Collection Baccara Band 0316
gewesen. Mittlerweile konnte er sein Büro regelmäßig um fünf Uhr verlassen. Wenn er manchmal länger arbeitete, dann bloß deshalb, weil ihn zu Hause nur der Fernseher erwartete.
„Sind wir schon wieder bei diesem Thema?“, fragte er leise. „Müssen wir diese Diskussion wirklich schon wieder führen?“
„Nein“, erwiderte sie schnell. „Der Vorteil an der Scheidung ist, dass wir genau das nicht müssen.“
„Hast du mir deshalb nichts von deiner Schwangerschaft gesagt? Weil ich dir vor der Scheidung nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet habe?“
Sie zog die Brauen zusammen. Das Baby an ihrer Brust trank noch immer. Marc konnte es nicht sehen, aber die Geräusche waren eindeutig.
„Sei nicht albern“, erwiderte Vanessa. „Ich hätte dir so etwas nicht verheimlicht, weil ich wütend oder gekränkt war. Wie du dich vielleicht erinnerst, haben wir uns nicht gerade im Guten getrennt. Und du warst derjenige, der sich geweigert hat, mit mir zu sprechen.“
„Du hättest dir mehr Mühe geben müssen.“
„Dasselbe könnte ich von dir sagen.“
„Ich fürchte, in diesem Punkt werden wir uns wohl niemals einigen“, meinte er diplomatisch. „Trotzdem verdiene ich ein paar Antworten, findest du nicht?“
„Also gut“, erwiderte sie nach einem Moment des Zögerns.
Während er noch überlegte, wo er anfangen sollte, nahm sie das Baby von der Brust und legte es sich in den Schoß. Mit fliegenden Fingern knöpfte sie sich die Bluse zu.
Marc betrachtete sein Kind. Es schlief tief und fest. Die Augen waren geschlossen, der kleine Mund war wie zum Kuss gespitzt. Plötzlich wusste er, welche Frage die wichtigste war.
„Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“, wollte er wissen. Seine Stimme klang belegt.
„Ein Junge. Er heißt Danny.“
Danny. Daniel.
Sein Sohn.
Ihm war, als schnürte es ihm die Kehle zu. Erleichtert registrierte er, dass Vanessa in diesem Moment aufstand und die Decke beiseitelegte. So merkte sie nicht, wie verräterisch feucht seine Augen auf einmal vermutlich schimmerten.
Ich bin Vater, dachte er und holte tief Luft, um sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden.
Schon zu Beginn ihrer Ehe hatten sie sich beide ein Kind gewünscht. Da es weder im ersten noch im zweiten Jahr geklappt hatte, war dieser Wunsch in immer weitere Ferne gerückt.
Obwohl sie beide ein wenig enttäuscht waren, hatte der unerfüllte Kinderwunsch nie als wirkliches Problem zwischen ihnen gestanden. Immer noch waren sie glücklich miteinander gewesen und hatten optimistisch in die Zukunft geblickt. Sie hatten noch nicht einmal damit angefangen, über andere Möglichkeiten wie eine künstliche Befruchtung oder ein Adoptiv- oder Pflegekind nachzudenken.
Wie sich nun herausstellte, wäre das auch gar nicht nötig gewesen. Vanessa war schwanger gewesen, während sie beide die Scheidungspapiere unterzeichneten.
„Wann hast du es erfahren?“ Er folgte ihr mit den Blicken, während sie mit Danny an der Schulter langsam auf und ab ging und dem Baby dabei sanft den Rücken tätschelte.
„Ungefähr einen Monat nach dem Scheidungsurteil.“
„Deshalb bist du aus Pittsburgh weggezogen“, sagte er im Ton einer Feststellung. „Ich hatte eigentlich erwartet, dass du bleiben würdest. Aber dann hörte ich, dass du die Stadt verlassen hast. Ich habe nie erfahren, wohin du gegangen bist.“
Er hatte nicht im eigentlichen Sinne Nachforschungen angestellt. Aber er hatte die Ohren offengehalten und der Gerüchteküche große Aufmerksamkeit geschenkt.
„Ich musste irgendetwas tun“, erwiderte sie. „Es gab nichts, was mich in Pittsburgh gehalten hätte. Und ich durfte nicht vergessen, dass ich schon bald für ein Kind zu sorgen hatte.“
„Du hättest zu mir kommen können“, wandte er leise ein. „Ich hätte mich um dich und das Kind gekümmert. Das weißt du genau.“
Sie sah ihn eindringlich an. „Das wollte ich aber nicht. Ich wollte nicht, dass du nur aus Mitleid oder Verantwortungsgefühl für uns sorgst. Wir waren geschieden. Zwischen uns war alles gesagt, was es zu sagen gab. Wir gingen getrennter Wege. Ich hatte nicht die Absicht, uns eine Situation aufzuzwingen, die wir beide nicht wollten. Nur, weil unser Timing in Sachen Nachwuchs so lausig war.“
„Also bist du hierhergezogen.“
Vanessa nickte. „Tante Helen wohnte damals schon ein paar Jahre hier. Sie hat ihre Schwester Clara gepflegt, als die krank wurde. Nach Tante Claras Tod hat sich Helen immer beklagt, dass das Haus viel zu groß für
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