Collection Baccara Band 325 (German Edition)
Hinsicht total durcheinander.
Er machte einen Schritt auf sie zu, legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah ihr tief in die Augen. „Kiara“, hauchte er.
„Ja?“, flüsterte sie.
„Ich muss dich etwas fragen.“
„Was?“
„Ich will nicht ins Labor. Lass mich in den Weingärten arbeiten.“
Sie war offensichtlich verwirrt. „Willst du nicht mit mir arbeiten?“
„Oh, doch.“ Er hob eine Hand und ließ einen Finger über ihre Lippen gleiten. „Genau das ist das Problem. Ich will es viel zu sehr.“
Verunsichert wich sie einen Schritt zurück. „Ich verstehe nicht.“
„Was da heute Morgen im Keller passiert ist …“
„War ein Fehler“, fiel sie ihm ins Wort.
Erleichtert atmete er auf und betete, dass ihr Großvater recht behielt. Dass, sich uninteressiert zu zeigen, der richtige Weg war, um bei Kiara zu landen. Wenn nicht, würde der Schuss gewaltig nach hinten losgehen.
„Siehst du das wirklich so?“, fragte er.
„Natürlich war es ein Fehler. Wir haben rein spontan gehandelt, das ist nie gut. Zum Glück ist Maurice aufgetaucht.“
„Ja“, log er.
„Und du hast recht“, fuhr sie fort. „Die Weingärten sind besser für dich. Ich werde mir einen anderen Assistenten suchen, vielleicht die enthusiastische Blonde. Wie heißt sie?“
„Lauren.“
„Ja. Ich denke, das passt besser.“
„Gut.“
„Fantastisch.“
„Grandios.“
Was machte er denn da? Wenn er in die Weingärten flüchtete, würde er nicht nur Distanz zwischen sich und Kiara bringen, er würde auch einen großartig zum Spionieren geeigneten Posten aufgeben.
Nur wusste Wyatt tief in seinem Herzen, dass er das ohnehin längst abgehakt hatte. Sollten seine Brüder ihn doch verhöhnen. Es gab wichtigere Dinge als die Marktanteile der DeSalmes. Die Firma würde auch überleben, ohne dass sie den „Best of the Best Award“ gewannen.
Aber Bella Notte? Vielleicht nicht.
Kiara wusste nicht, was mit Wyatt los war. In der einen Minute zeigte er sich ihr gegenüber heiß wie Lava, in der nächsten kalt wie eine Meeresbrise.
Unbeständig. Dieser Mann war unbeständig. So etwas brauchte sie nicht. Aber was, wenn er genauso überrumpelt war von dieser unstrittigen Anziehungskraft zwischen ihnen? Vielleicht war ihm aufgegangen, was für ein ungleiches Paar sie sein würden, die Wissenschaftlerin und der Taugenichts, und er wollte aus der Nummer raus, solange es noch ging.
Sie konnte ihm das nicht einmal übel nehmen. Im Gegenteil, sie sollte dankbar sein. Es war das Beste, was er tun konnte. Die Verbindung abbrechen, ehe jemand Schaden nahm. Somit war das Desaster erfolgreich verhindert.
Bis auf die Tatsache, dass sie nicht schlafen konnte.
Schlaflosigkeit war ihr ohnehin nicht fremd. In Gedanken mit Details zum Weinbau beschäftigt, konnte Kiara des Öfteren nicht schlafen. Ihr Kopf war vollgestopft mit Chemie, Biologie und Botanik, wie ein Kinderzimmer mit Lego, Barbies und kleinen grünen Plastiksoldaten. Ihre Arbeit war ihre Spielwiese.
Nur hatte sich das alles geändert, seit sie Wyatt kannte.
Die Schlaflosigkeit war noch da, aber der Grund dafür war ein anderer.
Es waren nicht länger die Gleichungen, Formeln und Experimente, die sich in ihrem Kopf tummelten, jetzt war es Wyatt, der in ihren Gedanken herumschlich. Ständig sah sie ihn vor ihrem inneren Auge. Das dunkle Haar, das ihm verwegen in die Stirn fiel, und sein Lachen. Das Gefühl, wie ihre Finger über sein stoppeliges Kinn strichen, und der himmlische Geschmack seiner Lippen …
Sie konnte ihm einfach nicht entkommen. Nicht einmal im Schlaf. Denn wenn sie schlief, träumte sie, und ihre Träume waren noch lebendiger als die Fantasien, denen sie tagsüber nachhing.
Lauren, die neue Assistentin, entpuppte sich als gute, eifrige Mitarbeiterin, immer bestrebt, Kiara nach Möglichkeit zu unterstützen.
Zwei Wochen vergingen. Kiara verbrachte immer mehr Stunden im Labor, verausgabte sich zusehends, arbeitete hart an neuen biologischen Anbaumethoden und träumte von Marketingkampagnen für den Vertrieb, wenn sie erst den „Best of the Best Award“ gewonnen hatten. Sie stand täglich achtzehn Stunden im Labor und hielt nur kleine Nickerchen an ihrem Schreibtisch.
Aber immer noch sehnte sich ihr Körper nach Wyatt.
Weshalb sie den Weingärten auch möglichst fernblieb und meistens Lauren schickte. Und wenn sie doch einmal selbst gehen musste, zwang sie sich, nicht nach Wyatt Ausschau zu halten.
Es war nicht schön, so zu leben. Schuften,
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