Collection Baccara Band 322
„Ah, heiße Schokolade mit Marshmallows. Anscheinend hast du nicht vor, heute Abend lange wach zu bleiben.“
Erika merkte, wie ihr Sinn für Humor ihr abhandenkam. Gannon kannte viele intime Details über sie, weil sie ein Paar gewesen waren. Eine Tatsache, die sie während des gesamten vergangenen Jahres zu vergessen versucht hatte. „Gesunder Schlaf hält mich geistig fit.“
Er nickte gedankenverloren, dann fragte er: „Sag mal, vermisst du ‚Pulse‘ eigentlich?“
Diese unverblümte Frage überraschte sie. „Selbstverständlich. Das hohe Tempo und immer an vorderster Front zu sein, man hatte jeden Tag einen Adrenalinkick.“
„Und den kriegst du hier nicht“, schloss er.
„Diese Arbeit bietet eine andere Art von Befriedigung.“
„Was würdest du dazu sagen, wenn ich dir die Möglichkeit biete, mit einer Beförderung und einer Gehaltserhöhung zu ‚Pulse‘ zurückzukommen?“
Wieder einmal erwischte er sie eiskalt. Die Aussicht, beim besten Nachrichtenmagazin der Welt mitzumachen, war ein verlockender Köder. Nichts ging bei „Pulse“ entspannt zu. Die Arbeit bei diesem Magazin hatte ihre vollständige geistige und kreative Energie gefordert. Ständig war sie von brillanten, ehrgeizigen Leuten umgeben gewesen.
Und sie hatte sich mit einem Mann eingelassen, der sie für andere Beziehungen verdorben hatte.
Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und schaute aus dem Fenster, während sie sich eine Antwort überlegte. „Das ist ein reizvoller Gedanke“, räumte sie ein.
„Ich will dich wieder im „Pulse“-Team haben. Sag mir, was es braucht, dich zum Wechsel zu bewegen, und du bekommst es.“
Erika starrte ihn an. Als Gerüchte über die Beziehung zwischen ihnen kursierten, war für ihn nicht nur sofort Schluss gewesen, sondern er hatte sie von dem Moment an wie jedes andere Redaktionsmitglied behandelt. Sein Verhalten hatte sie so sehr verstört, dass sie unmöglich mit ihm weiterarbeiten konnte. Der Posten bei „HomeStyle“ bot ihr eine Zuflucht, und langsam kam sie über ihn hinweg.
„Ich muss darüber nachdenken“, brachte sie schließlich heraus.
Dass nun er überrascht zu sein schien, registrierte sie mit einer gewissen Zufriedenheit. Gannon war daran gewöhnt, ein Ja zu hören, kein Vielleicht. Zu ihrem Erstaunen verhärtete sich seine Miene. Was war hier los?
„Gut, das ist nur fair. Ich schaue morgen nach Feierabend wieder vorbei, um mit dir darüber zu sprechen.“
„Tut mir leid, da kann ich nicht“, sagte sie. „Ich habe einen Termin um halb fünf und komme anschließend nicht mehr ins Büro.“
Er nickte bedächtig, als ränge er um Geduld. „Na schön. Arbeitest du an diesem Wochenende?“
„Ja, aber zu Hause.“ Sie schaute in ihren Kalender. „Dienstag passt es am besten.“
„Montag nach Feierabend“, entgegnete er in jenem scharfen Ton, der schon so manchen Mitarbeiter eingeschüchtert hatte.
Dieser Ton beunruhigte sie genug, um es nicht zu weit zu treiben. „Montag nach Feierabend“, bestätigte sie.
„Gut. Bis dann.“
Er sah ihr ein paar Sekunden zu lange in die Augen, ehe er sich umdrehte und ihr Büro verließ, ein paar Sekunden, in denen sie das Gefühl hatte, ihr werde die Luft aus den Lungen gesaugt.
Erika sank in den Sessel und schlug die Hände vors Gesicht. „Dieser verdammte Kerl“, flüsterte sie. Er schaffte es immer noch, sie umzuhauen, und das gefiel ihr ganz und gar nicht.
Allerdings war ihre Reaktion zum Teil verständlich. Bei Gannon galt es, vorbereitet zu sein. Auf ihr Gefühl durfte sie sich da nicht verlassen.
Erika rieb sich die Knie und legte eine kurze Atempause ein. Kopfschüttelnd musterte sie die Vierzehnjährige, die ihr beim Basketball einheizte. „Du könntest ruhig ein wenig Mitleid mit älteren Leuten haben.“
Tia Rogers, das hübsche magere Mädchen, dessen Mentorin Erika war, lief an die Seitenlinie des Basketballfeldes, das Erika für sie beide reserviert hatte. Seit sie befördert worden war, hatte sie Anspruch auf die Benutzung der EPH-Sporthalle.
„Sie sin’ nich’ alt. Sie hocken bloß zu viel in Ihrem schicken Hochhausbüro auf’m Hintern.“
„Sie sind nicht alt“, korrigierte Erika automatisch, obwohl ihr zweiunddreißig momentan sehr alt vorkam. „Geld dafür zu bekommen, dass man auf seinem Hintern sitzt, ist nicht so schlecht. Außerdem sitze ich nicht nur herum“, erklärte sie. „Apropos, wie läuft es in Mathe?“
Tia verzog das Gesicht. „Ich mag es nicht.“
„Was
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