Collection Baccara Band 325 (German Edition)
überlege, dann hat er sogar eine Redensart drauf, die genau zu Ihnen passt. Er würde nämlich sagen: ‚Dieser arme Rich. So viele Haare auf dem Kopf, aber nichts in der Birne.‘“
Scarlet musste das inzwischen wieder volle Glas absetzen, um nicht vor Lachen ihren Drink zu verschütten. Jessies Reaktion auf Richs dümmliche Anmache zeigte, dass sie gar nicht so naiv war, wie es manchmal den Anschein hatte.
„Miststück“, knurrte der Mann aufgebracht. „Dir werde ich …“
Gerade wollte Stash in Aktion treten, da hatte sich auch schon John dazwischengedrängt, nahm Rich das Glas aus der Hand und stellte es auf die Theke. „Es wird Zeit, dass du dir eine andere Kneipe suchst, Kumpel“, sagte John zu ihm.
Rich reagierte mit einem finsteren Blick, sagte aber weiter nichts, sondern zog sich zurück.
„Alles in Ordnung?“, fragte John an Jessie gewandt.
„Ja, alles okay. Eigentlich hat es mir sogar Spaß gemacht.“ Sie grinste ihn an.
Scarlet erwartete, dass er sich ihr zuwandte, doch er wünschte nur eine gute Nacht und ging. Sie sah ihm nach, wie er das Lokal verließ und in der Dunkelheit verschwand.
„Er war allein hier“, flüsterte Stash ihr ins Ohr.
Sie versuchte sich zu beruhigen, aber das war nicht so einfach. Was sollte sie von Johns Verhalten halten? War er wütend? Eifersüchtig auf Stash? Verletzt?
Hastig setzte sie eine neutrale Miene auf, immerhin war Stash etwas aufgefallen, was er gar nicht hätte bemerken sollen. „Danke für die Rettung, aber … mon petit choux ?“
„Mein kleiner Kohlkopf“, übersetzte er grinsend, woraufhin Jessie zu lachen begann.
„Ich weiß, was das bedeutet.“
„Es ist ein liebevoller Kosename.“ Stash strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wenn die Damen für heute Abend genug Aufregung hatten, wäre jetzt vielleicht das Abendessen an der Reihe. Ich habe einen Tisch freigehalten.“
„Ich habe jetzt jedenfalls Hunger“, erklärte Scarlet, die lieber nicht länger über das Geschehene nachdenken wollte. Sonst traf sie noch eine Entscheidung, die sie später bereuen würde. Am Ende würde sie John noch hinterhergehen. „Was ist mit Ihnen?“, fragte sie Jessie.
„Ich könnte ein ordentliches Rib-Eye-Steak verputzen“, meinte die junge Frau lächelnd und bestärkte Scarlet in ihrem Eindruck, dass es gut sein würde, sie besser kennenzulernen. „Ich bin nur noch mal schnell für kleine Mädchen.“ Mit diesen Worten stand Jessie von ihrem Hocker auf und steuerte auf den hinteren Teil des Lokals zu.
Scarlet hoffte zwar, dass Stash sich nicht weiter zu Johns Verhalten äußern würde, aber sie hätte wissen müssen, dass sie nicht so viel Glück hatte.
„So, so. Der Verlobte deiner Schwester.“
„Der Exverlobte.“
„Und du.“
„Nein. Wir haben uns nur zur selben Zeit am selben Ort aufgehalten.“ Das war nicht gelogen, denn sie waren nicht verabredet gewesen. Und ein Paar waren sie genau genommen auch nicht. Sie genossen lediglich vorübergehend die Gegenwart des anderen.
„Nachdem er auf dich aufmerksam geworden war, hat er dich nicht mehr aus den Augen gelassen.“
Sie wünschte, sie könnte sich hinter einer Speisekarte verstecken. „Ich kann John nicht vorschreiben, wie er sich zu verhalten hat.“
Stash grinste sie nur an und sagte: „Bryan würde von mir erwarten, dass ich dir sage, das Essen geht aufs Haus.“
„Er ist ja auch mein Lieblingscousin“, entgegnete Scarlet mit einem frechen Lächeln, während Stash sich zum Gehen wandte.
Später an diesem Abend teilten sich Scarlet und Jessie ein Taxi, um nach Hause zu kommen. Scarlet wohnte nur ein paar Blocks vom Une Nuit entfernt und war als Erste am Ziel. Jessie hatte noch eine längere Strecke vor sich, und als Scarlet ausstieg, bedankte sich Jessie überschwänglich bei ihr für den schönen Abend.
Scarlet ging nach oben in ihre Wohnung, während sie überlegte, ob sie John anrufen oder den Zwischenfall im Restaurant auf sich beruhen lassen sollte. Als sie das letzte Stück der Treppe erreicht hatte, entdeckte sie John, der neben der Wohnungstür gegen die Wand gelehnt dastand. Er rührte sich nicht, als sie näher kam. Ihre Schulter strich an seiner Brust entlang, und sie schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf. „Was wäre, wenn ich jemanden mit nach Hause gebracht hätte?“, fragte sie leise, während ihr Herz aufgeregt pochte.
„Dem hätte ich schon klargemacht, dass er besser den Heimweg antreten sollte.“
Scarlet ging hinein und ließ die
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