Collection Baccara Band 0316
von einem Menschen nichts weiter verlangten, als Freude am Klavierspiel. Sie fragte sich, ob sie Dylan mit dem „Flohwalzer“ dazu bringen konnte, vierhändig mit ihr zu spielen.
Voller Freude, das erste zarte Band mit Dylan geknüpft zu haben, hoffte sie, dass sein Vater nichts dagegen einzuwenden hatte, wenn ihr Abendessen aus einem Käsebrot und einer Tomatensuppe aus der Dose bestand.
Toby kam durch die Haustür. Bei dem Klang der Musik blieb er abrupt stehen. Es war lange her, dass er solche fröhlichen Klänge in diesem Haus gehört hatte. Sosehr er den Duft von Mrs Cremins wunderbarem Essen am Ende eines langen Tages vermisste, die heitere Atmosphäre, die ihm entgegenschlug, bedeutete ihm viel mehr.
Er folgte den Geräuschen und kam in den Genuss eines kleinen Spontankonzerts im Wohnzimmer.
Den Rücken zur Tür gewandt, bemerkten weder Heather noch Dylan Tobys Anwesenheit. Daher hatte Toby die ideale Gelegenheit, das Zusammenwirken der beiden unbemerkt zu beobachten. Warum jemand mit einer so himmlischen Stimme, wie Heather sie besaß, als Nanny arbeiten wollte, war ihm unbegreiflich. Doch Toby dachte nicht länger über die Frage nach. Wenn Gott ihm einen Engel schicken wollte, warum sollte er dann das Gottesgeschenk zurückweisen?
Dylan war zwar nicht gerade gesprächig, aber er wirkte so lebendig, wie Toby ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte. Heather verfuhr immer nach dem gleichen Muster. Sie schlug die ersten Töne eines einfachen Liedes an, und sein Sohn spielte die Melodie weiter. Die bedrückende Atmosphäre, die seit Sheilas Auszug in dem Haus geherrscht hatte, war wie weggeblasen.
Die Tatsache, dass im Haus Chaos herrschte und das Essen nicht auf dem Tisch stand, konnte Tobys aufkommenden Optimismus nicht dämpfen. Ein leerer Magen war nichts gegen die ständige Sorge, dass die Scheidung seinem kleinen Jungen dauerhaft geschadet haben könnte.
„Daddy ist zurück“, verkündete er laut.
Dylan sprang von der Klavierbank und flog in die Arme seines Vaters. Eine so wilde und herzliche Begrüßung war Heather völlig fremd, und sie beobachtete fasziniert die Szene. Der Anblick dieses großen Mannes, der sein Kind in die Luft warf und wieder auffing und fest an die Brust drückte, versetzte ihr einen Stich. Wenn ihr Vater sie auf ähnliche Weise begrüßt hätte, als sie in dem Alter war, wäre sie wahrscheinlich voller Panik in ihr Zimmer geflohen.
Heathers Scheu Toby gegenüber war teils darauf zurückzuführen, dass es ihr immer noch peinlich war, voreilig zu dem Schluss gekommen zu sein, dieser Mann wäre ein Unmensch, während es doch so offensichtlich war, dass sein kleiner Sohn ihn anhimmelte. Teils beruhte sie auch auf dem Wunsch, ihrem neuen Chef gefühlsmäßig nicht näherzukommen, als nötig war, um ihren Job zu behalten.
Da sie gerade von jemandem verlassen worden war, dem sie in erster Linie als Mentor vertraut hatte und erst dann als Liebhaber, wollte Heather nicht riskieren, sich wieder zu verlieben.
Nur dass Toby Danforth auf den ersten Blick genau das Gegenteil von Josef Sengele schien, bedeutete nicht, dass es keine Ähnlichkeit zwischen ihnen gab. Heather wusste aus Erfahrung, dass Männern grundsätzlich nicht zu trauen war. Durchsetzungsstarke Männer wie ihr Vater und Josef manipulierten sehr geschickt diejenigen Menschen, die sie zu lieben behaupteten. Und Tobias Danforth erweckte den Eindruck, einer der willensstärksten Persönlichkeiten auf dem Planeten zu sein.
Der einzige Unterschied war, dass weder Josef noch ihr Vater so offen ihre Zuneigung zeigten, wie Toby es tat. Das sprach für ihn.
In der Annahme, dass das Foto in dem silbernen Rahmen auf dem Klavier Dylans Mutter zeigte, wunderte Heather sich, dass Toby nicht alles beseitigt hatte, was an seine Exfrau erinnerte. Die hübsche Frau in dem Silberrahmen hatte Heather den ganzen Nachmittag vorwurfsvoll angeschaut. Dylans Blick hatte immer wieder das schöne Gesicht gesucht.
Heather nahm daher an, dass Toby das Foto nicht entfernt hatte, weil Dylan Trost in ihm fand. „Ich verspreche, dass ich mich morgen um den Haushalt kümmere“, sagte sie schuldbewusst zu ihrem Arbeitgeber.
„Schon gut“, erwiderte Toby. „Ich finde es viel wichtiger, dass Sie sich mit Dylan beschäftigen. Was halten Sie davon, wenn ich ein Fertiggericht aus dem Gefrierschrank in die Mikrowelle stelle und wir es uns dann vor dem Fernseher gemütlich machen?“
Heather wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Einladung klang
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