Collection Baccara Band 322
nicht.“
„Hängt davon ab, ob es einem vorherbestimmt ist oder nicht, Glück zu haben.“
Sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Er war sehr charmant, obwohl ihr sein schmeichelhafter Ton irgendwie routiniert vorkam. Höchstwahrscheinlich war sie nicht die erste Frau, die diese Sätze zu hören bekam.
„Darf ich Sie zum Dinner ausführen?“, fragte er.
„Ich kenne Sie doch gar nicht.“
Er stand auf und streckte ihr die Hand entgegen. „Deacon Prescott.“
Als sie seine Hand schütteln wollte, ergriff er plötzlich ihre Finger. Streichelte die Knöchel mit seinem Daumen, führte sie an seine Lippen und hauchte einen warmen Kuss auf den Handrücken. Kylie zitterte leicht. Nicht nur das Hotel hatte den Charme der alten Welt.
„Und Sie sind …?“, wollte er wissen.
„Kylie Smith.“
„Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten, Kylie?“
Am liebsten wollte sie so tun, als wäre sie nicht interessiert. Aber sie war es. Ehe sie etwas sagen konnte, setzte er sich wieder. Und diesmal ließ er einen Abstand von kaum mehr als fünfzehn Zentimetern zwischen ihnen. Kylie fühlte sich bedrängt. Deacon war groß und schlank, und neben seinen breiten Schultern kam sie sich zierlich, fast winzig vor.
„Was machen Sie hier?“, erkundigte er sich.
„Ich warte auf jemanden.“
„Einen Mann?“
„Das geht Sie nichts an.“
„Stimmt. Was führt Sie nach Vegas?“ Er legte den Arm auf die Rückenlehne des Sofas. Seine Hitze und sein Duft hüllten Kylie vollkommen ein und führten sie in Versuchung, sich an ihn zu schmiegen.
Stattdessen rückte sie schnell von ihm ab. „Ein Mädelswochenende.“
Er lächelte leicht und schob ihr eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Dabei erschauerte sie vor Erregung. Sie war von Natur aus niemand, der gern viel Körperkontakt hatte. Außerdem war es lange her, dass jemand sie berührt hatte – abgesehen von ihrer Mom. Wenn sie sich einmal wöchentlich zum Brunch trafen, begrüßte ihre Mutter sie stets mit einer Umarmung.
„Sie haben schönes Haar“, sagte er.
Wollte er etwas von ihr? Kylie war sich nie sicher, ob ein Mann nur nett war oder sich wirklich für sie interessierte. Für einen Moment wünschte sie sich, wie Tina zu sein. Ihre Freundin flatterte von einem Mann zum anderen und genoss, was jeder einzelne zu bieten hatte. Aber Kylie war nie so gewesen. Sie war dazu erzogen worden, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Und genau danach hatte sie sich immer gesehnt. Selbst nach ihrer gescheiterten Ehe hoffte sie immer noch, irgendwann den richtigen Mann zu finden und Kinder zu bekommen. Doch das bedeutete nicht, dass sie ihn in Vegas finden wollte.
Als sie nun noch weiter von Deacon abrückte, verlor sie auf der Sofakante fast das Gleichgewicht. Er packte sie am Arm und zog sie zurück.
„Was machen Sie in Vegas, Deacon?“, fragte sie, um von ihrem Beinahesturz abzulenken.
„Ich lebe hier“, sagte er, als ob nichts geschehen wäre.
„Wirklich?“, platzte sie heraus. „Oh, tut mir leid, antworten Sie nicht darauf. All das Geklingel hier scheint mich zu verwirren.“
Er lachte. Es war ein gutmütiges Lachen und passte nicht so recht zu diesem Mann, der so streng wirkte. Pechschwarzes Haar und gebräunter Teint. Große Hände. An seinem kleinen Finger trug er einen Goldring mit einem Abzeichen, das sie nicht kannte.
Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie Deacon ein bisschen zu lange angestarrt hatte. Rasch sah sie ihm in die Augen, um zu prüfen, ob er es bemerkt hatte. Er hatte es. Mit einem Finger berührte er ihr Gesicht. Warum berührte er sie? Sie sollte besser zurückweichen.
Aber sie konnte es nicht. Seine undurchdringliche Miene ließ sie regungslos verharren. Sein intensiver Blick gab ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Eine Märchenprinzessin. Und er war der Ritter, der für sie Drachen töten würde. Zum ersten Mal kam sie sich nicht viel zu ernst und langweilig vor. Sie war eine Frau, bei deren Anblick ein Mann über eine Urlaubsaffäre nachdachte.
Doch in Wirklichkeit war sie es nicht. Als ihr Magen knurrte, spürte sie, wie sie rot wurde.
„Meine Einladung zum Essen steht noch“, sagte Deacon.
„Ich lese gerade ein richtig gutes Buch“, erwiderte sie. Es war die wohl lahmste Ausrede, die ihr je eingefallen war.
„Der Tag, an dem ein Buch einer Frau mehr Spannung bietet als ich, wird ein trauriger sein.“
„Dann halten Sie schon mal die Taschentücher bereit.“ Im Grunde wollte sie die Einladung annehmen. Ja,
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