Collection Baccara Band 322
bemerkte, dass sie hastig blinzelte. Offenbar hielt sie die Tränen zurück. Was war er bloß für ein Bastard! Er hatte es immer gewusst. All die Jahre hatte er sich selbst etwas vorgemacht. Er hatte sich eingeredet, dass er die Vergangenheit hinter sich gelassen hatte und dass er inzwischen ein besseres Leben führte. Ernüchtert musste er sich in diesem Moment eingestehen, dass sich im Grunde nur wenig verändert hatte.
„Du hast auf mich gewettet, Deacon“, entgegnete sie. „Ich kann das nicht einfach so abtun.“
„Ich wette auf alles, mein Engel. Das weißt du. Es hatte nichts zu bedeuten.“
„Wie kam es denn überhaupt zu so einer Wette?“
„Mac wusste, dass ich endlich die Richtige für mich finden wollte. Er wollte nicht glauben, dass ich dich dazu bringen könnte, mich zu heiraten.“
„Was heißt das – die Richtige?“
„Du bist es.“
„Du kanntest mich doch gar nicht.“
„Du hattest das richtige Aussehen.“
„Ich trug meine Brille. Damit habe ich sicher alles andere als glamourös ausgesehen. Nicht so wie die Art Frau, die dir gefallen würde.“
„Das ist der Grund, weshalb ich dich wollte. Du wirktest so zurückhaltend und kultiviert. Genau so, wie ich mir meine Frau immer vorgestellt habe.“
„Du hast mich geheiratet, weil ich einem Bild in deinem Kopf entsprach?“
„Ja. Die perfekte Ehefrau.“
„Verdammt, Deacon. Ich bin keine Ausschneidepuppe aus Pappe. Ich bin ein richtiger Mensch, und ich passe nicht bequem in irgendein Muster. Ich dachte, du wüsstest das.“
„Das weiß ich ja auch“, sagte er. Je mehr er redete, desto schlimmer verlief das Gespräch. Mit Wetten und Glück kannte er sich aus. Doch nun war es definitiv an der Zeit, die Karten hinzulegen und auszusteigen. Es würde ein neues Blatt und ein neues Spiel geben. Eines, auf das er vorbereitet war und das er auf jeden Fall gewinnen würde.
„Was macht mich in deinen Augen zur perfekten Ehefrau?“, fragte sie.
Oh, verdammt. Die Sache würde nicht gut ausgehen. Er wusste es. Verzweifelt schaute er auf sein Handy, das ausnahmsweise still blieb. „Ich … Also …“
„Aufschieben wird dir nichts nützen. Ich will es wissen.“
„Mein Engel, es ist nicht so, wie du denkst. Es mag damit angefangen haben – mit meinem Bild von der perfekten Frau, die die Rolle einer Ehefrau und hoffentlich eines Tages auch einer Mutter ausfüllen kann. Aber nachdem ich dich kennengelernt hatte, wusste ich, dass du die Einzige für mich bist.“
„Wirklich?“
„Ja, wirklich.“ Er schloss die Lücke zwischen ihnen und zog sie an sich. So war es schon viel besser.
Zaghaft schlang sie die Arme um seine Taille und legte den Kopf an seine Brust. „Ich bin so froh, dass du das sagst. Ich wusste, dass du für mich dasselbe empfindest wie ich für dich.“
„Was empfindest du denn für mich, mein Engel?“
Sie sah ihn an. „Ich liebe dich.“
Sein Magen verkrampfte sich, und seine Selbstsicherheit schwand. Er konnte mit allem umgehen, nur nicht damit. Mit allem außer Liebe. Denn Liebe war nur eine Illusion. Deacon hatte viel zu oft erlebt, dass dieses Gefühl ebenso unbeständig wie das Glück im Spiel war.
Kylie wartete darauf, dass Deacon auf ihr Geständnis reagierte. Wartete darauf, dass auch er ihr seine Liebe gestand. Aber er sagte nichts. Seine Hände erstarrten auf ihrem Rücken. Da begriff sie, dass sie ihn schon wieder falsch eingeschätzt hatte. Er hatte ihr zwar gesagt, dass sie die Einzige für ihn war. Doch was immer er damit gemeint hatte, eins stand nun fest: Er hatte sie nicht aus Liebe geheiratet.
Es brach ihr das Herz. Sie trat einen Schritt zurück, wich seinem Blick aus, hielt mühsam die Tränen zurück. Das hatte sie nicht erwartet, als sie Deacon geheiratet hatte.
„Du liebst mich nicht, oder, Deacon?“, fragte sie heiser. Gott, klang sie wirklich so jämmerlich?
Er fuhr sich durchs Haar. „Was ist Liebe denn schon außer einer Illusion?“
„Liebe ist keine Illusion.“ Sie hatte immer an die Liebe geglaubt, hatte immer danach gesucht. Es war ein Gefühl, das wahrhaftig existierte. Sie sah es an der Ehe ihrer Eltern.
„Für dich vielleicht nicht, aber hier in Vegas schon. Manche Menschen bilden sich ein, dass die Würfel sie lieben. Dass Fortuna sie liebt. Doch sobald man Vegas verlässt, vergeht diese Liebe.“
Kylie versuchte, nachsichtig mit Deacon zu sein. Wenn sie wie er inmitten von Spielern, Showgirls und dergleichen aufgewachsen wäre, hätte sie vielleicht
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