Collection Baccara Band 322
gesehen. Das muss während unseres Spaziergangs neulich Abend gewesen sein.“
„Du lässt mich nicht schon wieder fallen“, sagte sie.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Wir müssen die Dinge vermutlich nur für eine Weile ruhiger angehen.“
„Was meinst du damit? Und wie lange ist eine Weile?“
„Das bedeutet doch nur, dass wir uns vorerst nicht mehr privat treffen dürfen.“
Ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. „Und wie lange ist eine Weile?“
Er zuckte die Achseln. „Vielleicht sollten wir das mit uns auf Eis legen, bis der Wettbewerb um den Chefposten bei EPH vorbei ist.“
Sie schnappte nach Luft. „Das ist ein ganzes Jahr!“
„Ja, ich weiß, aber vielleicht ist es am besten so.“
Er sah nicht begeistert aus.
„Für wen?“
„Für uns beide natürlich.“ Mittlerweile schlich sich eine gewisse Ungeduld in seinen Ton. „Doch deswegen bin ich nicht hier.“
„Wow, du hast die Entscheidung ja ziemlich schnell getroffen. Ich glaube, heute Morgen habe ich noch in deinem Bett gelegen.“
„Ach komm schon, Erika. Es ist eine schwierige Zeit. Ich muss mich ganz auf ‚Pulse‘ konzentrieren und darauf, meinem Vater zum Chefposten bei EPH zu verhelfen. Ich empfinde etwas für dich, dies ist nur einfach nicht der richtige Zeitpunkt.“
Erika kam sich wie eine Närrin vor und musste gegen einen Mix aus Wut und Tränen ankämpfen. Sie fühlte sich verraten. Sicher, er hatte ihr keinerlei Versprechungen gemacht, doch das spielte keine Rolle. Sie hatte ihm ihr Herz geöffnet und an eine gemeinsame Zukunft geglaubt.
Ihm mochte es tatsächlich um „Pulse“, seinen Vater und sie gehen, aber dabei nahm er keine Rücksicht auf ihre Gefühle.
Es würgte sie so sehr im Hals, dass sie kaum ein Wort herausbrachte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das habe ich nicht von dir erwartet. Nicht noch einmal.“
„Es ist nicht vergleichbar mit dem letzten Mal“, sagte er.
„Doch, ist es.“ Sie versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Sie musste jetzt in erster Linie an sich denken. „Ich kann nicht bei ‚Pulse‘ bleiben.“
„Du benutzt das hoffentlich nicht als Trumpfkarte, um mich dazu zu zwingen, unsere Beziehung öffentlich zu machen, oder?“
Ebenso gut hätte er sie ohrfeigen können. „Bei dieser Entscheidung geht es nicht um dich“, erklärte sie, „sondern um mein Seelenheil. Aber das verstehst du natürlich nicht. Ich will dich nicht jeden Tag sehen müssen und …“
„Wir können Arrangements treffen, damit wir nicht viel miteinander zu tun haben“, bot er an.
Sie winkte ab. „Nein, ich will nicht auf der gleichen Etage arbeiten. Das werde ich mir nicht antun. Ich kehre umgehend zu ‚HomeStyle‘ zurück.“
„Das geht nicht“, sagte er.
„Und ob das geht. In meinem Vertrag steht, dass ich das jederzeit kann.“
Er starrte sie ungläubig an.
Plötzlich kam ihr ein hässlicher Verdacht. „Du hattest niemals die Absicht, mir dein Sperma zu spenden, nicht wahr?“
Gannon gab verärgert einen Laut von sich. „Das war doch ohnehin eine alberne Idee. Ich hatte gehofft, dass du …“
„… dass ich das einsehe“, beendete sie wütend den Satz für ihn. „Ja, ich kann und werde zu ‚HomeStyle‘ zurückkehren“, wiederholte sie und klammerte sich an ihre wachsende Entschlossenheit. „Ich verlasse deinen Laden endgültig.“
Gannon blieb fast bis zum Morgengrauen wach und lief in seiner einsamen, sich über zwei Etagen erstreckenden Wohnung auf und ab. Noch immer nahm er Erikas Duft wahr, hörte das Echo ihres Lachens. Er mochte nicht auf dem Sofa sitzen, weil sie nicht da war und ihn anlächelte.
Während er von einem Fenster aus die Sonne über der Stadt aufgehen sah, suchte er fieberhaft nach einer Lösung, um mit Erika zusammenbleiben zu können. Sicher, er wollte, dass sie weiterhin für ‚Pulse‘ arbeitete, aber er sehnte sich auch danach, privat mit ihr zusammen zu sein.
Wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er sie geradezu brauchte. Nicht nur in sexueller Hinsicht, obwohl er im Bett nicht genug von ihr bekommen konnte.
Es musste einen Weg geben, um diese Situation zu meistern. Es gab immer einen Weg.
Wütend, aber entschlossen, sich von ihrem Schmerz nicht unterkriegen zu lassen, fuhr Erika früh in die Redaktion und brachte ihre Sachen zurück in ihr altes Büro bei „HomeStyle“. Ihre Nachfolgerin hatte sich noch gar nicht eingerichtet, deshalb stellte sie deren Kartons einfach an die Wand neben der
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