Collection Baccara Band 0314
Bürgersteig.
Dennis berührte seine Lippen vorsichtig mit den Fingerspitzen. „Ich habe versucht, meine Schwester davon zu überzeugen, dass sie zurück nach Arizona kommen soll. Das ist alles.“
„Du wolltest mich in den verdammten Wagen zerren!“, schrie sie. „Du hast kein Recht dazu!“
„Mom und Dad kommen um vor Sorge um dich!“
„Das gibt dir nicht das Recht …“
„Was? Das zu tun, was das Beste für dich ist?“, unterbrach Dennis sie verärgert.
„Das Recht, mein Leben zu bestimmen!“ Katie brach in Tränen aus. Die Hände in die Hüften gestemmt, stampfte sie mit dem Fuß auf. „Es ist einfach nicht fair. Ich durfte nie tun, was ich wollte. Nie …“
Der Gesichtsausdruck ihres Bruders wurde weicher. „Doch nur, weil sie dich lieben und beschützen wollen, Katherine.“
„Katherine?“ Ian trat vor.
Beide sahen ihn an. Katie mit Entsetzen in den Augen, Dennis mit Argwohn.
„Katherine Fortune“, sagte der junge Mann. „Als ihr Chef sollten Sie eigentlich ihren Namen kennen.“
„Ich bin tatsächlich ihr Chef. Aber ich kenne sie nicht unter diesem Namen.“ Erschrocken und wütend drehte er sich zu ihr. „Du bist die vermisste Erbin?“
Katie zuckte zusammen. „Ich denke, ich muss einiges erklären.“
„Das denke ich auch“, stimmte Ian zu.
Katie ging voran in Richtung der Chefetage. Die beiden Männer folgten ihr. Ihr war ganz flau im Magen.
Ian irgendwann beichten zu müssen, dass sie ihn getäuscht hatte, war schlimm genug. Doch dass er bei einer Prügelei mit ihrem Bruder die Wahrheit erfahren hatte, war ein regelrechter Albtraum.
Sie hätte bei einem gemütlichen Dinner einen Weg gefunden, ihm in Ruhe verständlich zu machen, warum sie ihr Zuhause verlassen hatte. Warum sie den Namen ihrer Freundin benutzt hatte, um einen Job zu bekommen und ein eigenes Leben zu beginnen.
Aber so? Sie wagte sich gar nicht vorzustellen, was Ian von ihr denken musste.
Wie eine verurteilte Gefangene ging Katie durch den Empfangsbereich direkt in Ians Büro. Sie ließ sich auf den erstbesten Stuhl fallen, bedeckte das Gesicht mit den Händen und weinte.
Einen Moment später setzte sich jemand auf die Armlehne des Stuhls und legte die Hand auf ihre Schulter. Als sie zwischen den Fingern hindurchlugte, stellte sie erstaunt fest, dass es Ian war.
„Katie … Katherine, erklär die Situation etwas genauer.“
„Was gibt es da zu erklären?“, schimpfte Dennis, ein Taschentuch an die aufgeplatzte Lippe gepresst. „Sie ist ohne ein Wort der Erklärung von zu Hause weggelaufen. Keine Telefonnummer. Keine Adresse für den Fall, dass wir sie erreichen müssen.“
„Stimmt“, wetterte sie. „Man hinterlässt doch keine Adresse, wenn man vor einer Familie flüchtet, die einen erstickt!“
„Denk doch mal an Mom und Dad, Katherine!“
„Ich habe eine Nachricht in meinem Zimmer hinterlassen.“ Sie seufzte. „Ich habe ihnen geschrieben, dass sie sich keine Sorgen machen sollen.“
Dennis trat einen Schritt auf sie zu, doch Ian stellte sich zwischen die Geschwister. „Es reicht!“, brüllte er lauthals. „Ich bezweifle, dass …“, er stolperte wieder über den fremden Namen, „… dass Katherine so drastische Maßnahmen getroffen hätte, wenn sie nicht wirklich das Gefühl gehabt hätte, keine andere Wahl zu haben.“
Erstaunt blickte sie zu ihm auf. Ergriff er für sie Partei?
Dennis schüttelte den Kopf und tupfte wieder seine blutende Lippe ab. „Es ist unverzeihlich. Wir dachten, sie wäre gekidnappt oder ermordet worden.“
Ian drehte sich zu ihr um. Jetzt war sie an der Reihe.
„Ich wollte sie anrufen“, sagte sie. „Schon bald. Ich brauchte eine feste Stelle und, wenn möglich, eine eigene Wohnung. Ich wohne im Moment bei einer Freundin.“ Dennis öffnete den Mund, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Ich musste beweisen, dass ich für mich selbst sorgen und eigene Entscheidungen treffen kann. Gute Entscheidungen.“
Dennis schüttelte den Kopf. „Du verstehst sie nicht. Sie haben dich nur beschützt.“
„Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt!“, schrie sie. „Wann wollten sie mir endlich vertrauen?“
„Mit diesem Wahnsinn hast du nicht gerade gesunden Menschenverstand bewiesen!“, blaffte Dennis sie an.
Ian hob die Hand, als Katherine wieder in Tränen auszubrechen drohte. „Es reicht“, sagte er. „Sie sind nicht besonders fair zu Ihrer Schwester. Sie hat offensichtlich das getan, was sie glaubte tun zu müssen. Ob Sie mit ihrem Vorgehen
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