Collection Baccara Band 0316
leid, dass es so lange gedauert hat.“
„Macht nichts.“ Helen blickte sie forschend an. „Wie ist es denn gelaufen? Ist Marcus weg?“
„Ja, das ist er“, antwortete Vanessa und wunderte sich über den seltsamen Schmerz, den sie bei diesen Worten empfand. Zwar hatte sie sich nach Kräften bemüht, Marc so schnell wie möglich loszuwerden und ihm auch nicht noch einmal begegnen zu müssen. Aber sie gestand sich ein, dass es doch schön gewesen war, ihn wiederzusehen. Trotz allem hatte sie ihn in der Zeit nach der Scheidung vermisst.
Seine Blicke hatte sie empfunden wie eine Berührung. Und ihr heftig pochendes Herz hatte ihr gezeigt, wie sehr sie sich noch immer zu ihm hingezogen fühlte.
Die kurze Zeit mit ihm in der Bäckerei war längst nicht so schrecklich gewesen, wie sie befürchtet hatte. Wenn nicht ihr kleines Geheimnis gewesen wäre, das sie um jeden Preis vor ihm verbergen wollte, hätte sie ihn vielleicht noch auf eine Tasse Kaffee eingeladen.
Keine gute Idee! schalt sie sich im Stillen. Wohin hätte das führen sollen?
Sie strich Danny, der begierig trank, zärtlich über die Wange, als sie auf der Treppe Schritte hörte. Da nur Helen und sie selbst über das Apartment Bescheid wussten, machte sie sich auf eine unangenehme Überraschung gefasst.
Ihr blieb keine Zeit mehr, aufzustehen und ihr Kind zu verstecken. Und auch nicht, nach Helen zu rufen, die in der Küche verschwunden war. Vanessa blickte sich noch nach einer Decke um, um ihren entblößten Oberkörper zu bedecken, da wurde die Tür aufgerissen, und sie sah sich ihrem zornigen Exmann gegenüber.
3. KAPITEL
Marc wusste selbst nicht zu sagen, ob er nun erstaunt oder wütend war. Vielleicht eine Mischung aus beidem.
Es war ziemlich klar, was hier vorging.
Erstens, Vanessa hatte ihn angelogen. Das Apartment über der Bäckerei wurde keineswegs nur zur Lagerung und als Ruheraum für ihre betagte Tante genutzt. Es war vollständig möbliert und wirkte ebenso behaglich wie bewohnt. Es gab einen Esstisch mit Stühlen, ein Sofa, einen Fernseher, und in einer Ecke stand ein Kinderbett. Mitten auf dem Fußboden lag eine gelbe, mit Enten bedruckte Wolldecke, auf der Babyspielsachen verstreut waren.
Zweitens, Vanessa hatte ein Kind. Das Baby an ihrer Brust konnte weder das Kind einer Freundin noch ein Pflegekind sein, denn sie stillte es. Selbst wenn sie es nicht täte, sprachen die Art, wie sie bei seinem Auftauchen schützend die Arme um den kleinen Körper gelegt hatte, und ihr entsetzter Gesichtsausdruck Bände. Es handelte sich zweifellos um ihr eigenes Kind.
Drittens war das Kind von ihm. Das wusste er so genau, wie er seinen eigenen Namen kannte. Sonst wäre Vanessa nicht so sehr darauf bedacht gewesen, ihre Mutterschaft vor ihm zu verheimlichen.
Er wäre schließlich nicht zum Geschäftsführer des Textilkonzerns seiner Familie aufgestiegen, hätte es ihm an intellektuellen Fähigkeiten gemangelt. Zwei und zwei konnte er zusammenzählen. Das Baby war noch sehr klein. Vanessa war entweder schwanger geworden, bevor die Scheidung rechtskräftig wurde, oder sie hatte ihn mit einem anderen Mann betrogen.
Trotz der vielen Differenzen, die sie auseinandergebracht hatten, war er sich einer Sache absolut sicher. Untreue war nie ein Thema gewesen. Weder für sie noch für ihn.
„Würdest du mir bitte verraten, was hier vor sich geht?“, fragte er mit gepresster Stimme und schob die Hände in die Hosentaschen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn er verspürte das dringende Bedürfnis, jemanden zu erwürgen. Vorzugsweise Vanessa.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Tante Helen den Raum betrat. Sie nahm eine Wolldecke und drapierte sie über den Säugling und den halb entblößten Oberkörper ihrer Nichte. „Ich gehe nach unten“, sagte Helen zu Vanessa und warf Marc einen verächtlichen Blick zu. „Schrei um Hilfe, wenn du mich brauchst.“
Marc war empört. Helen hatte keinen Grund, ihn wie einen ungehobelten Kerl zu behandeln. Schließlich war er es, dem übel mitgespielt worden war. Niemand hatte es bisher für nötig gehalten, ihm mitzuteilen, dass er Vater geworden war. Er wusste natürlich nicht genau, wie lange die Geburt zurücklag. Aber in Anbetracht der Zeit, die seit der Scheidung vergangen war, mochte das Kind zwischen vier und sechs Monate alt sein.
Es waren Vanessa und Tante Helen, die sich ganz und gar nicht korrekt verhalten hatten. Sie hatten ihn angelogen und ihm ein so wichtiges Ereignis
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