die Extraarbeit nichts aus. Im Gegenteil, das Geld kann ich gut gebrauchen.“
„Sie verdienen doch nicht schlecht.“ Er sah sie forschend an. „Wozu brauchen Sie so viel Geld, wenn ich fragen darf?“ Entschuldigend hob er beide Hände. „Sorry, Ihre finanzielle Situation geht mich natürlich nichts an.“
„Ich habe eine Menge Arztrechnungen zu bezahlen“, erwiderte sie knapp.
Sofort schoss er in seinem Sitz nach vorn. „Waren Sie krank?“
„Nein, meine Mutter. Sie wissen doch.“
Oh nein, jetzt bloß keine Tränen. Das Letzte, was sie von Cade wollte, war Mitleid.
„Stimmt, das erwähnten Sie neulich. Es ist passiert, kurz bevor Sie bei uns angefangen haben, oder?“
„Ja.“ Die Tränen schnürten ihr den Hals zu, und sie konnte nicht weitersprechen.
Er löste seinen Sicherheitsgurt, stand auf und setzte sich auf den freien Platz neben Abby. Behutsam nahm er ihr den Laptop ab und stellte ihn auf den Tisch. Dann umfasste er zu ihrem Entsetzen ihre Hände.
Sanft strich er mit dem Daumen über ihren Handrücken. „Warum haben Sie damals nie ein Wort davon gesagt?“
„Was gab es da schon zu sagen? Ich hatte die Stelle angenommen, um zu arbeiten, und nicht, um mich bei Ihnen auszuheulen.“
Ein leises Lächeln legte sich um seine Lippen. „Sie sind wirklich die toughste Frau, die ich kenne. Anstatt sich selbst ein wenig trösten zu lassen, haben Sie Brady und mich nach dem Tod unseres Vaters getröstet.“
„Aber das habe ich doch gar nicht“, widersprach sie verlegen.
„Doch, und zwar, indem Sie für den reibungslosen Ablauf im Büro gesorgt haben. Dazu wären Brady und ich zu der Zeit gar nicht in der Lage gewesen. Sie haben uns in der schwersten Zeit unseres Lebens beigestanden. Das werde ich Ihnen nie vergessen.“
Achselzuckend wandte sie den Blick ab. „Ich habe nur meinen Job gemacht. Keine große Sache.“ Die Wendung, die das Gespräch genommen hatte, behagte ihr nicht. Sie wollte Cades Interesse, seine Aufmerksamkeit, aber nicht sein Mitleid. „Sorry, die Arbeit ruft. Mein Boss ist ein fieser Sklaventreiber, müssen Sie wissen“, meinte sie scherzhaft.
Das Stichwort für ihn, sich zurückzuziehen.
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