Collection Baccara Band 325 (German Edition)
aufhielt.
Scarlets Absätze verursachten auf der breiten Marmortreppe ein leises Klackern, als sie nach unten ins Parterre ging. Sie freute sich schon auf den Abend, auch wenn sie ohne Begleitung hergekommen war. Aber sie kannte viele der eingeladenen Gäste, und ganz sicher würde sie nicht lange warten müssen, bis jemand sie um einen Tanz bat.
Sie war froh darüber, dass sie John nichts davon gesagt hatte, wo sie das Wochenende verbringen würde, sonst hätte er sich vielleicht noch hier blicken lassen.
Ihr Weg in den hinteren Teil des Hauses, wo sich das Wohnzimmer befand, führte sie an der Suite ihrer Großeltern vorbei. Als sie sich der Tür näherte, kam gerade ihre Großmutter aus dem Schlafzimmer. Sie strahlte die Eleganz und die Anmut einer Königin aus – dabei hatte sie Patrick Elliott kennengelernt, als sie eine kleine Näherin in Irland gewesen war. Er hatte ihr Herz erobert und sie dann mit zu sich nach Amerika genommen. Ihrem Gesicht sah man weder ihr Alter noch die Tragödien ihres Lebens an: Sie war fünfundsiebzig Jahre alt, hatte Fehlgeburten und den Tod von Kindern durch Krankheit und Unfall verarbeiten müssen.
„Du siehst einfach bezaubernd aus, colleen “, sagte sie, als Scarlet stehen blieb und sie umarmte.
Colleen. „Meine Kleine“. Das Lieblingskosewort ihrer Großmutter.
„Und dein Kleid wird dafür sorgen, dass so mancher Gast das Atmen vergisst, würde ich sagen. Deine eigene Kreation?“
„Ja, und brandneu.“ Scarlet beschrieb eine schnelle Pirouette, um den hautengen Schnitt zu präsentieren. Der Saum des violetten Kleides war so gearbeitet, dass er um ihre Knie wirbeln würde, wenn sie tanzte. Durch ihre gut zehn Zentimeter hohen Absätze kam sie auf eine Größe von über einen Meter achtzig. Sie fühlte sich schön und stark zugleich. „Du siehst aber auch wunderschön aus, Gran.“
Maeve Elliott trug ein schlichtes, lavendelfarbenes Kleid, das mit unzähligen Perlen besetzt war und zu ihrer zierlichen Statur passte. Auf ihrer zart geschminkten, makellosen irischen Haut schimmerten immer noch ein paar Sommersprossen, und ihr kastanienbraunes, mit grauen Strähnen durchzogenes Haar trug sie auf jene elegante Weise hochgesteckt, die Scarlet kannte, soweit sie zurückdenken konnte.
„Da will wohl jemand, dass ihm jeder hinterherschaut“, dröhnte hinter ihr die Stimme von Patrick Elliott.
Dank ihrer hohen Absätze stand Scarlet ihrem Großvater Auge in Auge gegenüber. Ein Grund mehr, weshalb sie diese Schuhe so mochte.
Mit seinen siebenundsiebzig Jahren war ihr Großvater immer noch ein stattlicher Mann. Er war schlank, sein volles graues Haar und die blauen Augen faszinierten auch Frauen, die dreißig oder mehr Jahre jünger waren als er.
„Das will ich doch hoffen“, gab Scarlet zurück.
„Ich meinte eigentlich deine Großmutter, Missy“, konterte er scheinbar streng, doch sein Lächeln verriet ihn. Mit einem zärtlichen Ausdruck in den Augen wandte er sich dann seiner Frau zu und küsste sie auf die Wange. „Du siehst wundervoll aus, cushla macree .“
Schlag meines Herzens. Scarlet erinnerte sich nicht, dass er ihre Großmutter irgendwann einmal anders genannt hatte. Dabei konnte sie heute genauso wie früher kaum glauben, dass dieser liebevolle Ehemann gleichzeitig jener Diktator war, der sie und Summer großgezogen hatte. Als Geschäftsmann verhielt er sich gnadenlos – besonders seinen vier Kindern gegenüber, die in einigen seiner Unternehmen arbeiteten.
„Fährst du mit deinem eigenen Wagen?“, fragte er Scarlet. „Du wirst doch bestimmt länger bleiben wollen als deine Großmutter und ich.“
„Ich fahre mit euch. Wenn es sein muss, werde ich schon jemanden finden, der mich hier absetzen kann.“
„Wir werden Frederick schicken, damit er dich abholt“, schlug Gran vor.
„Danke, aber das wird nicht nötig sein“, beharrte Scarlet. „Ich finde schon eine Mitfahrgelegenheit.“
„Dann pass aber auf, dass dein Fahrer nichts trinkt.“ Patrick legte seine Hand unter Maeves Arm, als sie in Richtung Tür gingen.
Scarlet folgte den beiden und ärgerte sich über die Annahme ihres Großvaters, ein Mann werde sie nach Hause bringen. „Keine Sorge, ich werde ihn erst ins Röhrchen pusten lassen.“
Maeve lachte und kam damit einem sarkastischen Kommentar ihres Mannes zuvor. „Ihr beide seid euch so ähnlich“, meinte sie und schüttelte amüsiert den Kopf.
„Wir sollen uns ähnlich sein?“ Scarlet war nicht ganz so verblüfft,
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