Collection Baccara Band 322
Sie trug ein eng anliegendes Etuikleid mit einem Überwurf aus hauchdünnem Stoff. Langsam drehte sie sich vorm Spiegel und betrachtete sich von allen Seiten. Sie sah gut aus, aber eben nicht wie sie selbst.
Der tiefe V-Ausschnitt enthüllte viel Dekolleté. Niemals hätte sie sich vorstellen können, einmal so auszusehen. Sie hob ihr Haar hoch und musterte ihr Spiegelbild. Der Schnitt ließ ihren Hals fast schwanenartig wirken.
Kylie biss sich auf die Unterlippe. So etwas Elegantes zu tragen war deshalb schwierig für sie, weil sie von den drei Schwestern eigentlich die gewöhnliche war. Von der jeder erwartete, dass sie gewöhnlich blieb. Das hatte sie nie gestört. Sie wusste gern, wo ihr Platz war. Dieses Kleid allerdings verwischte die Konturen des hübschen und einfachen Bildes, das sie sich von ihrem Leben gemacht hatte. Kylie war sich nicht sicher, ob sie bereit war, sich in diesem neuen Licht zu sehen.
„Wie passt es?“, fragte Deacon von draußen.
Er kam ihr in dieser Umgebung wie ein Tiger im Käfig vor. Ruhelos ging er vor der Kabine auf und ab, während sie ein Outfit nach dem anderen anprobierte.
„Gut. Aber ich finde, dieses steht mir auch nicht“, antwortete sie. Natürlich war der Gedanke verlockend, dieses Kleid tatsächlich zu kaufen. Aber es wäre ihr mit Sicherheit unangenehm, es in der Öffentlichkeit zu tragen.
„Keins davon? Das kann ich nicht glauben. Ich werde den Besitzer holen.“
„Nein, Deacon. Tu das nicht.“
Sie hörte ihn seufzen. Sein Handy hatte etliche Male geklingelt, seit sie hier waren. Wahrscheinlich hatte er Besseres zu tun, als vor einer Umkleidekabine darauf zu warten, dass sie sich endlich für ein Outfit entschied. „Dann gehen wir ins Chimera“, sagte er. „Ich wette, dass wir dort etwas Passendes für dich finden.“
Diesmal seufzte Kylie. Er war so nett. Doch dies hier funktionierte nicht. Sie reiste morgen früh ab, und sie wollte ihren letzten Abend mit Deacon nicht in einem Anproberaum verbringen. „Ich möchte nicht in eine andere Boutique.“
„Was ist los, mein Engel?“
Sie lehnte die Stirn an die Tür und sah darunter die Spitzen seiner italienischen Schuhe. „Zwing mich nicht, es auszusprechen.“
„Lass mich herein“, forderte er sie auf.
Wortlos drehte sie den Knauf und ließ Deacon eintreten.
Er schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und musterte sie wie ein Kunstkenner ein Gemälde der alten holländischen Meister. „Du siehst wunderschön aus.“
Selbstverständlich. Bei einem Preis von knapp tausend Dollar konnte man schließlich erwarten, dass das Kleid perfekt saß. „Es passt nicht zu mir.“
„Natürlich tut es das. Es ist genau das, was ich mir für diesen Abend vorgestellt habe.“ Sanft hob er ihre Arme an. Sein Blick veränderte sich, verriet jetzt Verlangen.
Auch Kylie spürte, wie eine Welle der Erregung sie durchströmte. Nur Deacon besaß diese Macht über sie.
Dann fasste er sie an den Hüften und drehte sie zum Spiegel um. In seinem Designeranzug blieb er ein Stück hinter ihr stehen. Kylie bemerkte, dass sie im Spiegel wie ein richtiges Paar aussahen. Ein sehr attraktives und erfolgreiches Paar. Ihre helle Erscheinung glich seinen dunklen Typ aus.
„Wir sehen perfekt aus.“ Er schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich, sodass ihr Rücken seinen Oberkörper berührte.
„Deacon, das bin nicht ich.“
Er senkte den Kopf, um ihren Hals zu küssen. Schauer der Lust ließen sie erbeben.
„Ich glaube, dies ist dein wahres Ich“, murmelte er an ihrer Haut.
Es fühlte sich sonst so gut an, in seinen Armen zu liegen. Aber Kylie konnte es diesmal nicht genießen. Sie wusste, dass er nicht sie meinte. Er meinte die ihr fremde Frau in dem Kleid. „Ich habe noch nie so viel Geld für ein Kleid ausgegeben. Lass mich doch am Ständer mit den Sonderangeboten stöbern. Da finde ich etwas, ganz bestimmt.“
Er schüttelte den Kopf. Langsam ließ er die Finger von ihrer Taille hinaufwandern, zeichnete das zarte Muster auf dem luftigen Überkleid nach. „Du brauchst nicht bei den Sonderangeboten zu suchen. Ich möchte dir das Kleid schenken.“
„Nun, ich werde nicht in der Lage sein, in diesem Geschenk zu essen.“
„Warum nicht? Ist es zu eng?“
Normalerweise fand sie den milden Unterton in seiner Stimme erregend, aber heute klang er fast gönnerhaft. „Nein, es ist nicht zu eng“, gab sie zurück. „Ich hätte Angst, es zu
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