Collection Baccara Band 0316
Anspannung kaum atmen.
„Das soll keine Drohung sein“, fuhr Marc rasch fort. Er merkte wohl, was seine Worte in ihr auslösten. „Ich will ihn nicht für immer mit nach Pittsburgh nehmen. Nur für eine Weile. Ehrlich gesagt habe ich noch keine Ahnung, wie wir das alles organisieren sollen. Aber das können wir auch zu einem späteren Zeitpunkt diskutieren. Ich spreche erst einmal nur von einem Besuch. Damit meine Familie Danny kennenlernen kann. Und damit meine Mutter erfährt, dass sie noch ein Enkelkind hat.“
Oh, Eleanor wird bestimmt begeistert sein, dachte Vanessa bitter. Sie wäre von ihrem neuen Enkelkind entzückt, zumal es sich um einen Jungen handelte. Also ein weiteres männliches Familienmitglied, das den Namen Keller weitergeben konnte. Die Mutter dieses Enkels war allerdings weniger erwünscht. Eleanor würde erst dann wirklich glücklich sein, wenn Vanessa gänzlich aus ihrem und Dannys Leben verschwunden war.
„Und wenn ich damit nicht einverstanden bin?“, fragte sie ein wenig atemlos.
Marc hob die Augenbrauen. „Dann wäre ich wohl gezwungen, dir tatsächlich zu drohen. Aber ist das wirklich die Richtung, die du einschlagen willst? Ich habe mich bis jetzt doch sehr kooperativ verhalten. Dabei wissen wir beide, dass ich allen Grund habe, wütend zu sein.“
Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee und betrachtete sie aufmerksam. Vanessa erwiderte seinen Blick schweigend.
„Wenn du willst, dass ich zornig werde und hässliche Drohungen ausstoße, habe ich kein Problem damit. Du musst es nur sagen“, fuhr er fort. „Aber wenn wir beide wie vernünftige Menschen die beste Lösung für unser gemeinsames Kind finden wollen, würde ich vorschlagen, du stimmst meinen Plänen zu.“
„Habe ich denn eine Wahl?“, meinte sie resigniert.
Marc lächelte freudlos. „Du hattest die Wahl, mich von deiner Schwangerschaft zu informieren oder nicht. Du hast dich damals dagegen entschieden. Jetzt bin ich am Ball.“
6. KAPITEL
Marc hatte natürlich recht. Er war jetzt definitiv im Ballbesitz und bestimmte das Spiel. Das hatte sie bereits in dem Moment gewusst, als er im Apartment über der Bäckerei aufgetaucht war. Vanessa konnte nun nichts weiter tun, als sich versöhnlich zu geben. Und dabei zu hoffen, dass Marc sich auch weiterhin so versöhnlich gab.
Als sie das Hotelrestaurant verließen und die Lobby durchquerten, sah sie ihre Umgebung plötzlich mit anderen Augen. Die Wände der Hotelhalle waren mit Fischernetzen, Plastikfischen und alten Rettungsringen behängt. Vanessa war sich nur allzu bewusst, wie befremdlich diese Dekoration auf einen Fremden wirken musste.
Die Einwohner von Summerville dagegen verschwendeten keinen zweiten Gedanken auf das maritime Motto des ersten Hotels am Platz. Sie hatten sich längst daran gewöhnt.
„Komm noch kurz mit mir nach oben“, bat Marc.
Vanessa wandte den Blick von einem Schwertfisch aus Kunststoff zu ihrem Exmann und sah ihn ungläubig an.
„Keine Angst, ich will dich nicht anmachen. Obwohl ich gegen ein paar erotische Stunden nichts einzuwenden hätte“, erklärte er mit einem jungenhaften Grinsen. „Ich möchte dir nur etwas zeigen.“
„Das klingt nun wirklich wie eine Anmache, eine ziemlich plumpe noch dazu“, konterte Vanessa, während sie ihm die Treppe hinauf folgte.
Wieder grinste er. Vor der Tür zu seinem Zimmer kramte er in seiner Jackentasche nach dem Schlüssel, keine Keycard, sondern ein echter, altmodischer Schlüssel mit einem Plastikanhänger in Form eines Leuchtturms. „Du kennst mich doch besser. Platte Anmachsprüche hatte ich damals bei dir nicht nötig. Genauso wenig wie heute.“
Das stimmte. Er war einfach nur charmant und liebenswürdig gewesen. Und das auf eine Art und Weise, die ihn deutlich von allen anderen jungen Männern abhob.
Er schloss die Tür auf und ließ Vanessa den Vortritt. Sie war schon zuvor im Hafen-Hotel gewesen, aber noch nie in einem der Zimmer. Neugierig schaute sie sich um.
Eine Metallplakette an der Außenfassade des Hotels wies es als historisches Gebäude aus. Dem entsprach die Inneneinrichtung des Zimmers. Die schweren antiken Holzmöbel und die kostbaren, wenn auch etwas verblichenen Tapeten stammten garantiert aus der Anfangszeit des Hotels. Auch wenn Modernisierungen vorgenommen worden waren, um den Gästen die nötige Bequemlichkeit zu bieten, hatte man so viel wie möglich von der Originaleinrichtung übernommen.
Glücklicherweise war Marcs Zimmer nicht im maritimen Stil
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