Collection Baccara Band 0315
diesem Moment war ihm bewusst geworden, dass er ihr die Freiheit hätte geben sollen, nach der sie sich gesehnt hatte, und in die Scheidung hätte einwilligen sollen, um die sie ihn an diesem schicksalhaften Morgen gebeten hatte. An diesem Tag hatte er das erste und letzte Mal als erwachsener Mann geweint. Und es war der Moment gewesen, in dem er sich geschworen hatte, nie wieder zu heiraten.
Als der Wind stärker wurde und Sturmwolken sich über ihm zusammenbrauten, holte Raf die Stute und beschloss, zu Fuß zurück zu den Ställen zu gehen. Er hatte das Tier Daliya genannt, um niemals sein Versagen zu vergessen.
Dass er gerade den heutigen Tag gewählt hatte, die Erinnerung an Daliya zuzulassen, lag vermutlich daran, dass er sich all seine Fehler in Erinnerung rufen wollte. So sehr er Genie begehrte, er würde erst mit ihr schlafen, wenn er sicher war, dass sie es auch wollte. Er würde sich und ihr weiterhin Zeit lassen. Nie wieder würde er sich eine Frau ins Bett holen, die seine Zärtlichkeit nicht wollte.
Es gab Wege herauszufinden, ob Genie ihn wirklich wollte. Diese Wege wollte er heute Abend gehen. Vielleicht fand er in ihren Armen auch den Trost, nach dem er sich sehnte. Auch wenn dieser Trost nur kurzlebig war und ihm der innere Friede für immer versagt bliebe.
Von ihrem Schlafzimmerfenster aus sah Imogene Raf zurückkehren. Seine schwarzen Haare reflektierten die letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Die Ausläufer eines Tiefdruckgebiets waren an ihnen vorübergezogen, ohne dass es mehr als ein paar Regentropfen gegeben hatte. Aber der Sturm in Rafs Gesichtsausdruck war selbst über diese Entfernung hinweg deutlich sichtbar.
Als er näher kam, stellte Imogene fest, dass sie noch nie solch eine Traurigkeit in den Augen eines Mannes gesehen hatte. Dieselbe Traurigkeit hatte sie allerdings vor ein paar Minuten in ihren eigenen Augen bemerkt. Teils lag die Traurigkeit daran, dass Raf ihr beim Dinner keine Gesellschaft geleistet hatte, teils an dem Traum, aus dem sie gerade erwacht war – sie hatte von ihrer Schwester geträumt, der süßen, vertrauensseligen Tori, die mit ausgestreckten Armen und wehenden Haaren auf einem Feld stand. Seit Toris Verschwinden nach einem Konzert vor fünf Jahren hatte Imogene oft von ihr geträumt. Es war immer derselbe Traum – sie rannte mit bleiernen Füßen auf Tori zu, wie verrückt winkend und rufend, konnte sie aber nicht erreichen.
Imogene verstand nicht, warum Tori ihr ausgerechnet jetzt im Traum erschienen war. Sie hatte aber auch nicht die Energie, die Vision zu analysieren. Jetzt wollte sie nur ein heißes Bad nehmen und sich dann mit ihrem Krimi auf die Veranda setzen.
Bevor sie nach dem Bad überhaupt ihr Buch zur Hand nehmen konnte, klingelte ihr Handy.
„Warum haben Sie aufgelegt, Danforth?“
Ah, der liebe Sid. „Ich war mitten in einer Reitstunde. Das habe ich doch gesagt.“
„Schlechter Stil. Hier herrscht Chaos. Ich kann die Littleton Akte nicht finden.“
„Haben Sie unter L nachgesehen?“
„Ich bin doch nicht blöd.“
Darüber ließ sich streiten. „Haben Sie die Sekretärin gefragt?“
„Nein. Wie heißt sie?“
Oh, Mann. „Rachel. Sie ist seit sieben Jahren bei uns. Sie sollten sich vielleicht mal vorstellen.“
„Ich habe keine Zeit für Nettigkeiten mit der Sekretärin. Wenn Sie hier wären, hätte ich diese Probleme nicht.“
„Jetzt beruhigen Sie sich, Sid.“
„Geht nicht. Der Markt spielt im Moment verrückt.“
„Tut mir leid, Sid, aber darauf habe ich keinen Einfluss. Wie wollen Sie nervöse Investoren beruhigen, wenn Sie selbst so klingen, als wären Sie reif fürs Irrenhaus?“
„Das ist Ihr Job, Danforth, also beeilen Sie sich mit Ihrem Reitunterricht und sehen Sie zu, dass Sie zurückkommen.“
„Ich bin noch nicht so weit.“ Noch konnte sie den Granthams nicht mit ihren Reitkünsten imponieren. Vor allem war sie noch nicht bereit, Raf zu verlassen.
„Ich gebe Ihnen Zeit bis Mitte nächster Woche.“
„Zwei volle Wochen noch. Ansonsten ist es Zeitverschwendung.“
„Ende nächster Woche. Das ist mein letztes Angebot.“
„Ich werde sehen, was sich machen lässt.“ Nicht nur in Bezug auf ihre Reitkünste, sondern auch hoffentlich in Bezug auf Rafs Versprechen. Sie wollte das Gestüt nicht verlassen, solange sie nicht mit ihm im Bett gewesen war.
„Ich möchte jetzt ins Bett, Sid. Gibt es noch etwas?“
„Viel Spaß.“
Den gedachte sie zu haben, falls sie es schaffen sollte, mal
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