Collection Baccara Band 0313
hinzu.
Ihre Mutter beugte sich vor, unterbrach den Blickkontakt zwischen den beiden. „Aber nein, Darling, du kennst diesen Mann nicht! Er hat hier nichts zu suchen“, bemerkte sie scharf.
„Und doch bin ich da“, entgegnete Seth trocken.
„Sie sollten jetzt wirklich gehen. Wenn Sie darauf bestehen, können wir uns später unterhalten …“
„Ich heiße April?“, fiel ihr ihre Tochter ins Wort. „Wenigstens mein Name sollte mir doch bekannt vorkommen.“
„Ja, du heißt April Fairchild. Ich muss es schließlich wissen, weil ich dir diesen Namen gegeben habe, oder?“
April sah fragend zu Seth. „Aber wer sind dann Sie?“
Die Intensität ihres Blicks ging ihm durch und durch. Er räusperte sich. „Seth Kentrell. Wir beide haben etwas Geschäftliches zu besprechen. Dringend.“
„So dringend, dass Sie an meinem Krankenbett auftauchen?“ Sie blinzelte verwirrt, die Unschuld in Person.
Seth ermahnte sich, nicht darauf hereinzufallen. Die Schauspielerei lag ihr im Blut, schließlich stand April seit ihrem dreizehnten Lebensjahr auf der Bühne. „Ja“, erwiderte er knapp.
Sie zuckte sichtlich zusammen und rieb sich mit den zarten Händen die Schläfen. „Was ist denn bloß geschehen?“
„Du hattest einen Autounfall“, erklärte ihre Mutter ernst.
April seufzte. „Könnte mir bitte jemand eine Kopfschmerztablette besorgen?“
Wortlos beugte Seth sich vor und betätigte die Klingel am Kopfende ihres Betts, sorgfältig darauf bedacht, die Kranke nicht zu berühren. Keine zwei Minuten später rauschte eine stämmige Krankenschwester herein, um sich ausführlich nach dem Befinden der Patientin zu erkundigen und ihre Temperatur zu messen. Während sie April mit Fragen attackierte, suchte diese Seths Blick. Sie wirkte so hilflos und verloren, dass sie den Ritter in ihm weckte, der das Burgfräulein vor allen Anfeindungen der bösen Welt beschützen wollte. Vermutlich hatte sie es genau darauf angelegt, und er tappte wie ein Trottel in die Falle.
Schließlich gab die Schwester April zwei Tabletten und marschierte mit einem strengen „Zehn Minuten, mehr nicht. Die Patientin muss sich erholen“ aus dem Zimmer.
Wie viel Erholung brauchte sie wohl, um ihr Gedächtnis wiederzuerlangen? Das war die Preisfrage. Seth vermutete, dass April in den letzten drei Tagen, seit sie aus dem Koma erwacht war, Gelegenheit gehabt hatte, sich mit Unterstützung ihrer Mutter eine Strategie zurechtzulegen, um unbequemen Nachfragen zu entgehen und Zeit zu schinden. Zeit, die sie brauchte, um nach Jesses plötzlichem Tod ihre Besitzansprüche am Lighthouse Hotel geltend zu machen. Da kam eine vermeintliche Amnesie gerade recht.
„Sie glauben mir nicht, Mr Kentrell, oder?“, unterbrach April mit sanfter Stimme seine Gedanken.
„Ich bin mir noch nicht sicher“, erwiderte er wahrheitsgemäß.
„Warum sollte ich mir eine Amnesie ausdenken?“
„Um eine Auseinandersetzung mit mir zu vermeiden.“ Achselzuckend fuhr er fort: „Vielleicht geht es Ihnen auch nur um die Publicity.“
„Publicity? Wieso?“ Wieder blinzelte sie verständnislos. Und doch war sie kein harmloses Dummchen, sondern eine intelligente junge Frau, wie ihre klugen Augen verrieten. Höchste Zeit also, eine eigene Strategie zu entwickeln. Natürlich könnte er April geradeheraus beschuldigen, eine Betrügerin zu sein. Was allerdings nur vehementes Leugnen zur Folge haben würde, daran zweifelte er nicht. Das würde ihn nicht weiterbringen. Nein, besser war es, auf das Spiel einzugehen und abzuwarten, bis sie sich von selbst verriet.
Er ging zum Fenster und öffnete die Vorhänge wieder, um Licht hereinzulassen.
„Darf sie aufstehen?“, wandte er sich an ihre Mutter.
„Ja, die Ärzte haben ihr Einverständnis gegeben.“
„Irgendwelche ernsten Verletzungen?“, fragte er weiter.
Ihr Zögern verriet, dass sie offensichtlich wenig Neigung verspürte, ihn mit detaillierten Informationen zu versorgen. Er schenkte ihr ein wohl kalkuliertes Lächeln, das beruhigend wirken sollte. „Hören Sie, ich bin hier, um zu helfen. Wenn Sie mit mir zusammenarbeiten, kann ich Ihre Tochter vor dem Skandal eines öffentlichen Rechtsstreits bewahren.“
Mrs Fairchild nickte. Sie wirkte alarmiert. „Sie hat bloß ein paar Schürfwunden, die fast verheilt sind. Ihr Gleichgewichtssinn ist leicht gestört, weshalb sie nur mit der Hilfe eines Physiotherapeuten aufstehen soll.“
„Ich trage Sie zum Fenster“, beschloss Seth, an April gewandt. „Es gibt
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