Collection Baccara Band 0316
dass er eigentlich nicht warten wollte. Aber die Vorstellung, einen Anzug zu ruinieren, der mehr als einen Monatslohn eines Normalverdieners gekostet hatte, stürzte ihn in einen echten Gewissenskonflikt.
„Sollten wir nicht losfahren?“, drängte sie, um die Situation zu beenden.
Marc nickte zögernd und folgte ihr zur Küchentür. Vanessa winkte Helen und Danny zum Abschied zu.
Er hatte seinen Wagen vor dem Haus geparkt. „Was machst du denn, wenn er sich so bekleckert hat?“, fragte Marc, während er den Motor anließ.
„Wie meinst du das?“
„Wie kann man das tun? Sein eigenes Kind nicht auf den Arm nehmen“, meinte er resigniert und fuhr langsam an.
Vanessa unterdrückte ein amüsiertes Lächeln. „Oh, Marc. Das ist alles noch sehr neu für dich. Es war bestimmt ein Schock, von Dannys Existenz zu erfahren. Du musst dich nicht schuldig fühlen, weil du ihn eben nicht hochgenommen hast. Er hat alles, was er braucht. Er ist ein Baby. Und es ist ihm egal, wer ihn füttert oder seine Windeln wechselt.“
„Das ist nicht wahr“, widersprach er sofort heftig. „Auch Babys kennen den Unterschied zwischen Vater, Mutter und dem Babysitter.“
„Da hast du wohl recht. Ich versichere dir, dass ich ihn auch oft nach dem Füttern nicht auf den Arm nehme, weil ich mich nicht schmutzig machen will. Am schlimmsten ist es, wenn er spuckt.“
„Er spuckt?“
„Gelegentlich. Tante Helen nennt das ein feuchtes Bäuerchen.“ Vanessa zog angewidert die Nase kraus. „Glaub mir, wenn du einmal mit geronnener Milch voll gespuckt wurdest, ziehst du beim Füttern nie wieder deine besten Sachen an. Und du hältst immer ein feuchtes Tuch bereit.“
Ohne weiter darüber nachzudenken, tätschelte sie Marc den Oberschenkel. „Wenn du eine Weile hierbleiben und dich um Danny kümmern möchtest, besorgst du dir am besten ein paar Jeans und T-Shirts. Rechne damit, dass du die Sachen täglich waschen darfst. Und mach dir wegen eben keine Gedanken mehr. Du hast dich völlig normal verhalten. Zum Glück gibt es ja Tante Helen.“
Marc warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Ich sollte derjenige sein, der dir mit Danny hilft, nicht Tante Helen. Aber darüber reden wir beim Essen. Darüber und über ein paar andere Dinge.“
Trotz der Androhung eines ernsthaften Gesprächs verlief das Abendessen mit Marc durchaus erfreulich. Sie saßen in dem behaglich eingerichteten Speisesaal des Hotels. Weil sie stillte, trank Vanessa nur Wasser statt Wein, die Krabbenpastete schmeckte ihr dennoch vorzüglich.
Erst nachdem die Kellnerin ihnen Kaffee und den Nachtisch gebracht hatte, begann Marc, Fragen zu stellen. „Wie ist die Schwangerschaft verlaufen?“
Vanessa nippte an ihrem koffeinfreien Kaffee. „Eigentlich ganz normal. Es war ja meine erste Schwangerschaft, und ich wusste nicht genau, was mich erwarten würde. Komplikationen gab es keine. Und das mit der Morgenübelkeit war nicht so schlimm. Allerdings beschränkte sie sich nicht nur auf den Morgen. Damit wurden meine Arbeitstage manchmal ziemlich abenteuerlich. Wir haben damals gerade die Bäckerei eröffnet und waren fast immer zwölf Stunden am Stück dort.“
Dann wollte Marc alles über Dannys Geburt wissen. Die genaue Uhrzeit, Dannys Größe und Gewicht, wie lange sie in den Wehen gelegen hatte und so weiter und so fort. Vanessa berichtete ihm gewissenhaft jede Einzelheit. Sie konnte ihn nur zu gut verstehen. An seiner Stelle hätte sie auch alles ganz genau erfahren wollen.
„Ich hätte dabei sein sollen“, sagte er schließlich traurig und blickte dabei in seine Kaffeetasse. „Ich hätte ein Recht darauf gehabt, weißt du.“
„Ja, das hättest du. Es tut mir leid“, erwiderte Vanessa schlicht.
„Aber ein Zurück gibt es nicht. Wir können nur nach vorne schauen, Vanessa. Hier ist also mein Vorschlag.“
Er sah ihr in die Augen, seine Miene war ernst. Vanessa spürte, wie sich ihr Pulsschlag beschleunigte. Was mochte jetzt wohl kommen?
„Da ich nun von Dannys Existenz weiß, möchte ich auch alles andere erfahren. Und ich möchte wirklich sein Vater sein. Mit allem, was dazugehört. Ich werde für eine Weile hierbleiben. Bis du dich an den Gedanken gewöhnt hast. Bis ich genau weiß, was es bedeutet, Vater zu sein. Und bis Danny anfängt, mich zu erkennen. Danach möchte ich ihn mit nach Hause nehmen.“
Zweifellos meinte er sein Zuhause, nicht ihres. Vanessa bekam ein flaues Gefühl im Magen. Sie verspürte eine vage Übelkeit und konnte vor
Weitere Kostenlose Bücher