Collection Baccara Band 325 (German Edition)
auf eine Rekordanzahl von Hochzeiten eingeladen worden.
Gran hatte völlig recht. Sie hatte einfach nicht genug Spaß, was vielleicht daran lag, dass Summer nicht da war. Ihre beste Freundin …
Oder es hing damit zusammen, dass Scarlet die meiste Zeit des Jahres in Manhattan lebte und der Country Club ihr mit einem Mal zu gemütlich und … zugleich zu steif vorkam. Für jedes und alles gab es hier Regeln und Vorschriften, mit denen sie aufgewachsen war und die sie ignoriert hatte, was ihr dann prompt Ärger eingebracht hatte. In der Großstadt gab es weniger Regeln, überlegte sie, dort passierte mehr, und man hatte mehr Möglichkeiten …
Nach dem Abendessen begann das Tanzvergnügen. Scarlet sah zu, wie ihre Großeltern für den ersten langsamen Walzer die Tanzfläche betraten. Nach so vielen Jahren beherrschten sie jeden Schritt im Schlaf, und beim Anblick der beiden musste Scarlet unwillkürlich lächeln – bis sie auf einmal John entdeckte.
Der Blitz, den sie zuvor erwartet hatte, traf sie nun umso heftiger, wenngleich aus einem völlig anderen Grund. Tief in ihrem Inneren erwachte eine lodernde Glut, die sich rasch überall in ihrem Körper ausbreitete. Er war der bestaussehende Mann im ganzen Saal. Und sie hatte mit ihm geschlafen. Und er hatte sie gewollt, sogar über alle Maßen.
Wenn sie ehrlich war, freute sie sich darüber, dass er hier aufgetaucht war. Aber dann bemerkte sie eine zierliche Blondine, die sich von ihm in den Arm nehmen ließ, um dann mit ihm einen Walzer zu tanzen, als wäre sie schon seit einer Ewigkeit seine Tanzpartnerin. Jeder Schritt war genau auf den anderen abgestimmt, seine Hand lag an ihrem Kreuz, sein Blick war auf ihre Augen gerichtet. Er sagte etwas, und die Blonde lachte. Scarlet hasste die Frau schon jetzt wie die Pest.
Die Band wechselte zu einem schnelleren Stück. Ihre Großeltern verließen die Tanzfläche, während John und seine Partnerin sich dem veränderten Tempo anpassten. Irritiert tippte Scarlet mit dem Fuß auf. Wollte er sie etwa eifersüchtig machen?
„Hey, Scarlet.“
Sie drehte sich zu dem Mann um, der sich ihr unbemerkt genähert hatte. „Oh. Hi, Mitch. Lange nicht gesehen.“
Mitchell Devereaux war so gut aussehend, wie er oberflächlich war – und er sah wirklich gut aus.
„Stimmt. Lust auf einen Tanz?“
Ganz bestimmt wollte sie nicht am Rand stehen und dem Geschehen nur zuschauen. Sie würde John ignorieren und sich vergnügen, so wie es Gran ihr befohlen hatte.
Nach dem Tanz mit Mitchell verließ Scarlet die Tanzfläche nicht mehr. Zu jedem neuen Song suchte sie sich einen anderen Partner. Sie tanzte sich sprichwörtlich die Seele aus dem Leib, dabei ließ sie John jedoch nie so ganz aus den Augen. Der nahm ebenfalls jeden Tanz mit, mal mit der kleinen Blonden, aber auch mit anderen Frauen. Über die Schulter ihres eigenen Partners hinweg beobachtete Scarlet etwas später, wie John sich an einer der Bars einen Drink bestellte. Dann lehnte er sich gegen eine Säule und ließ seinen Blick über die Tanzfläche schweifen, bis er Scarlet entdeckte und sie dabei ertappte, wie sie ihn beobachtete.
Er prostete ihr flüchtig zu, doch mit den Augen verfolgte er jede ihrer Bewegungen. Scarlet konnte es kaum fassen, dass sie wusste, wie er nackt aussah, wie sich seine Haut anfühlte und wie sie schmeckte. Seine Küsse waren so leidenschaftlich gewesen, als müsste er am nächsten Tag in den Krieg ziehen und wollte ein letztes Mal spüren, wie sich ein Kuss anfühlte. Und wenn er sie liebte, dann so intensiv, als wäre sie die einzige Frau auf der ganzen Welt.
Der Song ging zu Ende. Scarlet verließ unter einem Vorwand ihren Tanzpartner und bewegte sich auf John zu. Es kam ihr vor, als wäre da eine Macht im Spiel, stärker als ihre eigene Willenskraft. Unauffällig deutete sie auf eine der Seitentüren, woraufhin John langsam auf eben diese Tür zusteuerte. Scarlet folgte ihm in dezentem Abstand. Doch als sie die Tür durchschritt, entdeckte sie ihren Großvater, der sich offenbar schon länger auf dem Patio aufgehalten hatte. Kaum sah er John kommen, ging er sofort auf ihn zu.
Scarlet konnte gerade noch hinter einer breiten Säule in Deckung gehen.
„Ich hätte nicht von Ihnen erwartet, John, dass Sie Vergeltung üben“, sagte ihr Großvater.
„Es ist rein geschäftlich, Patrick. Weiter nichts.“
Scarlet wünschte, sie könnte die beiden Männer sehen, um ihre Körpersprache zu deuten. So konnte sie nur zuhören. Granddads Stimme
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