Collection Baccara Band 325 (German Edition)
sie an. „Das ist alles?“
„Damals war er noch ziemlich jung, später hat er mich gefragt, ob ich mit dir in Kontakt treten könnte. Ich habe ihm erklärt, wenn er dich sehen wolle, würde ich das arrangieren. Er brauche nur darum zu bitten, aber das hat er nie getan.“
Dare nickte. „Ich will, dass er weiß, dass ich sein Vater bin.“
„Das will ich auch, doch im Moment hat er viele Veränderungen zu verkraften und sollte nicht noch mehr belastet werden. Ich habe eine Idee, wie und wann wir es ihm sagen. Lass es mich dir erklären.“
„Dann lass hören.“ Er ging zurück an seinen Schreibtisch.
Shelly setzte sich. Im Moment war AJ auf die ganze Welt wütend und besonders auf sie, seine Mutter, weil sie ihn aus seiner vertrauten Umgebung gerissen hatte, auch wenn diese Umgebung ihrer Meinung nach für einen Zehnjährigen nicht gut gewesen war.
„Was schlägst du vor?“, unterbrach Dare ihre Gedanken und nahm Platz.
Sie räusperte sich. „Mir ist klar, dass du AJ lieber heute als morgen als Vater gegenübertreten möchtest, aber es wäre besser, wenn er dich erst als Freund kennenlernt, bevor er die Wahrheit erfährt.“
Er runzelte die Stirn. „Aber ich bin sein Vater und nicht sein Freund.“
„Genau das ist der entscheidende Punkt. Im Augenblick braucht AJ in erster Linie einen Menschen, dem er vertrauen kann. Er schließt nicht leicht Freundschaften, und darum hat er sich in Kalifornien auf der Schule den falschen Jungs angeschlossen. Sie haben ihn akzeptiert, aber aus den falschen Gründen. Seit ich hergezogen bin, habe ich mit einigen seiner Lehrer gesprochen. Offensichtlich hat er hier dieselben Probleme. Er kommt nicht aus sich heraus.“
Dare nickte, und sie erinnerte sich, dass er von den fünf Westmoreland-Brüdern der introvertierteste war, abgesehen von Thorn, der früher manchmal für seine Umwelt kaum erträglich gewesen war. Wenn AJ nicht so aufgeschlossen war wie andere Zehnjährige, dann hatte er diesen Wesenszug offenbar von seinem Vater geerbt.
„Und wie, glaubst du, soll ich das anstellen?“
„Ich finde, wir sollten ihm die Wahrheit über dich vorerst nicht sagen. Und du versuchst, dich mit ihm anzufreunden, ihn besser kennenzulernen und Einblick in sein Leben zu bekommen.“
Skeptisch zog er die Brauen hoch. „Wie stellst du dir das vor? Unser erstes Treffen war nicht gerade der beste Start. Im Grunde habe ich ihn verhaftet, meinen eigenen Sohn, verdammt! Ohne mit der Wimper zu zucken, hat er mir mitgeteilt, dass er Cops nicht ausstehen kann, und ich bin ein Cop. Wie er sich aufführt, das ist eine Katastrophe! Wie soll ich eine Beziehung zu meinem Jungen aufbauen, wenn er alles hasst, wofür ich stehe?“
Sie schüttelte den Kopf. „Er hasst die Cops nicht. Das glaubt er nur wegen des Vorfalls auf unserer Fahrt von Kalifornien hierher.“
„Was ist passiert?“
„In so einem kleinen texanischen Kaff wurde ich angehalten, und der Officer war extrem unfreundlich. Du kannst dir ja denken, was das für einen Eindruck auf AJ gemacht hat.“ Sie seufzte. „Aber genau deshalb hoffe ich, dass ihr zwei euch anfreundet. Es wäre ideal. Mrs Kate hat mir erzählt, dass du die Jugendmannschaft des Baseballvereins trainierst. Ich werde mich bemühen, dass AJ irgendeinem Team beitritt.“
„Er könnte das auch als mein Sohn tun.“
„Lieber erst die Freundschaftsschiene, Dare.“
Er schüttelte den Kopf. „Mir leuchtet ein, was du sagst, aber eines hast du bei all deinen Überlegungen vergessen.“
„Was denn?“
„Die meisten Einwohner von College Park kennen dich und haben ein gutes Gedächtnis. Wenn sie hören, dass du einen zehnjährigen Sohn hast, fangen sie an zu rechnen. Und sobald sie ihn sehen, erkennen sie, dass er ein Westmoreland ist. Er ähnelt meinen Brüdern und mir. Das habe ich nicht sofort erkannt, weil ich nicht nach Ähnlichkeiten gesucht habe, aber die Leute hier werden danach suchen und eins und eins zusammenzählen. Lass bloß niemanden seinen vollen Namen erfahren.“
Shelly seufzte. Dare hatte recht. In einer kleinen Stadt wie College Park war es schwer, die Wahrheit zu verheimlichen.
„Ich denke, es gibt noch einen anderen Weg, mit dem wir dasselbe Ziel erreichen könnten.“
Fragend sah sie ihn an. „Nämlich?“
„Lass mich aber erst ausreden, bevor du meine Idee ablehnst.“
„In Ordnung.“ Sie nickte zögernd.
„Du hast AJ erzählt, dass du seinen Vater heiraten wolltest, aber dass wir uns getrennt haben und du
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