Collection Baccara Band 322
einem Extrem ins andere. Einerseits wollte sie mit ihm zusammen sein und sehnte sich nach seiner Aufmerksamkeit, andererseits wusste sie genau, dass es verrückt wäre, sich erneut auf diesen Weg zu begeben. Hatte sie denn ihre Lektion nicht schon beim ersten Mal gelernt? Mit Gannon Elliott zu spielen war in etwa, wie barfuß auf glühenden Kohlen zu tanzen.
Es gab keine Chance, sich dabei nicht zu verbrennen, doch bis die Hitze sie versengt hätte, wäre es wundervoll. Sie liebte es, wie er sie ansah, sie neckte und sogar, wie er Scrabble mit ihr spielte. Sie wusste, dass er sie begehrte, und dieses Wissen brachte sie fast um den Verstand. Gannon war der begehrenswerteste Mann, dem sie jemals begegnet war. Seine Attraktivität und seine offensichtlich hervorragenden Gene waren der Grund dafür, weshalb sie ihn zum Vater ihres Kindes erkoren hatte. Auch wenn die Empfängnis im Reagenzglas stattfinden würde.
Das Problem war nur, dass sie aus eigener Erfahrung wusste, wie viel mehr Spaß es auf natürlichem Wege machen würde.
Sie stöhnte, als sie ihr Reihenhaus betrat, und ermahnte sich, sich zusammenzureißen. Das Glück war auf ihrer Seite, denn fünfzehn Minuten nach ihrer Rückkehr war der Strom wieder da. Sie duschte und machte sich für ihren Arbeitstag bereit, an dem sie sich auf ihren Job konzentrieren würde, nicht auf Gannon.
Ihr Telefon klingelte, als sie gerade Mascara auftrug. Bevor sie sich meldete, schaute sie aufs Display. Es war Gerald. Nimm ab, befahl sie sich. Um Himmels willen. Tu es. Sie gab sich einen Ruck und nahm das Gespräch an.
„Hallo Erika, hast du den Schneesturm gut überstanden? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, als ich vom Stromausfall in deiner Gegend hörte.“
Wie nett von ihm, dachte sie, hatte zugleich aber ein schlechtes Gewissen, da sie die ganze Nacht mit Gannon in seinem tollen, warmen Apartment verbracht hatte. „Ganz gut, würde ich sagen. Inzwischen haben wir wieder Strom. Und du?“
„Bei uns gab es zum Glück keinen Ausfall. Ich habe mich gefragt, ob wir unsere Verabredung heute Abend nachholen könnten. Ich würde dich gern zum Essen einladen. Allerdings geht es erst ein bisschen später.“
Sie hielt den Atem an und widerstand dem ersten Impuls, ihm eine Absage zu erteilen. Warum wollte sie denn nicht mit ihm ausgehen? Gerald war der perfekte GDA und noch dazu verfügbar. Hinzu kamen seine guten Gene, die er ihrem Baby vererben könnte. „An welche Uhrzeit hattest du gedacht?“
„Acht Uhr. Ich weiß, das ist spät, aber ich versuche dich in ein Restaurant einzuladen, für das sich das Warten lohnt.“
Das war eine nette Idee, wie sie zugeben musste. „Ja, gern. Einverstanden.“
„Gut. Ich rufe dich im Lauf des Tages an, sobald ich reserviert habe, damit du weißt, wo wir uns treffen.“
„Hört sich gut an. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.“
„Ich dir auch. Ich freue mich, bis dann.“
Erika legte nachdenklich auf. Sie sollte sich auch auf den Abend freuen. Vielleicht würde sie Vorfreude auf das Wiedersehen mit Gerald empfinden, wenn sie es sich nur oft genug einredete. „Ich freue mich darauf, Gerald zu sehen“, murmelte sie auf dem Weg ins Büro mehrmals vor sich hin.
Als sie den Fahrstuhl verließ, war sie fest entschlossen, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und nicht an Gannon zu denken. Kaum hatte sie den Mantel ausgezogen und sich an ihren Schreibtisch gesetzt, klingelte das Telefon. Sie nahm den Hörer ab.
„Mr Elliott auf Leitung eins“, informierte ihre neue Sekretärin sie.
„Welcher Mr Elliott?“, wollte Erika wissen.
„Oh. Mr Michael Elliott.“
„Bitte stellen Sie ihn durch.“ Erika musste höchstens eine Sekunde warten. „Erika Layven“, meldete sie sich. „Was kann ich für Sie tun, Mr Elliott?“
„Nennen Sie mich ruhig Michael. Am Ende des Tages werden Sie mich vielleicht noch ganz anders nennen.“
Erika hörte, dass er verärgert war. „Was gibt es für ein Problem?“
„Wir haben zwei Artikel, die in Druck gehen müssen, aber sie sind katastrophal. Ich will, dass Sie und Gannon sich die Texte gleich vornehmen.“
Erika stutzte. „Gannon?“, wiederholte sie und sah ihre Zeit sowie ihre Vorsätze den Bach runtergehen.
„Genau. Ich hoffe, Sie hatten für heute keine anderen Pläne.“
„Natürlich hatte ich andere Pläne, aber das hört sich weitaus wichtiger an. Ich kann meinen Terminplan umstellen.“
„Sehr gut. Mit Gannon habe ich schon gesprochen. Sie können in seinem
Weitere Kostenlose Bücher