Collection Baccara Band 325 (German Edition)
Körper durchströmte. Sie spürte einen rauschhaften Energieschub, der sie stark und schwach zugleich machte, und sie konnte nicht anders, als Wyatt erneut anzusehen. Eine ganze Weile standen sie so voreinander, ohne ein Wort zu sagen, bis Kiara ihm direkt in die Augen sah.
Sein Blick bohrte sich in ihren.
Sie konnte das gleiche Verlangen darin erkennen, dass sie selbst innerlich zerfraß.
Er ließ seinen Blick von oben bis unten über ihren Körper gleiten, sodass sich Kiara fühlte, als stünde sie nackt vor ihm, bis er wieder bei ihrem Gesicht angelangt war. Bei ihren Lippen. Unsicher legte sie eine Hand an ihre Kehle.
„Wollten Sie mir nicht eine Geschmacksprobe von diesem brettigen Wein geben?“, murmelte er leise. Sein sanftes Lächeln löste die unterschiedlichsten Empfindungen in ihr aus, allesamt verstörend gut. „Deshalb sind wir doch hier, nicht?“
War das so? Sie konnte sich nicht mehr erinnern.
Wie verzaubert sah sie in seine dunklen Augen und verlor sich in dem Wahnsinn, der sie befallen hatte, seit Wyatt Bella Notte betreten hatte. Sie atmete tief ein.
Er tat das Gleiche.
Das war der Moment, in dem sie begriff, dass er sich genauso überwältigt und verwirrt fühlte wie sie. Sie betrachteten einander, als wüssten sie beide nicht, was sie nun mit dieser wachsenden Anziehung anstellen sollten.
„Kiara?“, flüsterte er.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Ähm … ja, der Wein.“
Sie drehte sich um und ging tiefer in den Keller hinein, dorthin, wo die ganz alten Weine lagerten, die noch von ihrem Urgroßvater, kurz nach der Prohibition, hergestellt worden waren. Sie spürte, dass Wyatt ihr durch das Gewölbe voller Regale und Weinflaschen folgte.
Was war das? Weshalb verwirrte dieser fremde Mann sie so? Sie hielt ihre Gefühle sorgfältig verschlossen, um sich gegen die romantische Ader ihrer Familie zu wehren und ihren sachlichen Verstand zu bewahren. Sie brauchte lange, um Freunde zu gewinnen, noch viel länger, um eine intime Beziehung einzugehen. Das unterschied sie vom Rest der Romanos. Sie war stolz auf ihre Selbstkontrolle, und die war nun – puff! – wie weggezaubert. Das hier – was immer es auch war – versprach einen gewaltigen Nervenkitzel und zugleich jede Menge Ärger.
Ganz hinten im Keller nahm sie schließlich eine der Flaschen, einen Vorläufer von Decadent Midnight , aus dem Regal, dann fischte sie einen Korkenzieher aus ihrer Kitteltasche.
„Darf ich?“, fragte Wyatt und streckte eine Hand aus.
Kiara war zwischen ihm und der Kellerwand gefangen. Zögernd reichte sie ihm die Flasche. Als er danach griff, berührten sich ihre Finger, und Kiara sog hörbar die Luft ein. Langsam hob sie den Kopf und sah geradewegs in Wyatts Augen. Die Zeit schien stehen zu bleiben.
Niemals zuvor hatte sie etwas Vergleichbares erlebt. Weil ihre Familie von ihr abhängig war und weil die Weinherstellung als Wissenschaft sie so völlig in Anspruch nahm, war sie ernsthaften Beziehungen immer aus dem Weg gegangen.
Aber dieses Gefühl, das versprach, ihre Welt auf den Kopf zu stellen, machte ihr nicht nur Angst, es erregte sie auch. Was stimmte nicht mit ihr? Sie sollte ihn einfach feuern, und das wäre es dann!
Wyatt öffnete den Wein und legte den Korkenzieher auf das Regal. „Haben Sie ein Glas?“
„Trinken Sie ruhig aus der Flasche. Der Wein ist nicht gut, Sie werden nicht mehr als einen Schluck davon nehmen wollen.“
Mit dunklen Augen sah er sie an, während er die Flasche an seine Lippen setzte und einen Schluck trank. Er behielt den Wein einen Moment lang prüfend im Mund, ehe er ihn hinunterschluckte.
„Sie haben recht. Er ist brettig, aber einige Leute nehmen den dumpfen Geschmack vielleicht in Kauf, wenn sie dafür einen biologisch angebauten Wein bekommen.“
Die Komplexität seines Geschmackssinns verblüffte sie einmal mehr. „Sie schmecken, dass er biologisch angebaut ist?“
„Nun, Brett ist kein giftiger Hefepilz, und es ist nicht ungewöhnlich, dass er in Bio-Weingärten vorkommt.“
„Als eingefleischter Romantiker hat mein Urgroßvater viel Wert auf biologischen Weinbau gelegt, aber natürlich war es angesichts all der Schädlinge, die dabei drohen, nicht einfach, den Wein geschmacklich einwandfrei zu halten. Mein Großvater hat später versucht, diese Familientradition aufrechtzuerhalten, aber als es Bella Notte nicht gelang, einen überdurchschnittlichen Wein zu produzieren, hat er widerwillig damit begonnen, konventionellere
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