Collection Baccara Band 325 (German Edition)
Tür offen. Ohne auf ihre Einladung zu warten, folgte John ihr in die Wohnung. Sie warf ihre Handtasche auf den kleinen Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was willst du, John?“
„Das weißt du ganz genau.“
„ Davon abgesehen?“ Dieses Spielchen, diese Wortgefechte erregten sie, und sie konnte ihm anmerken, dass er das wusste.
„Du hast mich ignoriert.“
„Das hast du mit mir auch gemacht“, konterte sie. Dass er im Lokal mit Jessie, aber nicht mit ihr gesprochen hatte, war für sie irritierend und ärgerlich zugleich gewesen.
„Du warst mit Stash beschäftigt, und ich wollte euch nicht stören.“
„Stash und ich flirten ständig miteinander.“
„Ich will dir nicht vorschreiben, was du zu tun und zu lassen hast. Wir führen wohl kaum die Art von Beziehung, in der wir niemanden sonst daten dürfen. Oder küssen.“
Das tat weh. Auch wenn es nur für einen Monat sein sollte, hatte sie doch erwartet, dass er sich in dieser Zeit nur mit ihr treffen würde.
„Okay, gut. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig.“ Sie wandte sich ab, ohne zu wissen, was sie als Nächstes tun sollte.
„Hör mal“, sagte er und kam näher. Als er ihre Schulter berührte, wich sie zurück.
„Das läuft nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte“, räumte er unüberhörbar frustriert ein. „Ich wollte nur vor morgen Abend die Fronten klären. Ich weiß nicht, ob ich Lust auf ein gespieltes Date habe, wenn der heutige Abend zwischen uns steht.“
„Was war heute Abend? Wieso bist du so verärgert?“
„Meinst du, es ist mir leichtgefallen, dir dabei zuzusehen, wie du zuerst mit diesem Idioten an der Bar und dann auch noch mit Stash geflirtet hast? Du wusstest genau, dass ich dort war. Jessie hat es dir gesagt, das weiß ich. Wolltest du mich eifersüchtig machen?“
Scarlet wirbelte zu ihm herum. „Dieser Idiot kam von selbst zu uns“, sagte sie und brach mit ihrem Vorsatz, ihm nichts erklären zu wollen. „Ich habe ihn nur ein bisschen ermuntert, weil ich dachte, er könnte für Jessie interessant sein. Dann hat er sein wahres Gesicht gezeigt, und ich habe Stash dazugeholt, damit er mit mir flirtet, der Typ abgeschreckt wird und es nicht zu einer Szene kommt. Stash ist nur ein guter Freund, weiter nichts.“
Da John offen gesagt hatte, was ihn störte, beschloss sie, das Gleiche zu tun. „Ich wusste nicht, ob du in Begleitung im Une Nuit warst. Darum habe ich mich nicht zu dir umgedreht. Ich wollte es lieber gar nicht wissen.“
„Ich wäre dazwischengegangen, wenn du mir ein Zeichen gegeben hättest.“
„Das hätte deine Begleiterin aber gar nicht gemocht.“
Er legte die Hände auf ihre Schultern. „Warum sollte ich in Begleitung ins Une Nuit gehen, wenn ich weiß, dass du da bist?“ Er wartete nicht auf ihre Antwort. „Mit welcher Sorte Mann hast du sonst Umgang, wenn du meinst, ich könnte so unhöflich sein?“
„Offenbar mit einer ganz anderen Sorte. Aber das will ich ja gerade ändern.“
Sie sah, wie er sich ein wenig entspannte.
„Ich tue anderen Leuten nicht absichtlich weh, Scarlet. Ich bin ein zivilisierter Mann.“
Das mochte prinzipiell stimmen. Aber in bestimmten Situationen – Scarlet dachte an den Konferenzraum des Country Clubs – gab er sich ganz und gar nicht zivilisiert. Und das gefiel ihr an ihm. Das liebte sie an ihm. Und es gefiel ihr auch, dass er hergekommen war und auf sie gewartet hatte, damit sie sich aussprechen konnten. Sie mochte es, dass er sich den Dingen stellte.
Sie legte die Hände auf seine Brust und sah ihm in die Augen. Er schwieg. Nach den längsten dreißig Sekunden ihres Lebens hob er seine Hände und zog ihr die Haarklammern heraus, sodass ihr Haar locker um ihr Gesicht fiel. Er legte die Finger an ihren Hinterkopf und kam ein Stück näher. Auf einmal wünschte sie, sie hätte ihre Schuhe ausgezogen. Dann könnte sie sich auf die Zehenspitzen stellen, den Kopf in den Nacken legen und zu ihm aufschauen … Der Gedanke brachte sie zum Lächeln.
„Was ist?“, fragte er.
„Bei dir fühle ich mich so … so weiblich. Das ist mir noch bei keinem anderen Mann passiert.“
Er zog einen Mundwinkel hoch. „Bedeutet das etwas Gutes?“
„Ja.“
„Wie fühlst du dich sonst?“
„Ich weiß nicht. Gleichberechtigt. Und manchmal sogar ein bisschen überlegen.“ Mehr wollte sie ihm nicht verraten, weil sie fürchtete, er könnte sie damit aufziehen. Sie wusste nur, dass sie mit ihm alles anders empfand.
„Mir gegenüber
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