Collection Baccara Band 0316
gab es nur ein Problem.
Sie sah Marc an und gab ihm die Skizze zurück. „Warum hast du das alles gemacht?“
„Na ja, es ist ja nicht in Stein gemeißelt.“ Er legte die Skizze beiseite und drehte das Laptop wieder in seine Richtung. „Und billig wird es nicht, das kannst du mir glauben. Aber die Erweiterung ist prinzipiell eine gute Idee. Ich denke, es wäre ein kluger Schritt. Auf lange Sicht könnte das Ganze durchaus rentabel sein. Jedenfalls ist das Potenzial da. Du solltest erst einmal mit dem Keks des Monats anfangen, von dem du mir schon erzählt hast.“
Vanessa wurde der Mund trocken. Sie schluckte. Natürlich war es schön, wenn jemand anders den eigenen Enthusiasmus teilte. Aber in diesem Fall gab es einen Haken an der Sache.
Einen sehr großen Haken sogar.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet“, sagte sie leise. „Warum hast du das alles gemacht? Das ist doch nicht die Aufgabe eines Investors.“
„Du brauchst einen Partner, Vanessa. Das weißt du genau. Denn sonst hättest du Brian Blake nicht um Unterstützung gebeten.“
Vanessa schlug das Herz bis zum Hals. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich dein Geld nicht annehmen werde.“
„Und ich habe dir gesagt, dass ich für eine Weile hierbleibe“, gab er scharf zurück. „Also sollten wir die Zeit produktiv nutzen, indem wir an der Verwirklichung deiner Pläne arbeiten. Das wäre nur vernünftig.“
Er hatte recht. Natürlich wäre es vernünftig. Dagegen war kaum etwas einzuwenden. Dennoch sträubte sich alles in Vanessa.
„Aber ich will deine Hilfe nicht, Marc.“ Sie stand auf und begann, unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. „Ich will nicht an dich gebunden sein. Und ich will nicht in deiner Schuld stehen.“
„Dafür ist es ein wenig zu spät, findest du nicht?“
Abrupt blieb sie stehen und begegnete seinem ironischen Blick.
„Wir haben ein Kind zusammen. Das bindet uns viel mehr aneinander, als eine geschäftliche Beziehung es jemals könnte.“
Sie blinzelte nervös. Mist, auch damit hatte er recht. Und das wusste er ganz genau.
Durch ihren Sohn waren sie tatsächlich bis an ihr Lebensende aneinander gebunden. In guten wie in schlechten Zeiten. Geburtstage, Einschulung, Schulaufführungen, sportliche Wettkämpfe, Windpocken, Masern, Pubertät, die erste Freundin, die erste Tätowierung oder das erste Piercing …
Vanessa schauderte es bei dem Gedanken. Lieber Himmel, bloß keine Tätowierung. Und auch kein Piercing. Das waren vermutlich Situationen, in denen sie ihre elterlichen Pflichten mit Erleichterung für ein ernsthaftes Vater-Sohn-Gespräch an Marc abtreten würde.
Andererseits war die Scheidung so schmerzhaft für sie gewesen, da freute sie sich nicht gerade auf weitere gemeinsame Aktivitäten mit Marc. Deshalb hatte sie ja auch versucht, Dannys Existenz vor ihm zu verheimlichen. Es war vielleicht keine moralisch einwandfreie Entscheidung gewesen. Aber wenn es funktioniert hätte, wäre ihr Leben sicher unkomplizierter verlaufen.
„Das ist etwas anderes“, sagte sie kühl.
„Wie du auch darüber denken magst, es ändert nichts an den Tatsachen“, gab er zurück. „Ich bleibe in Summerville, um meinen Sohn kennenzulernen und die verlorene Zeit aufzuholen. Zumindest für ein paar Wochen. Du kannst diese Zeit zu deinem Vorteil nutzen. Und auch meine Bereitschaft, Geld in dein Geschäft zu stecken. Denk darüber nach, Vanessa. Vergiss mal deinen Stolz und benutze deinen Verstand. Die Geschäftsfrau in dir weiß, wie recht ich habe. Es wäre verrückt, diese Chance nicht zu ergreifen. Auch wenn das Angebot von deinem schrecklichen Exmann kommt.“
Vanessa blickte ihn schweigend an, kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Seine Argumente waren unschlagbar. Doch je weiter sie ihn in ihr Leben ließ, desto mehr Kontrolle würde er darüber haben. Über sie, über ihr Geschäft und natürlich auch über ihr Kind. Und im schlimmsten Fall hätte Marc die Macht, ihr Danny wegzunehmen und ihr Geschäft zu ruinieren. Das machte ihr große Angst.
Aber würde er wirklich so weit gehen? Selbst in den schlimmsten Phasen ihrer Scheidung war Marc niemals absichtlich grausam gewesen. Er hatte nie versucht, sie zu verletzen oder sein Vermögen und den Einfluss seiner Familie zu seinem Vorteil zu nutzen.
Es war allein dem Ehevertrag zu verdanken, dass Vanessa nach der Scheidung genauso mittellos dastand wie vor der Heirat. Und auf der Unterzeichnung dieses Vertrags hatte natürlich vor allem seine Mutter
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