Collection Baccara Band 0316
Brian Blakes Niederlassung. Die Sekretärin am Tresen begrüßte sie freundlich lächelnd und teilte ihr mit, dass Brian und der potenzielle Investor sie bereits im Büro erwarteten.
Vanessa straffte die Schultern und sandte ein stummes Stoßgebet himmelwärts. Hoffentlich befand der wohlhabende Investor, den Brian aufgetan hatte, ihr kleines Unternehmen für würdig, eine gehörige Summe hineinzustecken. Dann öffnete sie die Tür und betrat das Büro.
Ihr Blick fiel zuerst auf Brian, der sich lächelnd mit seinem Besucher unterhielt. Dieser saß mit dem Rücken zu ihr auf einem Gästesessel vor dem Schreibtisch. Der Mann hatte dichtes, dunkles Haar, trug einen grauen Anzug und klopfte mit seinen schlanken Fingern ungeduldig auf die Lehne des Sessels, als könnte er es gar nicht erwarten, endlich zum Geschäft zu kommen.
Als Brian sie bemerkte, vertiefte sich sein Lächeln. Er stand auf und winkte ihr zu. „Vanessa, Sie kommen genau rechtzeitig. Erlauben Sie mir, Ihnen den Mann vorzustellen, der in Ihre wundervolle Bäckerei investieren wird. Wenn es nach mir geht, jedenfalls. Vanessa, das ist Marcus Keller. Mr Keller, das ist …“
„Wir kennen uns bereits“, unterbrach ihn Marcus.
Seine Stimme zu hören, ließ Vanessa zusammenzucken. In diesem Moment fuhr Markus hoch und drehte sich zu ihr um. Bei seinem Anblick begann ihr Herz wild zu hämmern.
Da stand er nun vor ihr. Die gleißenden Sonnenstrahlen, die durch die großen Fenster fielen, verliehen seinem schwarzen Haar einen bläulichen Schimmer. Ein seltsames Funkeln stand in seinen grünen Augen, und um seinen Mund spielte ein ironisches Lächeln. Wie immer war er bis hin zu der geschmackvollen Krawatte tadellos gekleidet.
„Hallo, Vanessa“, sagte er leise.
Er schob die Hände in die Taschen seiner grauen Anzughose und wippte kaum merklich auf den Fußballen vor und zurück. Seine offensichtliche Gelassenheit ärgerte Vanessa. Er schien ganz Herr der Situation. Sie dagegen fühlte sich, als würde sich der Boden unter ihren Füßen auftun.
Wie hatte das nur passieren können? Wieso hatte sie sich nicht vorher erkundigt, wer dieser geheimnisvolle Investor eigentlich war? Und wie kam es, dass Brian nicht wusste, dass Marcus ihr Exmann war?
Sie hätte sich selbst ohrfeigen können, weil sie Brian nicht die richtigen Fragen gestellt hatte, nur daran interessiert gewesen war, ob der Investor auch über genügend Mittel verfügte. Alles Weitere hatte sie nicht gekümmert. Und nun hatte sie die Bescherung.
Vanessa hatte sich eingeredet, sie bräuchte ganz verzweifelt eine kräftige Finanzspritze, um The Sugar Shack am Laufen zu halten. Aber so verzweifelt, um Hilfe von ihrem Exmann anzunehmen, konnte sie gar nicht sein. Dieser Mistkerl hatte ihr das Herz gebrochen und sie im Stich gelassen, als sie ihn am nötigsten gebraucht hatte.
Ohne Marcus eines Blickes zu würdigen oder ihn gar zu begrüßen, wandte sie sich an Brian: „Es tut mir leid. Das hier wird nicht funktionieren.“
Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ mit eiligen Schritten das Büro.
Sie war schon an der nächsten Ecke, als sie Marcus hinter sich rufen hörte:
„Vanessa! So warte doch!“
Die hochhackigen Pumps, die sie angezogen hatte, um einen guten Eindruck zu machen, waren nicht für einen Dauerlauf geeignet. Dennoch rannte sie fast in Richtung Bäckerei. Vanessa unterdrückte ein schmerzerfülltes Stöhnen. Ihre Füße taten höllisch weh. Sie wollte nur noch eins: weg von Marcus. Weg von seinen ironisch funkelnden grünen Augen und seinem arroganten Gesichtsausdruck. Sie ignorierte sein Rufen, versuchte, nicht daran zu denken, dass er sie vermutlich mühelos einholen würde.
„Vanessa!“
Sie bog um die Ecke, und in Sichtweite der Bäckerei verlangsamte sie ihre Schritte. Ihr Herz hämmerte nach wie vor, und sie war völlig außer Atem.
Oh nein. Sie war so wütend und schockiert gewesen, dass sie an nichts anderes hatte denken können, als weg von Marcus und in die vertraute Geborgenheit ihrer Bäckerei zu kommen. Dabei hatte sie völlig vergessen, dass Danny dort war. Und wenn es jemanden gab, den sie noch mehr beschützen wollte als sich selbst, dann war es ihr Sohn.
Plötzlich war sie nicht mehr in der Lage, nur noch einen Schritt vorwärts zu tun. Kurz vor der Eingangstür blieb sie abrupt stehen. Einen Moment später kam Marcus um die Ecke und stoppte ebenfalls schlagartig. Vanessa war sich bewusst, dass ihr Verhalten äußerst seltsam wirken musste.
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