Collection Baccara Band 324 (German Edition)
schaute sich um. Viele Geräte und Zubehörteile hatte sie von ihrer Großmutter geerbt. „Du solltest keine voreiligen Schlüsse ziehen.“
„Das lerne ich allmählich von dir“, entgegnete er. „Wer ist das auf dem Foto über dem Telefon?“
Sie sah zu dem Bild, das ihre Urgroßmutter vor ihrem kleinen Lebensmittelladen in Brooklyn zeigte. Das Schwarz-Weiß-Foto war 1918 aufgenommen worden. „Meine Urgroßmutter.“
Jack trat näher heran, um es genauer zu betrachten. Er bewegte sich völlig ungezwungen bei ihr. Lauren dagegen wurde verlegen, als sie sich kurz darauf zum Essen an den Tisch setzten. Sie hatte einen seltsamen Tag hinter sich und war außerdem müde von der Frühschicht.
„Das schmeckt gut. Ich hatte keine Ahnung, dass solche Ergebnisse in nur dreißig Minuten überhaupt möglich sind“, sagte er.
„Mit Schmeicheleien erreichst du bei mir alles.“
„Ich meine es ernst.“
„Ich weiß.“ Und sie wusste es tatsächlich. Sie kannte ihn inzwischen gut genug. Deshalb war ihr klar, dass er niemals aus Höflichkeit schwindeln würde.
Sie bemerkte, dass er immer wieder zu den vielen Fotos und Bildern an den Wänden schaute. Neben einigen Drucken, die Duke ihr aus Florenz geschickt hatte, befanden sich auch Aufnahmen von ihren Eltern beim Grillen und von ihrem Bruder und seiner Familie darunter. So hatte sie ihre Liebsten stets in der Nähe. Lauren lehnte sich zurück.
Wie war Jacks Familie? Lauren mochte ihm keine Fragen stellen. Er hatte so empfindlich reagiert, als sie ihn mittags auf den Unfall seines Vaters angesprochen hatte. Immerhin wusste sie nun, dass er ungern über allzu Privates redete. Informationen und Details dazu schienen ihm nur zufällig herauszurutschen.
„Meine Großmutter hat mir das Kochen beigebracht. Meine Mom war immer zu beschäftigt, um es zu lernen“, erzählte sie, „und Grandma dachte schon, sie würde niemals das weitergeben können, was sie im Laufe ihres Lebens perfektioniert hatte. Ich kann es nicht erklären … Es war etwas Besonderes, wenn ich mit ihr in der Küche gearbeitet habe.“
„In deiner Familie gibt es wohl viele Traditionen und ein starkes Gefühl von Zusammengehörigkeit“, meinte er.
Seine Stimme klang fast ein bisschen sehnsüchtig, doch das konnte nicht sein. Jack Montrose hatte alles, was man sich nur wünschen konnte. Warum sollte er sie beneiden?
Lauren hatte nie darüber nachgedacht, aber er hatte recht. In ihrer Familie gab es eine Menge Traditionen, die manchmal eher wie Rituale waren. „Ich bin sicher, bei deiner ist es nicht anders“, erwiderte sie. „Hast du nicht gesagt, dass deine Mom dich dauernd anruft?“
„Ja, aber meine Familie ist völlig anders als deine. Meine Mom war ein Waisenkind, und mein Dad … Nun, sagen wir es so: Er hat sich mit seinen Eltern überworfen, bevor er groß herauskam.“
Lauren brach es beinahe das Herz. Jack hatte also tatsächlich kaum Familie – er hatte nur seinen Bruder und seine Mom. „Haben seine Eltern ihn denn akzeptiert, nachdem er berühmt geworden ist?“
„Sie versuchten es. Der gute alte Dave war allerdings niemand, der verzeihen oder vergessen konnte. Also sagte er: ‚Zum Teufel mit ihnen.‘ Wobei er sich nicht ganz so gewählt ausdrückte. Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr zu ihnen.“
„Ich könnte mit meiner Mom reden, wenn ihr alle in ihre Show kommen mögt. Sie ist gut darin, solche Brüche zu kitten.“
„Nein. Wir stehen nicht gern im Rampenlicht.“
„Warum nicht?“
„Wahrscheinlich, weil mein Dad es immer gesucht hat“, erwiderte Jack knapp.
Lauren wusste, dass er sich nicht weiter dazu äußern würde. Sie erinnerte sich an ein Foto in Tys Büro, auf dem die beiden Brüder Anzüge im Design der US-Flagge trugen und neben Motorrädern standen. Natürlich würde sie Jack jetzt nicht dazu befragen. Aber sie vermutete, dass die Brüder nach dem Unfall ihres Vaters zu solchen Auftritten gezwungen worden waren. Wie Menschen ihre eigenen Verwandten so schäbig behandeln konnten, war ihr ein Rätsel.
„Es tut mir leid, dass du keine Großeltern hattest“, meinte sie. „Mein Großvater hat Duke und mich immer gern verwöhnt. Er hat uns ständig Süßigkeiten zugesteckt und beim Abendessen mit uns herumgealbert. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, das nicht zu haben.“
„Man vermisst nicht, was man nicht kennt.“ Mehr sagte Jack zu dem Thema nicht. Er aß ruhig weiter. Erst nach einer Weile ergriff er wieder das Wort: „Danke für
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