Collection Baccara Band 0313
sie seine Nähe nicht genießen, doch das Gegenteil war der Fall. Von ihm gehalten zu werden, gab ihr ein unbeschreiblich tröstliches Gefühl der Geborgenheit. Nicht nur wegen seiner körperlichen Kraft, es ging auch eine innere Stärke von ihm aus, die sie deutlich spüren konnte und die sie beruhigte.
Endlich erreichten sie den rundum verglasten Raum an der Spitze des Leuchtturms, und Seth stellte sie auf die Füße. Zu ihrem Erstaunen entdeckte sie zwei bequem aussehende Liegestühle, von denen man direkt aufs Meer blickte. Erleichtert ließ sie sich auf eine der Liegen sinken, froh, ihre brennenden Muskeln entspannen zu können.
Anstatt sich neben sie zu setzen, trat Seth ans Fenster und stützte die Hände auf die umlaufende Reling. Obwohl April ihn nur im Profil sah, registrierte sie, wie wachsam, geradezu hungrig sein Blick wirkte.
„Das Hotel ist weit mehr für Sie als nur ein Aktivposten in Ihrem Portfolio, stimmt’s?“
Er wandte sich nicht um, doch seine angespannte Haltung sprach Bände. „In den Ferien hat mein Vater uns immer hierher mitgenommen.“
„War das sein Lieblingshotel?“, forschte sie in sanftem Ton nach.
Den Blick noch immer starr aufs Meer gerichtet, zuckte er mit den Schultern. „Es war wohl in erster Linie praktisch: weit genug entfernt von seiner richtigen Familie und einsam genug, um einen Skandal zu verhindern.“
Seine Worte klangen emotionslos, aber so viel Abgeklärtheit nahm April ihm nicht ab. Tief in seinem Innern musste er Kummer und Wut darüber empfinden, seine ganze Kindheit über vor den Augen der Öffentlichkeit versteckt worden zu sein. Doch das ging sie nichts an, und sie würde nicht weiter in ihn dringen. Sie stand auf und gesellte sich zu ihm ans Fenster. „Es ist schön hier.“
„Ja“, bestätigte er, in Gedanken versunken.
April ließ den Blick über die schroffe Küstenlinie schweifen, beobachtete, wie die schaumgekrönten Wellen sich an den steilen Felsen brachen. Plötzlich meinte sie, Musik zu hören – ein Klavier und Gitarre. Und da waren auch Stimmen, ein Mann und ein junges Mädchen sangen im Duett. Textfetzen drangen in ihr Bewusstsein, als hätten die Wellen sie angespült. Ein Gefühl tiefen Friedens senkte sich auf sie herab.
„Was ist?“, holte Seths drängende Stimme sie wieder in die Gegenwart zurück.
Noch ganz ergriffen von dem Wunder, das gerade geschehen war, drückte April fest seine Hand. „Hier habe ich mal gesungen, ich erinnere mich genau.“
4. KAPITEL
April klopfte an die Verbindungstür zu Seths Suite und schlüpfte hinein. Er hatte sich umgezogen, trug jetzt ein dunkelblaues T-Shirt und Jeans. Plötzlich war sie hellwach. Nach ihrem Ausflug auf den Leuchtturm hatte sie sich völlig erschöpft hingelegt und drei Stunden durchgeschlafen. Seths Anblick wirkte wie eine Dosis Koffein auf sie, erweckte jeden Nerv in ihrem Körper zum Leben.
Seth stellte seine Espressotasse auf dem massiven Holztisch ab. „Ich habe hier etwas, das Sie bestimmt sehen möchten.“
Sie musste lächeln. „Kriegen Sie mit dieser Masche jede Frau rum?“
„Wie ich sehe, fühlen Sie sich besser“, gab er schmunzelnd zurück.
„Viel besser.“ Leicht verlegen fuhr sie fort: „Danke für Ihre Hilfe heute Vormittag. Ich weiß, ich bin im Moment ziemlich anstrengend.“
„An Ihrer Stelle wäre ich auch ziemlich frustriert. Wir können es beide nicht leiden, von anderen abhängig zu sein. Das zumindest haben wir gemeinsam.“
„Danke.“ Er machte es ihr leicht, dafür respektierte sie ihn. Je länger sie diesen Mann kannte, desto interessanter fand sie ihn – er war gleichzeitig hart und ehrenhaft, entschlossen und doch liebenswürdig. Und einfach unwiderstehlich sexy. Unter anderen Umständen hätte sie ihn gern näher kennengelernt, hätte vielleicht sogar eine Affäre erwogen.
Aber die Dinge sind nun mal so, wie sie sind, rief sie sich seufzend in Erinnerung. Zwischen ihnen würde nichts laufen, keine Chance. In ihrem Kopf herrschte ein einziges Durcheinander. Selbst wenn es ihr gelang, die Puzzleteile ihres Lebens wieder zusammenzusetzen, würde Seth doch nur sein Hotel von ihr zurückhaben wollen.
„Was gibt es denn Schönes, das Sie mir zeigen möchten?“, fragte sie.
„Sie sagten doch, Sie meinen, sich an einen Auftritt in diesem Hotel zu erinnern. Na ja, meine Leute haben mal ein bisschen in unserem Archiv gewühlt, wo wir alte Videoaufnahmen aufbewahren. Wir nehmen nämlich jede Veranstaltung auf.“ Er griff nach
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