Collection Baccara Band 322
Kontrollraum und ging durch den langen Flur, in dem sich die Büros des Empfangschefs und des Casinomanagers befanden. Dabei überlegte er, was er zu der Frau sagen würde.
Er richtete seine Designerkrawatte und öffnete schließlich die Tür, die in eine andere Welt führte. Eine Welt, in der er lebte, seit er laufen konnte. Eine Welt voller prunkvoller Leuchter und sich ständig drehender Rouletteräder. Er blieb einen Moment stehen, um den Blick über sein Königreich schweifen zu lassen.
Stolz auf das, was er erreicht hatte, erfüllte ihn. Und falls es auch nur ansatzweise zwischen ihm und der fremden Frau knisterte, würde er sie verführen und zu Mrs Deacon Prescott machen. Zur Königin seines kleinen Reichs.
Es dauerte eine ganze Weile, sich den Weg durch das Casino zu bahnen. Immer wieder hielten Stammgäste ihn auf, und dann wollte noch ein kürzlich eingestellter Kartengeber mit ihm sprechen. Deacon rief seine Sekretärin Martha an und ließ sie einen Termin für den Kartengeber nach Ende seiner Schicht machen. Endlich war er aus dem Casino heraus und stand in der Lobby des Hotels. Suchend schaute er sich nach der Frau um.
Plötzlich vergaß er all die geschliffenen Formulierungen, die er sich über die Jahre angeeignet hatte. Ihm fiel nichts ein, was er sagen konnte. Für einen Moment war er wieder der schmuddelige kleine Junge von der Straße, für den der Glamour unerreichbar war, den er nun täglich sah.
Er rieb die Hände an den Seiten seiner Hose und richtete sich noch ein wenig gerader auf. Verdammt, er war Deacon Prescott. Seit zwei Jahren galt er für die Zeitschrift Entrepreneur als Mann des Jahres. Eine ganz gewöhnliche Frau würde ihn gewiss nicht davon abhalten, sein Ziel zu erreichen.
Kylie Smith hörte, wie sich ihr jemand näherte. Das Golden Dream war ein nobles Hotel mit dem Charme der alten Welt. Die Herren, die das Casino besuchten, wirkten dagegen jedoch nicht so nobel. Sie war inzwischen von vier verschiedenen Männern angesprochen worden, seit sie hier auf ihre Freundin wartete.
Die unerwartete Aufmerksamkeit, die ihr zuteilwurde, war ihr unangenehm. Sie wusste, dass es nicht etwa damit zu tun hatte, dass sie umwerfend schön gewesen wäre. Es lag nur daran, dass sie verfügbar zu sein schien.
Sie hatte ihr Haar lässig zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ihre Lesebrille mit der großmütterlichen Kette daran aufgesetzt und ihr Lieblingsbuch in die Hand genommen. Ihre Haltung hätte entmutigend genug sein sollen, um selbst den entschlossensten Mann abzuschrecken. Aber diese Person ging nicht weg. Vielleicht war es ja Tina. Doch als sie über den Rand ihres Buches lugte, erkannte sie, dass es sich nicht um ihre Freundin handelte. Es sei denn, Tina trug neuerdings italienische Herrenhalbschuhe. Was höchst unwahrscheinlich war. Kylie wandte den Blick ab und versuchte, sich auf Das scharlachrote Siegel zu konzentrieren.
Aber dieser Mann roch einfach zu gut. Sein Eau de Cologne duftete nach Wald und reizte sie, tief einzuatmen. Sie wollte nur kurz aufschauen. Als sie sein Gesicht sah, konnte sie ihn jedoch bloß anstarren.
Seine Züge waren nicht klassisch schön, doch es lag etwas Atemberaubendes in seinen grauen Augen. Etwas, das auf eine verborgene Leidenschaft und inneres Feuer hindeutete – zwei Dinge, die sie nie gehabt hatte. Nervös schob Kylie ihre Brille höher auf die Nase und bemühte sich, einen gleichmütigen Eindruck zu machen.
Attraktive Männer redeten für gewöhnlich nicht mit ihr.
„Hallo“, sagte er. Seine Stimme klang nicht weich und kultiviert, sondern eher rau – und sie weckte unwillkürlich Gefühle in Kylie, die sie schon fast vergessen hatte.
„Hi“, erwiderte sie. Ja, man nannte sie auch die Königin der geistreichen Konversation.
„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?“ Er nahm neben ihr auf dem Zweiersofa mit Brokatbezug Platz, ohne ihre Antwort abzuwarten.
„Wohl nicht“, meinte sie ironisch.
„Ich wusste es.“
„Wirklich? Weshalb?“
„Schicksal.“
„Schicksal?“, wiederholte sie. Dieser Mann sah nicht so aus, als ob er viel dem Schicksal überließ. Sie spürte einen stahlharten Willen unter dem Tausend-Dollar-Anzug.
„Mein Engel, ich kenne mich mit Zufall und Glück bestens aus.“
„Die haben beide nichts mit Schicksal zu tun“, gab sie zurück. Als er daraufhin fragend die Brauen hochzog, erklärte sie stockend: „Schicksal ist etwas, das vorherbestimmt ist. Glück – eher
Weitere Kostenlose Bücher