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Collection Baccara Band 0320

Collection Baccara Band 0320

Titel: Collection Baccara Band 0320 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Rogers Crystal Green Katherine Garbera
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Schlag einstecken musste.“
    „So fühle ich mich auch.“
    „Sarah?“
    „Warum sind Frauen so schwer zu verstehen?“
    „Das habe ich nie herausfinden können. Wenn ich einem Kerl mit einem Messer gegenüberstehe, weiß ich, wie ich als Sieger aus der Sache herauskomme. Aber beim anderen Geschlecht? Da stehe ich wie ein Trottel da – come un idiota, wissen Sie.“
    Schweigend zuckte Harris mit den Schultern. Er wollte seine Schwächen nicht diskutieren.
    „Wie schlimm ist das Problem?“, wollte Ray wissen.
    Harris rieb sich den Nacken und schaute aus dem Fenster. „Sie ist wütend.“
    „Lässt sich das mit einem teuren Geschenk wieder einrenken?“
    Da war Harris sich nicht so sicher. Er begann, über Lösungsmöglichkeiten nachzudenken. Die Dinge, mit denen er wahrscheinlich bei Sarah punkten konnte, ängstigten ihn. Er würde die Kontrolle aufgeben müssen, die er stets zu seinem eigenen Schutz eingesetzt hatte. Er würde sich ändern müssen. Denn wenn er das nicht tat, blieb ihm nichts außer seinem bequemen Alltag und der Aussicht auf ein Leben in Einsamkeit.
    „Ich glaube nicht, dass es sich in Ordnung bringen lässt“, antwortete Harris nun. In Gedanken beschäftigte er sich jedoch weiter mit dem Rätsel, das Sarah für ihn war. Er musste einen Weg finden, um sie zurückzugewinnen, ohne dabei die Kontrolle abgeben zu müssen.
    Vier Stunden später redete Sarah mit ihrem Personal. Sie kam sich plötzlich wie das Mädchen vor, das sie mit achtzehn gewesen war. Es gab so viel zu tun, und sie fühlte sich der Aufgabe nicht gewachsen.
    Aber sie hatte es damals geschafft, und sie würde es wieder schaffen. Sie würde mit den neuen Eigentümern reden. Sie wusste, dass die Vermieter bisher mit keinem der Ladenbesitzer gesprochen hatten. Harris hatte sich ja um alles gekümmert.
    Sarah bewunderte seinen Geschäftssinn durchaus. Vielleicht würde sie später auch verstehen, warum er so und nicht anders gehandelt hatte. Doch vorerst war der vorherrschende Gedanke in ihrem Kopf, dass Harris sie verraten hatte. Dabei hatte sie sich gerade an die Vorstellung gewöhnt, dass er ihr Märchenprinz sein könnte.
    Ihre Eltern schienen sie von dem Bild über der Kasse mit einer gewissen Enttäuschung anzustarren. Nachdem sie zwölf Jahre lang alles zusammengehalten hatte, drohte sie jetzt zu scheitern. Sie war so nah dran gewesen, ihnen ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Ihre Geschwister gingen bald aufs College und waren auf dem Weg, unabhängig zu sein. Es war erbärmlich, so kurz vorm Ziel aufgeben zu müssen.
    „Schließen wir jetzt?“, fragte Antonio, einer der Kellner. Er war fünfundfünfzig und hatte schon unter ihren Eltern gearbeitet. Die meisten ihrer Angestellten waren nicht mehr ganz jung und seit Jahren bei ihr beschäftigt. Im Grunde war das Restaurant ein Ersatz für die Familie, die Sarah und die Zwillinge nicht mehr hatten.
    „Nein“, antwortete sie. „Wir öffnen heute wie immer. Morgen früh treffen wir uns noch einmal, um alles Weitere zu besprechen.“
    Warum hatte sie Harris nicht begreiflich machen können, dass Familie nicht nur Blutsverwandtschaft war? Familie hatte die verschiedensten Erscheinungsformen.
    „Anruf für dich, Sarah“, sagte Roger.
    „Stell ihn mir ins Büro durch.“ Sie befürchtete, dass es weitere schlechte Neuigkeiten sein könnten. Bevor sie ging, lächelte sie dennoch aufmunternd in die Runde. „Wir schaffen das. Das verspreche ich euch.“
    Es war merkwürdig, durch die leere Küche zu gehen. Sie erinnerte sich an die Zeit, als ihr Vater noch am Herd gestanden hatte. Wie liebevoll er jede Mahlzeit zubereitet hatte. Jedem Gast ein Gefühl von zu Hause – Taste of Home  – zu vermitteln, das war sein Leitsatz gewesen. Es hatte lange gedauert, bis Sarah sich an die Küche ohne ihren Vater darin gewöhnt hatte. Sie wusste nicht, ob sie sich je daran gewöhnen konnte, ohne das Restaurant zu sein.
    Als sie ihr Büro betrat, betete sie inständig um ein Wunder. Ihr Blick fiel auf den Schreibtisch. Der Platz in der Mitte war noch immer frei – dort hatte Harris sie geliebt. Sie erschauerte und wandte sich ab. Zugleich griff sie nach dem Telefonhörer.
    „Sarah Malcolm“, meldete sie sich.
    „Hier ist Harris.“
    Mit einem Mal wurden ihr die Knie weich. Sie sank auf den Stuhl und starrte auf den Monet-Druck an der Wand. Das Bild zeigte eine verschneite Straße in einer Industriestadt. Mit impressionistischen Pinselstrichen wurde die harte Realität

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