Collection Baccara Band 0320
hatte. Er wollte seiner Besessenheit ungezügelt nachgeben, um sich endgültig davon zu befreien und sein normales Leben wiederaufnehmen zu können. Doch er wollte Sarah nicht mit seinen Problemen belasten. Und er wollte nicht noch weitere ihrer Illusionen darüber zerstören, wie das Leben sein könnte.
Am dritten Abend parkte Ray die Limousine vor dem Taste of Home. Es war bereits nach zehn Uhr abends. Harris hatte bewusst lange gearbeitet, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, zu Sarah zu fahren.
„Warum sind wir hier?“, fragte er Ray nun.
„Sarahs Wagen ist wieder in der Werkstatt. Ich habe ihr versprochen, dass wir sie abholen.“
„Nächstes Mal fragen Sie mich vorher.“ Das kommt davon, wenn man sich zum Essen mit dem Personal an einen Tisch setzt, dachte Harris genervt.
„Ja, Sir.“
„Ray, Sie nehmen Ihren Job zu ernst. Ich bezahle Sie dafür, dass Sie mich von einem Termin zum anderen fahren – und nicht dafür, dass Sie mich durchs Leben lotsen.“
„Sie brauchen jemanden, der das tut“, entgegnete Ray.
„Nicht Sie.“
„Verdammt. Natürlich nicht mich. Sarah. Sie kann Ihnen Dinge geben, die Ihnen niemand anders geben kann.“
„Wovon reden Sie, Ray?“ Harris hatte keine Ahnung, warum sein Chauffeur so verzweifelt wirkte. Anscheinend wollte Ray unbedingt, dass Harris und Sarah sich wiedersahen.
„Maledizione. Ich versuche bloß, Ihnen und Sarah zu helfen …“
„Tun Sie das nicht. Ich bin nicht der Richtige für sie. Bestimmt verstehen Sie das.“
„Ja, ich weiß, was Sie meinen, Mann. Aber lassen Sie mich Ihnen eins sagen: Wenn Sie diese Frau gehen lassen, wird es Ihnen ewig leidtun.“
„Ich leide jetzt schon, Ray.“
„Es wird noch schlimmer werden.“
„Vielleicht ist das die Last, die ein Mann tragen muss.“
„Ja, vielleicht“, erwiderte Ray.
Harris fragte sich, ob sein Fahrer vielleicht selbst Probleme mit Frauen hatte. Sein gequälter Ausdruck sprach jedenfalls dafür.
„Da kommt sie“, meinte Ray und beeilte sich, Sarah die Tür aufzuhalten.
Sie wollte gerade einsteigen, als sie Harris bemerkte und daraufhin erstarrte. Verdammt, sie sah noch besser aus als in seiner Erinnerung! Am liebsten wollte er sie ins Auto ziehen, sie in die Arme schließen und so lange küssen, bis sie beide alle Probleme vergaßen. Probleme, die wahrscheinlich nur seine eigenen waren. Probleme, die nichts mit Lust oder Leidenschaft zu tun hatten.
„Ich wusste nicht, dass du hier bist“, sagte sie.
„Es ist mein Auto.“
„Ich weiß. Ich hatte bloß den Eindruck, dass du mir aus dem Weg gehst.“
„Was ist, sind wir noch in der Highschool?“
Sie errötete. „Sarkasmus steht dir nicht.“
Seine vorherige Bemerkung tat ihm leid. „Komm, steig ein. Ich beiße nicht.“
„Das wäre nicht das Schlimmste.“
Sarah kam der Einladung nach und setzte sich ihm gegenüber. Dabei stieg ihm ihr einzigartiger Duft in die Nase: Sie duftete eben nach Sarah und auch ein wenig nach Lasagne. Ihm wurde bewusst, dass er hungrig war – nicht auf das Essen, sondern auf sie. Doch durch sein Verhalten hatte er eine Mauer zwischen ihnen errichtet, die nur er niederreißen konnte.
Sie war schweigsam, während die Limousine durch die geschäftige Oktobernacht rollte. Nach einer Weile schaute sie Harris an und seufzte. „Ich dachte, du würdest uns eine Chance geben.“
„Ich … kann nicht.“
Als sie neben ihm Platz nahm, hüllte der Duft ihres Parfüms ihn ein. Schnell verschränkte er die Hände, um nicht in Versuchung zu geraten, Sarah zu berühren. Denn genau das wollte er. Genau das brauchte er. Genau danach sehnte er sich.
Er spürte den Schweiß in seinem Nacken. War es schon zu spät, Sarah von sich fernzuhalten? Verdammt, ja, sagte ihm eine innere Stimme. Gib den Kampf auf und pack sie, bevor sie wie jede andere Frau aus deinem Leben verschwindet.
Sie legte die Hand auf seinen Oberschenkel und sah ihn mit diesen dunklen Augen an, die süße Erlösung versprachen. Inständig wünschte er sich, dass er den Mut besitzen würde, einen Versuch mit ihr zu wagen. Aber mit ihm war es wie mit einem Alkoholiker, der mehr als einmal rückfällig geworden war: Harris befürchtete, dass die Aussicht auf ein Leben mit Sarah zu schön war, um wirklich wahr zu sein.
„Ich werde mich dir nicht weiter an den Hals werfen“, erklärte sie. „Wenn du mich nicht sehen willst, dann komme nicht mehr.“
„Es ist nicht so, dass ich dich nicht sehen möchte, Sarah. Du bist nur viel zu
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