Collection Baccara Band 0316
eine Person sei und sie dringend Gesellschaft bräuchte. Ihrer Meinung nach ließ sich jedes Problem mit gutem Essen lösen oder zumindest mildern. Also kochte und backte sie, und ich aß. Dann hatte ich eines Tages die Idee, dass wir zusammen eine Bäckerei eröffnen könnten. Sie besitzt eine erstaunliche Rezeptsammlung. Und ich bin beim Backen ja auch nicht übel.“
„Wie es scheint, war deine Idee brillant“, sagte Marc.
Und er meinte es so. Auch wenn es ihn ziemlich schmerzte, dass Vanessa diesen Weg gewählt hatte, anstatt sich an ihn zu wenden.
Es war ihm ernst damit, dass er sich um Vanessa und ihr gemeinsames Kind gekümmert hätte. Auch wenn eine Versöhnung vermutlich nicht infrage gekommen wäre, hätte er Mutter und Kind in einer komfortablen Wohnung oder in einem hübschen Haus untergebracht. Und zwar an einem Ort, der für ihn leicht zu erreichen gewesen wäre, sodass er möglichst viel Zeit mit seinem Sohn hätte verbringen können.
Er hätte großzügig für die beiden gesorgt und ihnen ein Leben ermöglicht, von dem Vanessa jetzt nicht einmal zu träumen wagte.
Das hatte sie bestimmt gewusst. Sie war sich im Klaren über seine finanzielle Situation. Hätte sie ihn während ihrer Ehe um eine eigene Südseeinsel gebeten, hätte er ihr diesem Wunsch so schnell erfüllt, wie andere eine Schachtel Pralinen kauften.
Vielleicht war sie genau aus diesem Grund weggezogen und hatte einen Weg gefunden, für sich selbst zu sorgen. Sein Vermögen hatte sie vom ersten Moment an völlig unbeeindruckt gelassen. Die zweiwöchige Hochzeitsreise auf die griechischen Inseln hatte sie aus vollen Zügen genossen. Aber später hatte sie nie kostspielige Dinge von ihm erbeten. Sie wollte noch nicht einmal eine Platinkreditkarte, die ihr unbeschränktes Einkaufsvergnügen ermöglicht hätte.
Eigentlich hatte sie auch nicht auf dem Anwesen der Familie Keller wohnen wollen. Obwohl der Familiensitz die Größe von mehreren Fußballfeldern hatte. Auch der weitläufige Park mit den verschwiegenen kleinen Landhäusern, von denen eines ebenfalls als Wohnsitz infrage gekommen wäre, hatte sie nicht locken können. Stattdessen hatte sie von einem kleinen Apartment in der Stadt geträumt und davon gesprochen, ein eigenes Haus zu kaufen, wenn sie erst Kinder hätten.
Marc fragte sich, ob es nicht besser für sie beide gewesen wäre, wenn er in dieser Sache auf Vanessa gehört hätte. Aber damals war es so leicht und bequem für ihn gewesen, einfach im Haus seiner Familie zu bleiben. Und er hatte natürlich gehofft, Vanessa würde schnell ein Teil der Familie Keller werden.
Rückblickend begriff er, dass er eine ganze Reihe von falschen Entscheidungen getroffen hatte.
Als Vanessa das Kind in den Babykorb legen wollte, hob er die Hand, um sie zurückzuhalten.
„Warte einen Moment“, bat er und schluckte. Er sehnte sich danach, seinen Sohn noch ein bisschen anzuschauen. Obwohl er sich nur schwer an den Gedanken gewöhnen konnte, Vater zu sein. „Kann ich ihn einen Moment halten?“
Unschlüssig blickte sie ihn an.
„Nur, wenn er davon nicht aufwacht“, fügte er hinzu.
Vanessa zögerte immer noch. Es fiel ihr sicher schwer, die Tatsache zu akzeptieren, dass Dannys Vater nun auch eine Rolle in seinem Leben spielen würde. So viel war Marc klar. Aber er würde sich um keinen Preis davon abhalten lassen, genau das zu tun.
„Natürlich“, sagte sie schließlich, trat auf ihn zu und legte ihm das Baby vorsichtig in die Arme.
Das letzte Baby, das Marc gehalten hatte, musste seine inzwischen dreijährige Nichte gewesen sein. Aber so bezaubernd die Kinder seines Bruders auch sein mochten und sosehr er sie liebte, es war etwas völlig anderes, das eigene Kind in die Arme zu nehmen. Als Marc seinen Sohn behutsam an die Brust drückte, schloss er für einen Moment überwältigt die Augen.
Dann blickte er in das kleine Gesichtchen. Sein Sohn war wunderschön, angefangen von den friedvoll geschlossenen Augen bis hin zu dem seidigen braunen Haarflaum, den rosigen Wangen und den winzigen rosa Fingern.
Marc versuchte sich vorzustellen, wie Danny wohl am Tag seiner Geburt ausgesehen hatte. Dann glitten seine Gedanken zu Vanessa, ihrer Schwangerschaft und dem Babybauch, der sich immer mehr gerundet hatte. Das alles hatte er unwiederbringlich verpasst.
Ein schmerzliches Verlustgefühl überkam ihn. Er wusste plötzlich, dass er Summerville auf keinen Fall ohne seinen Sohn verlassen würde. Er wollte Zeit mit Danny verbringen
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