Collection Baccara Band 325 (German Edition)
dir Suppe und Uhren bringen?“, neckte er.
„Ich meine beruflich.“
„Ich habe nie etwas anderes behauptet.“
„Nein, aber ich kann es dir ansehen. Du fragst dich, weshalb ich mich hier auf diesem Weingut abrackere, wenn ich genauso gut für eine große Firma arbeiten könnte, bei der ich Krankengeld und später eine Rente bekommen würde.“
„Darüber könnte ich schon mal nachgedacht haben“, gab er zu.
„Mir standen jede Menge Wege offen.“
„Ja?“
„Nach dem College bekam ich sogar ein Angebot aus Frankreich, und eine Kellerei im Napa Valley bot mir ein sechsstelliges Gehalt. Mit Rente, Krankenversicherung, Urlaub und Krankengeld.“
„Warum hast du abgelehnt?“
Ihr stiegen Tränen in die Augen. „Weil ich meine Familie und Bella Notte von ganzem Herzen liebe. Ich bin tief verwurzelt mit diesem Ort, ich gehöre hierher. Das ist der Grund, weshalb ich auf der Welt bin. Das habe ich immer gewusst.“
„Du hast nie daran gezweifelt?“
„Nie.“
„Wow.“
„Was soll das heißen: Wow?“
„Ich habe niemals etwas so leidenschaftlich geliebt. Und niemals eine derartige Loyalität zu jemandem empfunden.“
„Das ist traurig“, hauchte sie. Sein betrübter Gesichtsausdruck ging ihr nahe.
„Ich weiß.“ Schnell wandte er sich ab und öffnete den Suppenbehälter. Als er einen Löffel aus der Tasche geholt, ihn mit Suppe gefüllt und sich wieder zu ihr umgedreht hatte, schaute Kiara jedoch schon wieder in ein charmant lächelndes Gesicht.
„Mund auf.“
„Du wirst mich nicht füttern.“
„Doch.“
„Wyatt, ich kann alleine essen.“
„Ach, so ist es doch viel romantischer!“
„Gefüttert zu werden ist nicht im Entferntesten romantisch. Ich habe eine Grippe, meine Nase ist rot, meine Haare sind eine Tragödie …“
„Du siehst fantastisch aus.“
„Du bist so ein Lügner.“
„So würdigst du meine Fähigkeit, Kranke aufzumuntern?“
Sie konnte nicht anders, als zu lächeln. Dieser Mann war einfach unwiderstehlich.
„Mund auf.“ Wieder hielt er ihr den vollen Löffel hin.
Sie kam sich wirklich albern vor, öffnete aber widerwillig den Mund, und er schob ihr behutsam den Löffel hinein, als hätte er das schon sein Leben lang getan.
Ihre Blicke trafen sich. Er saß auf der Bettkante, seine Hüfte lehnte an ihrer. Natürlich lag da die Bettdecke zwischen ihnen, aber trotzdem fühlte es sich so vertraut an, so gemütlich.
Verdammt.
Er hatte recht. Es war romantisch. Dass er bei ihr saß, obwohl er riskierte, sich anzustecken; dass er sie ansah, als fände er sie trotz ihres Zustandes tatsächlich fantastisch. Zu denken, dass er zu den Männern gehörte, bei denen man darauf vertrauen konnte, dass sie sich um einen kümmerten, wenn man krank war … Das war gefährlich.
Besonders, weil sie geglaubt hatte, er wäre eher der Typ, der die Flucht ergriff, sobald es etwas unangenehm wurde. Aber nun saß er hier bei ihr und schien kein bisschen abgeschreckt von ihrer miserablen Verfassung.
„Worüber denkst du so angestrengt nach?“, fragte er.
„Ich überlege gerade, wie ich den Ertrag der Muskatellertrauben erhöhen könnte“, log sie, um ihm nicht sagen zu müssen, wie dankbar sie ihm für seinen Besuch war.
„Nein, nicht“, schalt er sie. „Nicht über die Arbeit nachdenken. Du bist viel zu hart zu dir. Kein Wunder, wenn du krank wirst. Wann hast du dir zuletzt einen freien Tag gegönnt?“
Kiara runzelte die Stirn. „Ohne freie Tage läuft die Arbeit besser.“
„Du bist keine Superfrau. Jeder braucht mal eine Pause.“
Sie wedelte mit einer Hand Richtung Labor. „Ich hab zu viel zu tun …“
„Wenn du dich völlig kaputtmachst, bist du für niemanden mehr von Nutzen. Ich möchte, dass du mir noch etwas versprichst.“
„Das wäre?“
„Sobald du dich besser fühlst, nimmst du einen Tag frei, um deinen Akku aufzuladen.“
„Das wird nicht gehen. Wenn ich schon einige Tage verliere, weil ich krank bin, kann ich nicht noch einen hinten dranhängen.“
„Aber wenn du dir nicht freinimmst, wirst du nicht richtig gesund werden. Wann hast du das letzte Mal etwas für dich selbst getan?“
„Das ist schon eine Weile her.“
„Deine Praktikanten bekommen zwei freie Tage in der Woche, weshalb du nicht auch?“
„Es gibt zu viel zu tun.“
„Einen Tag! Ich rede von vierundzwanzig winzigen Stunden, nur für dich.“
Der Gedanke an einen Tag, an dem sie nur entspannen und tun konnte, wozu sie Lust hatte, kam ihr sehr verlockend vor. Zu
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