Collection Baccara Band 0313
da etwas, was ich Ihnen zeigen muss.“
Er wollte sie tragen. Aprils Herz fing vor Aufregung wild an zu pochen. Sie fühlte sich wie in einem surrealen Traum gefangen und doch war ihr klar, dass sie das alles gerade wirklich erlebte. Der Mann neben ihrem Bett war ein Mensch aus Fleisch und Blut, daran ließ seine überwältigende Präsenz keinen Zweifel.
Die Intensität seines Blicks jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Groß und dunkel stand er da, äußerlich ganz der respektable Geschäftsmann, aber diese Augen … strahlend blau und ausdrucksvoll. Etwas Gefährliches ging von ihm aus – verhalten und kontrolliert, aber zweifellos vorhanden.
Rasch blickte sie zur Seite. Wieder überwältigte sie lähmende Hilflosigkeit – ein Gefühl, das sie seit ihrem Erwachen vor drei Tagen quälte. Nur die Anwesenheit dieser Frau, die behauptete, ihre Mutter zu sein, verhinderte, dass ihre Verzweiflung Oberhand gewann und ihr völlig den Boden unter den Füßen wegzog.
Und nun bot dieser Mann an, sie auf seinen starken Armen zu tragen. Was sie absolut nicht wollte, immerhin war er ein Fremder. Außerdem empfand sie seine Nähe schon jetzt als beinahe intim. Zu intim für jemanden, den sie nicht kannte. Also konzentrierte sie sich ganz auf ihren Körper unter der Krankenhausdecke, versuchte zu ergründen, ob sie sich auf ihre Beine verlassen konnte, und entschied sich dafür. „Ich kann selbst laufen.“
Dann durchzuckte sie ein Gedanke. Sie war doch wohl hoffentlich nicht mit einem dieser scheußlichen Krankenhausnachthemden bekleidet, die hinten offen waren? Rasch spähte sie unter die Decke und fand sich in ein langes smaragdgrünes Nachtkleid mit Spitzenbesatz an den Säumen gehüllt. Damit konnte sie sich wohl aus dem Bett wagen, ohne sich vor diesem Mann in seinem korrekten Anzug allzu sehr zu entblößen.
Sie schwang erst das eine, dann das andere Bein über die Bettkante und beschloss, die Sache von der praktischen Seite zu sehen. Zumindest könnte Seth sie stützen, falls ihre Beine wider Erwarten nachgaben. Langsam und vorsichtig richtete sie sich auf.
Sofort begann alles um sie herum, sich zu drehen. Panik stieg in ihr auf; ihre Beine versagten ihr den Dienst, gleich würde sie auf den harten Fliesenboden knallen … Doch dann fühlte sie sich von starken Armen gehalten. Kraftlos ließ sie sich gegen Seths breite Brust sinken, klammerte sich Halt suchend an ihn.
Ihr Atem ging schnell und flach, sie konnte sich nicht bewegen. Wie durch einen Nebel hörte sie die Frau, die behauptete, ihre Mutter zu sein, fragen, ob alles in Ordnung sei. April schaffte es nicht, auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen. Sie brauchte all ihre Kraft, um das entsetzliche Schwindelgefühl zu bekämpfen.
Endlich schien der Raum um sie herum zum Stillstand zu kommen, und sie wurde sich des Mannes bewusst, in dessen Armen sie lag. Sie atmete seinen frischen Duft ein, spürte die Wärme seines Körpers.
April holte tief Luft, zwang sich, das Gewicht auf ihre eigenen Beine zu verlagern. Sie musste stark sein! „Vielen Dank, ich glaube, jetzt komme ich allein klar.“
„Das bezweifle ich.“ Mit einer geschmeidigen Bewegung hob er sie hoch.
Völlig überrumpelt schlang sie ihm die Arme um den Hals, um sich festzuhalten. Sie wollte ihm gerade befehlen, sie runterzulassen, sehnte sich danach, endlich wieder sicher und geborgen in ihrem Krankenhausbett zu liegen, da hatte er sie schon zum Fenster getragen.
Mit dem Kinn deutete er nach draußen. „Sehen Sie all die Leute da? Sie sind Ihretwegen hier.“
April spähte nach unten. Eine große Menschenmenge hatte sich vor dem Eingang zum Krankenhaus versammelt, darunter offenbar etliche Reporter. Sogar Kamerateams der bedeutenden Fernsehsender des Landes entdeckte sie.
All diese Leute waren ihretwegen hier? Plötzlich bekam sie ein ganz hohles Gefühl im Bauch, und kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn. „Ich bin … prominent?“, flüsterte sie kaum hörbar.
„Allerdings“, bestätigte Seth. Er glaubte ihr immer noch nicht, das war ihm deutlich anzumerken.
Was ihr eigentlich egal sein konnte, schließlich kannte sie ihn nicht einmal. Doch es war ihr nicht egal. Im Gegenteil. Entgegen jeder Vernunft wünschte sie sich, diese dunklen, eindringlichen Augen voller Respekt und Bewunderung auf sich ruhen zu spüren. Vergeblich suchte sie nach den richtigen Worten, die ihm begreiflich machen würden, was in ihr vorging.
Stattdessen fragte sie: „Wieso bin ich
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