Collection Baccara Band 322
hast. Darfst du auch gern behalten. Ist alles von der Heilsarmee.“
Christina starrte die Sachen an. Sie war den Tränen näher als gestern Nacht, als sie gemeint hatte, sterben zu müssen. Was sie im Moment bevorzugen würde – statt diese hässlichen Klamotten zu tragen.
Sie hatte ihre Mutter nie um etwas gebeten. Nie etwas von ihr erwartet. Nur heute, zum ersten Mal. Und da sie dem Tod von der Schippe gesprungen war – hätte Sandra nicht ein paar Dollar ausgeben können, um ein Sweatshirt zu kaufen?
Unterwäsche in Christinas Größe?
„Oh, gut, du bist noch hier! Die Schwestern sagten, du würdest entlassen werden.“
Als sie aufblickte, kam Scott herein. Grinsend hielt er eine große Topfpflanze im Arm, einen riesigen Stoffhund, eine Pralinenschachtel – und ein kunterbunter Luftballon mit der Aufschrift „Gute Besserung“ tanzte über seinem Kopf.
Und ihr Herz pochte wie wild.
„Wer ist das?“, fragte ihre Mutter.
„Scott Fortune. Er und seine Familie waren auch am Flughafen. Scott, das ist meine Mutter. Sandra.“
Er schaffte es irgendwie, alle Geschenke in den linken Arm zu nehmen, um ihrer Mutter die Hand zu geben. „Wohnen Sie auch in Red Rock?“
„Nein. In Houston. Ich muss jetzt auch los. Mach’s gut, Honey.“
Sandra verschwand, ohne sich noch mal umzudrehen.
Und wieder fragte Christina sich, warum sie überhaupt zu Besuch gekommen war.
Wie lieblos, dachte Scott. Diese Mutter hatte ihre Tochter nicht umarmt, geschweige denn, sie zum Abschied geküsst.
Es enttäuschte oder verletzte Christina, das spürte er. Auch wenn sie es mit einem Lächeln überspielte. Er sah die Traurigkeit in ihren Augen.
„Hey.“ Er reichte ihr den Plüschhund. „Dieser süße Kerl wollte unbedingt zu dir“, versuchte er sie aufheitern.
„Oh, danke.“ Lächelnd drückte sie den Hund an ihr Krankenhaushemd. „Für alles. Äh … das hättest du nicht tun sollen.“
„Was?“ Scott stellte die Pflanze auf den Nachtschrank, gab Christina die Pralinen und band den Luftballon an ihr Bett.
„Na ja, du musst mir keine Geschenke bringen, nur weil … wir, äh, uns geküsst haben.“
Ihr melancholischer Ton schnitt ihm ins Herz. Es klang so, als würde sie es gar nicht kennen, ein bisschen verwöhnt zu werden.
Er setzte sich auf die Bettkante. „Wenn ich eine Frau küsse, meine ich auch, dass sie es wert ist, Blumen geschenkt zu bekommen. Oder Pralinen.“
„Oder ein Plüschtier.“
„Dafür muss sie schon eine wirklich besondere Frau sein.“
Ihre Augen funkelten vor Vergnügen. „So gut war der Kuss?“
„Atemberaubend.“
„Oh, hör auf!“ Christina kicherte. „Du bist süß. Aber du hättest mir wirklich nichts mitbringen müssen. Erst recht nicht den halben Laden. Ich weiß auch gar nicht …“ Sie seufzte. „… wie ich die Sachen nach Hause transportieren soll.“
„Ich fahre dich.“
„Nein, das kann ich nicht annehmen. Deine Familie …“
„Alles unter Kontrolle“, unterbrach er sie. „Meine Eltern sind hier gut versorgt, die anderen schlafen im Hotel. Niemand braucht mich.“
„Meinst du?“
„Ich schwöre es. Du hast einen Gehgips?“
Christina nickte. „Und Krücken. Gut. Ich wäre dir dankbar, wenn du mich fährst. Denn um ehrlich zu sein, ich wusste gar nicht, wie ich nach Red Rock kommen sollte. Und um dich vorzuwarnen – meine Wohnung ist sehr bescheiden.“
„Als würde mich das stören. Aber warum wusstest du nicht …? Ich meine, hätte deine Mutter dich nicht fahren können?“
„Anscheinend nicht.“ Christina griff nach den rosa Leggings und seufzte. „Gehst du bitte hinaus, damit ich mich anziehen kann?“
In dem Moment bekam Scott eine SMS. Brauch dich. Warteraum OP. Wendy.
Bin auf dem Weg , schrieb er zurück.
Zwanzig Minuten später stand Scott vor dem Krankenhaus und telefonierte mit Dr. Rhodes, dem befreundeten Neurologen aus Atlanta. Er hatte ihm von dem Unglück berichtet. Und von Javier. „Die Ärzte sind nicht mal ‚vorsichtig optimistisch‘.“
„Aus der Ferne kann ich allerdings …“
„Darum rufe ich an. Um zu fragen, ob es Ihnen möglich wäre, herzukommen. Die Kosten übernehmen wir natürlich. Könnten Sie Javier behandeln?“
„Verdammt, Scott. Es tut mir leid. Meine Termine lassen das nicht zu. Aber … der Patient liegt im San Antonio Memorial?“
„Ja.“
„Liz Cuthbert ist dort Chefärztin der Neurologie. Wir waren mal Kollegen. Sie ist exzellent, glauben Sie mir. Bräuchte ich einen Neurologen,
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