Collection Baccara Band 324 (German Edition)
als stünde sie schon ewig bibbernd in der feuchtkalten Nacht. Müde und hungrig fing sie an, sich zu fragen, wie sehr sie dieses Interview wirklich brauchte. Sie wollte nach Hause.
Als sie in ihrer Handtasche nach einem Pfefferminzbonbon kramte, nahm sie am Rand ihres Blickfelds eine Bewegung wahr. Sie sah auf und entdeckte Zeke, der gerade herauskam.
Dummerweise war er umringt von Security-Leuten. Trotzdem rannte sie los, denn ihr würden nur wenige Sekunden bleiben, bevor er in der Limousine verschwand, die inzwischen vorgefahren war. „Zeke! Mr Woodlow!“
In diesem Moment brach Unruhe um Zeke herum aus. Blitzlichter der Paparazzi zuckten, und ein paar Mädchen kreischten und hüpften.
Summer wurde von einer Mauer aufgehalten – als sie hochschaute, erkannte sie, dass es sich um einen uniformierten Polizisten handelte. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück. Er war einer von mehreren New Yorker Cops, die sich in der Nähe der Limousine aufhielten.
„Treten Sie zurück!“, befahl er.
Summer schaute ihm über die Schulter. Zeke stieg bereits in den Wagen. Ihr Mut sank.
Vier Stunden, siebenundzwanzig Minuten und über zwanzig Songs. Und am Ende musste sie sich doch geschlagen geben.
Am liebsten hätte sie vor Frustration geweint. Wie aufs Stichwort traf ein Regentropfen ihre Wange, dann noch einer. Sie sah zum Himmel hoch, verzog das Gesicht und rannte zum Taxistand in der Seventh Avenue. Sobald es anfing, richtig zu regnen, würde es keine freien Taxis mehr geben.
Fünfundzwanzig Minuten später erreichte sie das Stadthaus in der Upper West Side, in dem sie und ihre Schwester wohnten. Scarlet kam barfuß und im roten Seidenpyjama aus ihrem Zimmer und begrüßte sie. „Und, wie ist es gelaufen?“, erkundigte sie sich.
Summer musterte Scarlets Aufzug und fand wieder einmal, dass sie unterschiedlicher kaum hätten sein können, obwohl sie eineiige Zwillinge waren. Scarlet war extravagant, wild und verrückt, während Summer eher als sensibel und vernünftig galt.
„Schrecklich“, antwortete sie, ließ sich aufs Sofa fallen und zog die Stiefel aus. Erleichtert bewegte sie die Zehen. „Ich weiß nicht, warum ich geglaubt habe, dass ich dieses Interview mit Zeke bekomme. Ich bin nicht einmal in seine Nähe gelangt! Der Kerl wird besser bewacht als der Papst und der Präsident zusammen.“
Sie berichtete kurz über den Abend und meinte schulterzuckend: „Es war von Anfang an eine Schnapsidee von mir. Jetzt muss ich mir für meinen Karrieresprung etwas anderes einfallen lassen. Irgendwelche Ideen?“
„Das war’s?“, fragte Scarlet ungläubig. „Du gibst die Sache mit Zeke einfach so auf?“
„Nicht einfach so“, verteidigte Summer sich. „Hast du mir nicht zugehört?“
„Gibt es morgen Abend nicht noch ein Konzert? Da hast du doch die Chance, dein Interview zu bekommen.“
„Scar, hallo?“ Sie war es gewohnt, dem Überschwang ihrer Schwester mit einer Dosis Realität zu begegnen. „Es wird kein Interview geben.“
Scarlet stemmte die Hände in die Hüften. „Na ja, ganz sicher nicht, wenn du so angezogen bist.“
Summer schaute an sich herunter. „Was ist denn an meiner Kleidung auszusetzen?“
„Du bist angezogen wie eine Nonne.“ Mit einer Hand gestikulierend fügte Scarlet hinzu: „Du bist praktisch von Kopf bis Fuß bedeckt.“
„Es ist kalt draußen“, verteidigte Summer sich. „Willst du etwa andeuten, ich würde mehr erreichen, wenn ich mein Dekolleté zeige?“
„Schaden kann es jedenfalls nicht.“
„Klar, und vermutlich würde es helfen, wenn ich mir ein paar Sachen aus deinem Kleiderschrank ausborge“, bemerkte sie trocken.
„Das ist keine schlechte Idee.“
Scarlet war modebegeistert. Oft fertigte sie Skizzen von Kleidern an und nähte sie sogar manchmal selbst. Dafür bewunderte Summer sie, auch wenn ihr eigener Geschmack seriöser war.
„Vergiss es.“
„Nein, das ist es! Warum bin ich nicht schon vorher darauf gekommen?“
„Worauf?“
„Wie du an Zeke Woodlows Security-Leuten vorbeikommst. Zieh dich einfach wie ein Rock-Groupie an. Attraktive Frauen dürfen immer hinter die Bühne.“
„Warum?“
Scarlet stöhnte genervt. „Manchmal habe ich den Eindruck, du lebst hinter dem Mond. Was glaubst du denn, warum? Manchmal wegen Sex, manchmal um Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Frauen prahlen hinterher vor der Presse mit ihren Kontakten zum Rockstar.“
„Verschone mich! Soll ich mich etwa wie eine von diesen Billig-Tussis
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