Collection Baccara Band 325 (German Edition)
Hand fest.
„Morgen Abend?“, fragte er.
Sie nickte. Um keinen Preis würde sie sich die Gelegenheit entgehen lassen, ihn zu sehen und Zeit mit ihm zu verbringen.
Er verließ sie, ohne sie zu küssen oder noch einmal in den Arm zu nehmen. Er schaute sie nur an, ein brennender, intensiver Blick auf sie, wie sie in Jacke, Tanga und Stiefeln vor ihm stand.
Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte Scarlet, sie hätte keine Schwester.
8. KAPITEL
Am Samstag wollte die Zeit einfach nicht verstreichen. Scarlet hatte Kleidung und Schmuck für den Abend bereitgelegt, doch es war erst Mittag. Normalerweise verbrachte sie ihre Freizeit mit Näharbeiten, aber dafür war sie heute zu angespannt. Stattdessen ging sie die drei Meilen bis zum Bürogebäude von EPH zu Fuß, um im Fitnessraum des Unternehmens ein wenig zu trainieren.
An den Geräten verlangte sie ihrem Körper alles ab, bis jeder Muskel in ihr brannte. Dann duschte sie, legte sich ein Handtuch um und ging in die Sauna. Zu gern hätte sie John aus ihren Gedanken verbannt, aber sie sah immer wieder seinen Gesichtsausdruck, als Summer auf ihren Anrufbeantworter gesprochen hatte. Und sie musste daran denken, wie schnell er gleich danach das Weite gesucht hatte.
Zugegeben, ihr war nach dem Anruf auch die Lust auf mehr vergangen. Trotzdem …
Nein, es gab kein „trotzdem“. Weder John noch sie selbst hätten irgendetwas anders machen können. Das Schicksal hatte sich eingemischt – genau in dem Moment, als Scarlet geglaubt hatte, John und sie könnten vielleicht doch eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft haben.
Die Saunatür öffnete sich, Fin kam herein. Sie hätte auch die Sauna für die leitenden Angestellten benutzen können, doch jetzt war sie hier. Die vier Geschwister versuchten vielleicht, trotz des Wetteiferns um den Chefposten den Familienfrieden zu wahren. Im Augenblick verhielten sie sich dennoch mehr wie vier Einzelkämpfer.
„Und? Hast du gut trainiert?“, fragte Fin und setzte sich.
„Ich habe alles gegeben.“ Scarlet seufzte. „War aber auch nötig. Ich war schon seit ein paar Wochen nicht mehr hier. Allerdings fürchte ich, dass mir morgen alle Knochen wehtun werden.“
„Ich habe mich eben von Magda massieren lassen. Versuch doch, sie noch zu erwischen, bevor sie nach Hause geht.“
„Gute Idee.“ Scarlet huschte aus der Sauna, sprach eine Angestellte an, die gerade vorbeiging, und bat sie, der Masseurin Bescheid zu geben, dann setzte sie sich wieder zu ihrer Tante. „Ich bin froh, dass du dir Zeit für dich nimmst“, sagte sie zu Fin. „Ich mache mir Sorgen um dich. Wir alle machen das.“
„Es ist nur ein Jahr in einem ganzen Leben. Ich kriege das schon hin. Und wenn ich erst mal gewonnen habe, nehme ich eine Zeit lang frei.“ Fin legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
„Bist du gestern Abend nach Hause gegangen, oder hast du im Büro auf der Couch geschlafen?“
„Couch“, antwortete Fin träge. „Mit dem neuen Projekt läuft alles gut?“
„Alles bestens.“
„Und mit John kommst du klar?“
„Kein Problem.“ Scarlet wollte ganz sicher nicht mit Fin über dieses Thema reden. „Geschäft ist Geschäft.“
„Wie macht sich die neue Praktikantin?“
„Gut. Jessie hat den richtigen Blick fürs Detail. Du solltest überlegen, ob wir sie nicht behalten wollen. Mit ihrem Talent wird sie schnell eine Stelle finden, und mir wäre es lieber, wenn sie bei uns landet, anstatt bei der Konkurrenz.“
Die Tür ging auf. „Ms Elliott, Magda lässt ausrichten, wenn Sie jetzt zu ihr kommen, hat sie fünfundvierzig Minuten Zeit für sie.“
„Sagen Sie ihr bitte, ich bin gleich bei ihr.“ Scarlet wandte sich zu ihrer Tante um. „Wir wollen alle, dass du gewinnst, Tante Finny. Aber wir wollen auch, dass du gesund bleibst.“
„Ich bin kerngesund. Und jetzt geh.“
Eine Stunde später war Scarlet auf dem Weg zum Aufzug. Sie fühlte sich nach der Massage wie neugeboren und beschloss, Schuhe kaufen zu gehen. Auf diese Weise konnte sie einige Stunden totschlagen.
„Ms Elliott“, rief ein Mitarbeiter der Fitnesscrew und kam zu Scarlet gelaufen. „Ihr Großvater möchte Sie sprechen.“
Scarlet verkniff sich ein Aufstöhnen. Ohne Massage wäre sie schon längst aus dem Haus gewesen. Was für ein schlechtes Timing!
In ihrem ganzen Leben war Scarlet nur ein paar Mal im dreiundzwanzigsten Stock gewesen, und seit sie für Charisma arbeitete, hatte sie die Chefetage kein einziges Mal aufgesucht. Das
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