Collection Baccara Band 0320
er auf eine Weise intelligent, die sie nicht von ihm erwartet hatte. Er wusste anscheinend alles. Es gab praktisch kein Thema, zu dem er nicht etwas beitragen konnte. Ganz besonders gern hörte sie ihm zu, wenn er von seinen Reisen erzählte. Dabei hatte sie festgestellt, dass Harris eher ein passiver Beobachter war. Das wollte sie ändern.
Natürlich konnte sie sich noch so sehr wünschen, dass er bei ihr in Orlando blieb. Aber ihr war durchaus klar, dass er zwei Tage nach Thanksgiving abreisen würde. Nicht nach Kalifornien, wo er zu Hause war, sondern nach Tokio. Und eine kleine Restaurantbesitzerin wie sie passte nicht zu einem globalen Macher wie Harris.
Sarah griff nach dem Magic 8 Ball auf ihrem Schreibtisch und drehte ihn zwischen den Fingern. Natürlich hatte das alberne Spielzeug keine hellseherischen Fähigkeiten. Trotzdem stellte sie die eine Frage, die es ihr schwer gemacht hatte, ruhig in Harris’ Armen zu schlafen.
Wird er mir das Herz brechen? Sie konnte es nicht einmal laut aussprechen.
Konzentrier dich und frag noch einmal, lautete die Antwort.
Sie ließ den Ball über den Schreibtisch rollen. Er fiel herunter und blieb zwischen der Wand und dem Schreibtisch stecken. Oh, nein, dachte sie. Das kann kein gutes Zeichen sein.
Sarah bückte sich und wollte den Ball wieder hervorholen, schaffte es aber nicht. Es hatte ohnehin keinen Zweck, darauf zu warten, dass magische Dinge in ihrem Leben passierten – das würde nicht geschehen. Kurz entschlossen verließ sie das Restaurant und überließ ihrem Geschäftsführer Roger Hammond die Leitung.
Vom Auto aus rief sie Harris an.
„Davidson“, meldete er sich nach dem ersten Klingeln.
Beim Klang seiner Stimme durchlief sie ein Kribbeln. Auch wenn er in Sachen Beziehungen und Gefühle zurückhaltend war: Harris gab alles, wenn es um körperliche Liebe ging. In den letzten zwei Wochen hatte Sarah so viel an sinnlicher Erfahrung gewonnen. Jetzt fand sie es an der Zeit, dass sie ihm ein oder zwei Dinge beibrachte. „Ich bin’s.“
„Hallo. Was gibt’s?“
„Ich muss dich sehen.“
Sarah hörte Papier rascheln und das Knarren eines Stuhls und stellte sich Harris mit loser Krawatte und zerrauftem Haar vor. Unwillkürlich wünschte sie sich, dass sie bei ihm wäre. Sie würde ihm die Schultern reiben und ihm dann eine intimere Massage anbieten …
„Ich schätze, dass ich in einer Stunde fertig bin. Soll ich zu dir kommen?“, fragte er.
Nicht heute Abend. Heute Abend wollte sie die alte Sarah hinter sich lassen. Und das konnte sie nicht in ihrem gemütlichen kleinen Schlafzimmer. „Nein. Ich treffe dich im Hotel.“
„Ist alles okay?“, wollte er wissen. Kein Rascheln von Papier mehr. Offenbar hatte sie nun seine volle Aufmerksamkeit, und das tat gut.
„Ja. Ich möchte dich überraschen.“
„Und das kannst du nicht, wenn deine Familie dabei ist?“
„Nein. Nicht wenn ich vorhabe, meinen Mann zu verführen.“
„Ah, verdammt. Ich wünschte, du hättest das nicht gesagt.“
„Warum?“, flüsterte sie und bemühte sich, möglichst sexy und verführerisch zu klingen. Harris hatte ihr einmal gesagt, dass ihm der Klang ihrer Stimme gleich nach dem Aufwachen besonders gefiel.
„Ich muss eigentlich arbeiten.“
Zum ersten Mal seit ihrem Kennenlernen hatte Sarah den Eindruck, dass sie ihm ebenso wichtig war wie sein Job. Das ermutigte sie. „Vielleicht arbeitest du dann ein bisschen schneller.“
„Darauf kannst du dich verlassen.“
Sie hörte ihn schon nebenbei tippen. „Ich sollte dich jetzt in Ruhe lassen.“
„Ja. Wir sehen uns im Hotel.“
„Bye.“
„Sarah?“
„Ja?“
„Bin ich wirklich dein Mann?“, fragte er. Da war wieder dieser Anflug von Verletzlichkeit in seinem Ton. Am liebsten wollte Sarah ihn drücken und es ihm versichern. Doch nur er allein konnte entscheiden, ob er ihr Mann sein wollte.
„Natürlich bist du das“, gab sie zurück.
„Ich habe das noch nie gehabt.“
„Was?“
Er zögerte so lange, dass sie befürchtete, er würde gar nicht mehr antworten. „Eine Beziehung“, sagte er schließlich.
„Nun, gewöhn dich dran.“
„Genau davor habe ich Angst.“
„Ich werde dich nicht so leicht entwischen lassen.“
„Ich fange an, dir zu glauben“, erwiderte er leise.
„Gut“, meinte sie. Manchmal klang er so verwundbar. Dann vergaß sie, dass er ein Mann war, der sich von nichts einschüchtern ließ. „Wann holt Ray dich ab?“, erkundigte sie sich weiter.
„In einer
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