Collection Baccara Band 0313
miteinander. Aber sie waren sich der Nähe des anderen sehr bewusst, und in seinen Augen konnte sie sehen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte.
Tate unterbrach als Erster den Blickkontakt und wandte sich wieder seinem Sohn zu. „Was hast du für heute Morgen geplant?“, fragte er sie. Seine Stimme klang wieder völlig neutral, als wenn es den nahen Moment eben nie gegeben hätte.
Gemma war enttäuscht. Dann ärgerte sie sich. Warum war sie enttäuscht, dass dieser eine Moment der Verbundenheit vorbei war? Schließlich konnte dieser Augenblick den Rest ihrer Probleme nicht aus der Welt schaffen. Eigentlich war sie erleichtert, dass seine Frage so geklungen hatte, als ob er hoffte, den Tag nicht mit ihr verbringen zu müssen. Sie konnte gut ohne ihn auskommen. „Ich dachte daran, mit Nathan einen Spaziergang im Garten und hinunter zum See zu machen. Es ist ein schöner Tag.“
Er nickte. „Gute Idee. Er braucht frische Luft und Sonne. Er sieht ein bisschen blass aus.“
War das eine versteckte Kritik? Wollte er damit andeuten, dass sein Sohn nicht genug Fürsorge und Aufmerksamkeit bekommen hatte, weil sie eine alleinstehende und berufstätige Mutter gewesen war? Falls ja, traf das einfach nicht zu. Nathan war in eine wunderbare Kita gegangen, und sie war jedes Wochenende mit dem Jungen in den Park gegangen. Sie hatte ihn sogar zum Einkaufen in den Supermarkt mitgenommen, wo er immer Spaß gehabt und die Kassiererinnen mit seinem Charme eingewickelt hatte. Sie hatte es geliebt, mit ihm anzugeben.
„Ich weiß, dass Nathan wegen der Operation noch nicht schwimmen gehen kann“, fuhr Tate fort. „Aber dir steht es frei, jederzeit den Pool zu benutzen. Er ist beheizt.“
„Danke“, meinte sie angenehm überrascht. „Es wäre nett, etwas Zeit für mich zu haben.“
„Gemma, du bist dir schon darüber im Klaren, dass wir eine volle Woche hier bleiben müssen? Alles andere würde komisch aussehen.“
„Ich weiß, dass du nicht mit mir zusammen sein willst“, erwiderte sie gekränkt. „Du brauchst es mir nicht immer wieder unter die Nase zu reiben.“
Er fluchte leise. „Es geht nicht um uns. Das hast du anscheinend aus dem Blick verloren. Ich tue das um meiner Familie und auf lange Sicht um Nathans willen.“ Er hielt kurz inne. „Ich dachte, du auch.“
Wie schaffte er es nur, alles zu seinem Vorteil zu wenden? Sie seufzte. „Ja, natürlich.“
„Was ist dann das Problem?“
„Es gibt keines. Du siehst Probleme, wo keine sind.“
Tate sah sie durchdringend an, bevor er Nathan den letzten Löffel Brei fütterte und aufstand. „Ich bin den ganzen Morgen über im Arbeitszimmer.“ Obwohl er sich jetzt wieder kühl gab, nahm er sich noch einen Moment Zeit, um seinem Sohn liebevoll übers Haar zu streichen, bevor er die Küche verließ.
Gemma realisierte, dass er recht hatte. Einen Moment lang hatte sie den Grund für ihre Ehe aus dem Blick verloren. Es ging ausschließlich um Nathan.
Im Arbeitszimmer versuchte Tate vergeblich, sich auf einen umfangreichen Geschäftsbericht zu konzentrieren. Denn seine Gedanken waren bei Gemma. Er stand auf und ging zum Fenster. So sehr er es auch hasste, musste er sich eingestehen, dass er sie wollte. Ach, das war viel zu harmlos ausgedrückt: Er war völlig verrückt nach ihr. Meine Güte, wie konnte er noch immer eine Frau begehren, die ihn derart benutzt hatte? Und wie konnte er sie sich − jetzt, wo sie ein Teil seines Lebens war − ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen? Indem er sein Verlangen nach ihr konsequent ignorierte. So wie gestern beim Abendessen und heute Morgen in der Küche.
Vor seinem inneren Auge sah er immer noch vor sich, wie sie Drake vor zwei Jahren geküsst hatte. Das konnte er nicht vergessen. Ihre körperlichen Vorzüge mochten dafür sorgen, dass er diese Erinnerung vorübergehend ausblendete. Aber dann kehrte sie immer wieder mit voller Wucht zurück. Die Zukunft sah wirklich düster aus. Alles war ihre Schuld. Also warum fühlte er sich deswegen mies? Frauen!
Er liebte seine Mutter. Aber sie hatte seinen Vater tief enttäuscht. Und Gemma hatte ihn tief enttäuscht. Er hatte nicht gelernt, seiner Mutter wieder zu vertrauen, und war nicht sicher, ob er Gemma jemals wieder vertrauen konnte. Nicht in naher Zukunft, entschied er, als er beobachtete, wie sie sich mit Nathans Kinderwagen auf den Weg hinunter zum See machte.
Am liebsten hätte er die beiden begleitet. Und das hatte nichts mit Gemmas langen Beinen zu tun, die in den
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