Collection Baccara Band 0305
als sich selbst. So gern er auch Abby und ihren beachtlichen Verführungskünsten die Schuld gegeben hätte.
Schlimmer noch als sein Mangel an Selbstbeherrschung war die Tatsache, dass er gerade eben seine Verlobte betrogen hatte.
„Tut mir leid“, brachte er rau hervor. Himmel, war das seine Stimme?
Erschrocken fuhr Abby sich mit der Hand an den Mund. Auch sie zitterte am ganzen Körper.
„Ich wollte nicht …“ Er wandte sich ab, atmete tief durch und sah sie zerknirscht an. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Abby.“
Wortlos ging sie zum Couchtisch, nahm den Aktenordner und reichte ihn Cade. „Hier ist der Plan für das morgige Treffen mit dem Bauunternehmer.“ Mit einer Bewegung der Hand glättete sie ihr Kleid. „Tut mir leid, aber ich fürchte, ich kann an dem Meeting nicht teilnehmen.“
„Warum nicht?“
„Ich halte es für besser so.“ Damit drehte sie sich um und verließ beinahe fluchtartig das Zimmer. Doch sie knallte nicht wie erwartet die Tür hinter sich zu, sondern schloss sie betont leise, was seltsamerweise noch viel dramatischer wirkte.
Verdammt, er hatte es vergeigt. Und zwar in einer Hinsicht, die er sich kaum eingestehen mochte. Er ärgerte sich nämlich nicht in erster Linie über sein unprofessionelles Verhalten oder darüber, dass er seine Verlobte hintergangen hatte. Nein, Cades Problem sah ganz anders aus: Plötzlich wollte er Abby Morrison, wie er nie zuvor eine Frau gewollt hatte. Und wenn er etwas wollte, dann gab er nicht auf, bis er sein Ziel erreicht hatte.
Schon stand er im Begriff, sein Treueversprechen Mona gegenüber zu brechen. Wie sollte er eine Frau heiraten, wenn er sich danach sehnte, mit einer anderen zusammen zu sein?
Blieb bloß zu hoffen, dass es sich um eine rein sexuelle Anziehung handelte. Damit könnte er umgehen. Auf Sex konnte er bis zu seiner Hochzeit mit Mona verzichten.
Doch er fürchtete fast, dass ihn mehr antrieb als unbefriedigte Lust und erotische Fantasien über seine Sekretärin.
Eine einzelne Harfe oder ein ganzes Orchester?
Nein. Eine Harfe.
Nur mühsam widerstand Abby dem Drang, den Laptop zuzuklappen. Sie konnte sich einfach nicht auf die Hochzeitsplanung konzentrieren … zumindest nicht auf die für den Mann, der sie gerade eben so schwindelerregend geküsst hatte.
Aber was blieb ihr anderes übrig? Er war ihr Boss, sie hatte den Auftrag angenommen, Schulden drückten. Sie konnte diese verhängnisvolle Hochzeit, dieses Geschäftsabkommen, ohnehin nicht stoppen. Cade musste selbst begreifen, dass diese Ehe ein Fehler wäre.
Falls das je geschehen sollte, würde sie reinen Tisch machen und ihm ihre Gefühle gestehen. Bis dahin würde sie ihre Arbeit wie immer zu seiner größtmöglichen Zufriedenheit erledigen. Wozu natürlich auch gehörte, ihm ihre Vorschläge für nette Flitterwochen-Events möglichst realitätsnah vorzuführen. Er sollte eine Ahnung davon bekommen, wie ein traumhafter Honeymoon mit einer geliebten Frau aussehen konnte.
Sein leidenschaftlicher Kuss ließ keinen Zweifel daran, dass Cade Sex mit ihr wollte. Doch sie hatte ihm viel mehr zu geben als nur das: Sie liebte ihn. Wenn er das doch bloß sehen würde.
Was, wenn das nie passierte? Und was, wenn doch?
Dann war da ja auch noch Mona … Brachte sie, Abby, es wirklich fertig, einer anderen Frau den Mann auszuspannen? Und das so kurz vor der Hochzeit?
Apropos … Sie musste Mona noch eine E-Mail schreiben, um sich nach ihren Musikwünschen zu erkundigen.
Gesagt, getan. Die Antwort ließ auch gar nicht lange auf sich warten.
Abby,
alles okay. Planen Sie die Hochzeit einfach so, als sei es Ihre eigene. Rückfragen erübrigen sich, ich lege alles in Ihre fähigen Hände.
Mona
Das war doch völlig verrückt! Zumindest beruhigte diese Antwort Abbys schlechtes Gewissen. Mona war so offensichtlich nicht in Cade verliebt, dass eine Trennung sie nicht besonders treffen würde. Das versuchte Abby sich zumindest einzureden.
Ganz gegen seine sonstige Gewohnheit hatte Cade Mühe, sich auf das Treffen mit dem Bauunternehmer zu konzentrieren. In Gedanken war er die ganze Zeit bei Abby, meinte, ihre weichen, warmen Lippen zu spüren, erinnerte sich an ihr sehnsüchtiges Seufzen.
Doch als er sich so abrupt von ihr gelöst hatte, war sie sehr schnell wieder zu ihrem üblichen geschäftsmäßigen Auftreten übergegangen.
In dem einen Jahr, seit er sie jetzt kannte, hatte er sie nur zweimal die Kontrolle verlieren sehen: in der Bar bei ihrem albernen
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