Collection Baccara Band 0316
verheimlicht.
„Also?“, drängte er, nachdem Helen das Apartment verlassen hatte.
Vanessa zupfte die Decke sorgfältig über sich und dem Kind zurecht. Schließlich hob sie den Kopf und sah ihn an. „Was willst du hören?“
„Eine Erklärung wäre schön.“ Und eine auf Knien vorgetragene Bitte um Verzeihung fügte er in einem Anflug von Sarkasmus in Gedanken hinzu.
„Ich habe es zu dem Zeitpunkt noch nicht gewusst. Aber ich war schwanger, bevor die Scheidung rechtskräftig wurde. Wir haben damals nicht gerade viel miteinander gesprochen, also fand ich keine Möglichkeit, es dir zu sagen. Und um ehrlich zu sein, dachte ich außerdem, dass es dir ziemlich egal wäre.“
„Du dachtest, mein eigenes Kind wäre mir egal?“, konterte er wütend. „Du warst wirklich der Meinung, es würde mich nicht kümmern, Vater zu werden?“
Wofür hielt sie ihn denn? Wenn sie ihn so einschätzte, warum hatte sie ihn dann überhaupt geheiratet?
„Woher willst du eigentlich wissen, dass es dein Kind ist?“, fragte sie leise.
Marc lachte humorlos. Was für eine lächerliche Frage. „Netter Versuch, Vanessa. Aber ich kenne dich zu gut, um dir zu unterstellen, du hättest deinen Treueschwur wegen irgendeiner flüchtigen Affäre gebrochen. Wenn du während unserer Ehe wirklich jemanden getroffen hättest, der dir etwas bedeutet …“
Er brach ab. Es war das erste Mal, dass ihm dieser Gedanke kam. Eindringlich sah er Vanessa an. „Hast du deshalb die Scheidung eingereicht? Weil du einen anderen Mann kennengelernt hast?“
Das sähe ihr ähnlich. Sie hätte ihn niemals betrogen. Jedenfalls nicht im körperlichen Sinn. Was jedoch nicht ausschloss, dass sie sich in einen anderen verliebt haben könnte. Emotionale Untreue stand auf einem anderen Blatt. Schließlich konnte niemand etwas für seine Gefühle. Und er musste zugeben, dass sie sich zum Ende ihrer Beziehung nicht mehr so nahegestanden hatten wie am Anfang.
Mit seinem Bruder als Stellvertreter hatte er die Keller Corporation übernommen und immer mehr Zeit im Büro oder auf Geschäftsreisen verbracht. Vanessa hatte ihm mehr als einmal gesagt, wie einsam und verlassen sie sich fühlte, wie eine Fremde im eigenen Haus.
Das war verständlich, denn seine Mutter war nicht gerade ein Musterbeispiel für Warmherzigkeit und Güte. Sie hatte auch nie einen Hehl daraus gemacht, wie wenig ihr diese Schwiegertochter bedeutete. Das hatte sie unmissverständlich klargestellt, als er Vanessa in ihrer Verlobungszeit zum ersten Mal nach Hause mitgebracht hatte. Aber er war immer davon ausgegangen, dass sich die beiden Frauen schon aneinander gewöhnen würden.
Er hatte Vanessa nicht wirklich zugehört und ihren Kummer mit einem Schulterzucken abgetan. Die Arbeit hatte ihn nun einmal sehr in Anspruch genommen. Marc hatte dort seine Prioritäten gesetzt und Vanessa sogar vorgeschlagen, sich ein Hobby zu suchen, das sie ablenken würde, damit er seine Ruhe hatte.
Kein Wunder, dass sie ihn verlassen hatte. Er hatte sie zum Schluss eigentlich immer nur zurückgewiesen.
Marc musste sich eingestehen, dass er es gründlich vergeigt hatte. Er wünschte sich plötzlich, er könnte die Zeit zurückdrehen, um alles anders zu machen.
Falls Vanessa sich also wirklich in einen anderen Mann verliebt hatte, durfte er ihr das nicht vorwerfen.
Dennoch verspürte er nur bei dem Gedanken an einen möglichen Konkurrenten das dringende Verlangen, diesen Kerl Stück für Stück auseinanderzunehmen.
„Ist es so?“, fragte er leise. „Gibt es einen anderen?“
„Nein“, antwortete sie mit fester Stimme. „Da ist niemand. Jedenfalls nicht in meinem Leben.“
Er hob die Augenbrauen. „Was soll das heißen? Glaubst du etwa, dass ich dir untreu war?“
„Ich weiß es nicht, Marc. War es so? Das würde jedenfalls die vielen Stunden erklären, die du nach eigener Aussage im Büro verbracht hast.“
„Ich hatte die Firma gerade übernommen, Vanessa. Es gab sehr viel, worum ich mich kümmern musste. Und zwar rund um die Uhr.“
Sie senkte traurig den Blick. „Nun, ich habe offenbar nicht dazugehört.“
Resigniert ließ er die Schultern sinken. Mit ihrer Enttäuschung sah er sich nicht zum ersten Mal konfrontiert. Vanessa hatte ihm während ihrer Ehe so oft vorgeworfen, er würde nicht genug Zeit mit ihr verbringen.
Aber ihm war damals keine andere Wahl geblieben. Wenn sie doch nur mehr Geduld aufgebracht hätte. Denn seine langen Arbeitstage waren ja schließlich kein Dauerzustand
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