Collection Baccara Band 0320
Unterhaltung in Gang zu halten. Sie wusste nur nicht recht, was sie sagen sollte.
„Ich habe das Buch von Nick Hornby gelesen“, erzählte Harris. „Du hattest recht, es ist wirklich gut.“
„Ich habe meistens recht.“ Sie zwinkerte ihm zu.
„Tatsächlich? Nenn mir ein Beispiel, abgesehen von dem Buchtipp.“
„Ich wusste zum Beispiel, dass du dich amüsieren würdest, wenn du heute Abend herkommst.“
„Ich muss mich vor deinen Fähigkeiten als Seherin verneigen.“
„Diese Gabe hat nichts mit Magie zu tun. Du bist leicht zu durchschauen.“
„Ich bin nicht sehr geheimnisvoll, was?“
„Einige Dinge an dir werde ich nie verstehen. Aber deine Vorlieben bei Büchern und Essen sind einfach zu bestimmen.“
Harris streckte die Hand aus und streichelte ihr Gesicht. „Bemüh dich nicht so sehr, mich zu verstehen. Ich bin nur ein Mann.“
„Du bist viel mehr als das“, flüsterte sie.
Er beugte sich vor, streifte ihre Lippen mit seinen. Sie ließ es zu, obwohl es sich bei seinem sanften Kuss offensichtlich bloß um ein Ablenkungsmanöver handelte. Doch heute Abend, an Halloween, hatte sie nichts dagegen.
Als es an der Tür klopfte, lösten sie sich voneinander. Harris nahm sein Glas und trank einen Schluck Wein, während Sarah öffnete.
„Wir brauchen dich vorne“, sagte Burt. „Es ist Zeit für den Kostümwettbewerb. Die Verkleidungen müssen beurteilt werden.“
„Ich bin gleich da“, gab Sarah zurück.
Sie rückte ihre Perücke zurecht und schaute Harris über die Schulter an. „Kommst du mit? Wir könnten einen Juror mehr gut gebrauchen.“
In einer geschmeidigen Bewegung erhob er sich. „Geh vor. Ich räume auf und komme nach.“
Sie nickte und ließ Harris allein. Wann immer sie ihn in ihr Leben einbeziehen wollte, wich er zurück. Das ist okay, dachte sie. Sie würde es schon schaffen. Sie musste es nur weiter versuchen.
Harris steuerte Sarahs Auto durch die verlassenen Straßen von Orlando. Burt und Isabella waren mit der Limousine zu einer Party im Freizeitpark der Universal Studios gefahren, deshalb war er mit Sarah allein. Es war ihm gelungen, sich um den Kostümwettbewerb zu drücken: Er hatte in der Zeit von ihrem Büro aus einige dienstliche Anrufe getätigt. Vermutlich hatte sie seine Abwesenheit gar nicht bemerkt.
Dabei gab es einen Teil von ihm, der an Sarahs Party hatte teilnehmen wollen – so wie damals als Kind, als er die anderen Kinder neidisch beobachtet hatte, die unbeschwert unter dem Motto „Süßes oder Saures“ von Tür zu Tür gezogen waren. Aber tatsächlich bei dem Wettbewerb mitzumachen, das war nichts für ihn.
Sarah suchte nun einen Musiksender. Ihr Autoradio war Standardausführung, die Lautsprecher waren minderwertig. Harris machte sich gedanklich eine Notiz, ihr vor seiner Abreise eine neue Stereoanlage in den Wagen einbauen zu lassen.
Sie entschied sich für einen Jazz-Sender, der Miles Davis spielte. Harris ließ die Klänge der Trompete auf sich wirken und versuchte sich einzureden, dass dies eine Nacht wie jede andere war. Doch so war es nicht. Keine Nacht mit Sarah war mit irgendeiner anderen vergleichbar, und niemand wusste das besser als er.
Er bog in ihre Einfahrt ein und stellte den Motor ab. Aber er machte keine Anstalten, auszusteigen. Er wollte mit Sarah ins Haus gehen und sie lieben. Er wollte sie die ganze Nacht in den Armen halten und sie am nächsten Morgen aufwecken, indem er sie wieder liebte. Zum ersten Mal wollte er mehr als nur Sex, und das ließ ihn zögern.
Sarah öffnete die Tür, stieg jedoch nicht aus, da er sich immer noch nicht bewegte. „Was ist?“
„Ich möchte keinen falschen Eindruck vermitteln“, meinte er. Heute Abend hatte er Sarah in ihrem Element beobachtet – und er hatte eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung, die eins garantieren sollte: Auch nach seiner Abreise sollte Sarah genauso bleiben, wie sie war. Er wollte sie nicht zurücklassen mit nichts als seinem Zynismus.
Denn sie und ihre Sicht auf das Leben hatten etwas so Reines an sich. Etwas, das er nie besessen hatte. Und das wollte er erhalten. Die Welt brauchte mehr Menschen wie Sarah.
„Wovon?“, fragte sie. Sie hatte die schwarze Elvira-Perücke abgenommen. Ihr sonst so wildes Haar war glatter als sonst, die weichen Locken umrahmten ihr Gesicht.
„Uns“, antwortete er.
Sarah schloss die Tür wieder und lehnte sich zurück. Mit unter der Brust verschränkten Armen drehte sie sich zu ihm um. Harris wusste, dass sie
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