Collection Baccara Band 322
er.
„Hast du schon ein paar Ideen?“ Michael wirkte offenkundig zufrieden.
„Klar.“ Gannon wusste, wen er unbedingt im „Pulse“-Team haben wollte, Erika Layven. Die Frau, von der er sich vor über einem Jahr getrennt hatte.
Erika prüfte das Layout der Aprilausgabe der Zeitschrift „HomeStyle“ mit kritischem Blick, ein Frühlingsblumenmotiv aus bunten Rosen, Lavendelzweigen und fröhlichen Stiefmütterchen. Ein enormer Kontrast zum grauen, bitterkalten Januarnachmittag draußen vor ihrem Fenster im fünfzehnten Stock des Bürogebäudes in Manhattan. Nachdenklich trank sie einen Schluck heiße Schokolade mit Marshmallows und wackelte unter dem Schreibtisch mit den Zehen, wobei nur Socken sie behinderten.
Bei diesem Wetter fror sie und fühlte sich alt. Der jüngste Bericht ihres Arztes machte die Sache nicht gerade besser. Außerdem war da diese Silvesterparty, die sie mit einem Mann, den man getrost vergessen konnte, besucht hatte. Der Kuss um Mitternacht war noch schlimmer gewesen. All das zusammengenommen musste verdrießliche Stimmung hervorrufen.
Andererseits gab es genug Gründe, sich gut zu fühlen. Als Chefredakteurin des zu Elliott Publication Holdings gehörenden Magazins „HomeStyle“ hatte sie die Chance, eine Vision zu entwerfen und zu verwirklichen. Sie hatte Macht und Einfluss. Einen Traumjob. Ab und an vermisste sie ein bisschen den Adrenalinkick, den sie bei „Pulse“ immer gehabt hatte, aber das verdrängte sie. Das hier ist besser, sagte sie sich. In dieser Welt hatte sie das Kommando.
Jemand klopfte an die Tür, und sie schaute zur Uhr in Form eines Frosches auf ihrem Schreibtisch. Es war schon nach halb sechs an einem Donnerstag, die meisten Angestellten genossen zweifellos bereits die Happy Hour.
„Ja?“, rief sie.
„Ich bin’s, Gannon.“ Unnötigerweise fügte er hinzu: „Gannon Elliott.“
Erika verspürte ein flaues Gefühl im Magen und brauchte einen Moment, um die Fassung zurückzugewinnen. Was will der denn? Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und riss sich zusammen. „Komm rein“, sagte sie so kühl wie möglich.
Die Tür ging auf, und ihr Ex – eins achtundachtzig, schwarzes Haar, grüne Augen und sexy Körper – erschien im Türrahmen. Erika wappnete sich und befahl ihren Hormonen, sich zu benehmen. Ihre Handflächen waren schweißfeucht und ihr Herz pochte.
Sie wünschte, sie hätte die Stiefel anbehalten, um ihm wenigstens annähernd auf gleicher Augenhöhe gegenübertreten zu können. So aber stand sie auf Socken hinter ihrem Schreibtisch auf. „Gannon, was für eine Überraschung. Was treibt dich denn hierher?“
„Ich habe dich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.“
Das ist ja deine Entscheidung gewesen, dachte sie, entschied sich jedoch für eine andere Taktik. „Ich hatte viel zu tun bei ‚HomeStyle‘.“
„Das hörte ich. Du machst einen hervorragenden Job.“
„Danke.“ Sie konnte den Anflug von Freude über seine Worte nicht unterdrücken. Gannon galt als hart und neigte nicht zu Komplimenten. „Sieht aus, als sei ‚Pulse‘ aufregend wie eh.“
Er nickte. „Was hältst du von der Serie, die wir über die sich bekämpfenden Internetviren bringen?“
„Exzellent“, sagte sie. „Ich habe es geliebt , den Tag mit einem Internet-Soldaten zu verbringen. Faszinierend .“ Nach einer winzigen Pause fügte sie hinzu: „Ich hätte einen Bruchteil mehr menschliche Aspekte hinzugefügt.“
Er grinste schief. „Das ist eines der Dinge, die ich an dir bewundere. Du siehst das Gute an einem Artikel, suchst aber immer nach einer Möglichkeit, ihn noch besser zu machen.“
„Nochmals danke“, sagte sie. „Du hast mir bisher nicht den Grund für deinen Besuch verraten.“
Er sah zu ihrem Bücherregal und neigte den Kopf zur Seite, um die Titel zu lesen. „Wie sehr gefällt es dir hier?“
Verwirrt musterte sie ihn, während er die Frosch-Uhr von ihrem Schreibtisch in die Hand nahm. Er verhielt sich nicht wie sonst. Allerdings war sie sich auch nicht ganz sicher, was sein normales Verhalten war. Seit ihrer gescheiterten Beziehung war sie gewissermaßen voreingenommen.
„Was sollte mir hier nicht gefallen? Ich helfe, die Geschicke zu lenken“, antwortete sie lächelnd.
Er schaute auf, ihre Blicke trafen sich und ihr Herz machte einen Satz.
Gannon lachte leise. „So kann man es natürlich auch sehen.“ Er stellte die Frosch-Uhr wieder auf den Schreibtisch, nahm ihren Becher und hielt ihn sich unter die Nase.
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