Collection Baccara Band 0313
berühmt?“
Er zögerte, schien zu überlegen, wie viel er ihr zumuten durfte. „Sie sind Sängerin.“
Von einer Sekunde auf die andere hatte sie ein Bild vor Augen, wie sie an einem Flügel saß und sang. Ihre Panik ebbte ab. „Ich spiele auch Klavier.“
„Ja.“ Mit raschen Schritten brachte Seth sie zurück zum Bett und legte sie behutsam auf die Matratze.
Sie stopfte sich ein Kissen hinter den Kopf. „Sind Sie in der Musikbranche tätig?“
„Nein, im Hotelbusiness“, erwiderte er und sah sie dabei merkwürdig an.
Auf einmal wusste sie, dass es eine ziemlich ernste Angelegenheit sein musste, derentwegen er hier war. Blieb nur zu hoffen, dass sie keine Kontrahenten waren. Ihn zum Gegner zu haben, würde sich wohl keiner wünschen.
„Sagen Sie schon, was führt Sie her?“ Angespannt wartete sie auf seine Antwort.
„Sie besitzen seit Kurzem eins meiner Hotels.“ Er schien sie förmlich mit seinem Blick zu durchbohren. „Keine Ahnung, wie es dazu gekommen ist, aber ich will es auf jeden Fall zurückhaben.“
Wieder erweckte sie den Eindruck, als hätte sie keine Ahnung, wovon er sprach. „Wie könnte ich eins Ihrer Hotels besitzen? Ich verstehe nicht …“
„Eine gute Frage, aber im Moment irrelevant.“ Er zog ein zusammengefaltetes Dokument aus seiner Jackentasche. „Es existiert jedenfalls ein Vertrag, der Sie zur Besitzerin macht, und ich möchte, dass Sie dieses Dokument unterschreiben, um von dem Vertrag zurückzutreten.“
Zugegeben, wenn sie tatsächlich unter Amnesie litt und sie in diesem Zustand eine Erklärung unterschrieb, würde die im Zweifelsfall wohl kaum vor Gericht Bestand haben. Aber irgendetwas musste er schließlich unternehmen.
Sie nahm das Papier, faltete es aber nicht auseinander. „Wenn wir uns nie zuvor begegnet sind, wie kann ich Ihnen dann ein Hotel abgekauft haben? Oder lief es über unsere Anwälte, und Sie haben versehentlich unterschrieben?“
Oh nein, so war es bestimmt nicht gewesen. Vielmehr war es ihr offenbar gelungen, Jesse unter Druck zu setzen, den Deal geheim zu halten. Seth hatte erst davon erfahren, nachdem man ihm die Habseligkeiten seines verunglückten Bruders ausgehändigt hatte, unter denen sich auch besagtes Dokument befand.
Mit aller Macht verdrängte er die Trauer, die ihn beim Gedanken an jene schrecklichen Stunden im Krankenhaus überfiel. Das musste bis später warten. Jetzt brauchte er einen klaren Kopf. „Sie kannten meinen Bruder.“
„Kannte?“ In angstvoller Erwartung sah sie ihn an.
„Er kam bei dem Unfall ums Leben“, erwiderte er so neutral wie möglich.
„Jemand ist gestorben?“, fragte sie mit erstickter Stimme.
„Darling, mach dir jetzt keine Gedanken darüber“, mischte sich ihre Mutter energisch ein. „Das Wichtigste ist, dass du wieder gesund wirst.“
Mit einer Handbewegung wischte April den Einwand beiseite. „Erzählen Sie mir, was passiert ist“, sagte sie mit fester Stimme.
„Sie waren zusammen mit meinem Bruder bei einem Anwalt, um den Vertrag über das Lighthouse Hotel zu unterschreiben. Auf dem Rückweg ist dann der Unfall passiert“, erklärte er knapp, bemüht, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen.
„Oh Gott“, hauchte sie entsetzt. „Wer saß am Steuer?“
„Jesse.“
Wenn möglich, wurde sie noch eine Spur blasser. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre Betroffenheit wirkte echt, vielleicht hörte sie wirklich gerade zum ersten Mal davon. Aber das sagte nicht unbedingt etwas über ihren Gesundheitszustand aus. Menschen konnten sich manchmal nicht an ein traumatisches Ereignis wie einen schweren Unfall erinnern, auch wenn sie nicht unter Amnesie litten.
Seth schenkte ihr ein Glas Wasser aus dem Krug auf ihrem Nachttisch ein und reichte es ihr. Wortlos nahm sie es und trank. Dann sah sie auf. „Sie haben also Ihren Bruder verloren. Das tut mir sehr leid.“
Ihr Mitgefühl weckte Emotionen in ihm, die er nicht zulassen wollte. „Danke“, erwiderte er knapp.
Nach kurzem Schweigen fragte April: „Wo ist dieses Lighthouse Hotel eigentlich?“
Mit dieser Frage will sie mich wohl von meinem Kummer ablenken, dachte Seth. Eine nette Geste, sicher, aber es änderte nichts an seinem Misstrauen. „In Queensport, an der Küste Connecticuts.“
„Bin ich denn so reich, dass ich mir dort ein Hotel leisten kann?“ Sie sah fragend zu ihrer Mutter. „Das muss doch ein Vermögen gekostet haben.“
„Nun, es war kein herkömmlicher Handel, sondern eine Art
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