Collection Baccara Band 326 (German Edition)
Woher die Rührung? fragte sie sich. Nur weil er so fürsorglich ist?
Hatte sie sich vor nicht allzu langer Zeit noch gefragt, ob sie ihm gewachsen war? Wie albern! Allerdings hatte sie damals auch nicht damit gerechnet, sich in ihn zu verlieben.
Als sie das Pferd auf der Lichtung, die Tanner für die Rast ausgewählt hatte, zum Stehen brachte, kam Brianna sich immer noch kindisch vor. Nur eine Närrin konnte sich blindlings in einen Einzelgänger wie Tanner verlieben.
Während er alles Nötige für das Lunch auspackte, ging sie auf und ab und versuchte, die Verspannung aus ihren Gliedern zu bekommen. Dann ging sie zum Fluss, wo sie sich die Hände wusch und Wasser ins Gesicht spritzte.
Wieder einmal ließ sie sich vom Kaffeeduft zum Lager zurückleiten. Aber wie war das möglich? Hatte Tanner in so kurzer Zeit ein Feuer in Gang gebracht?
Als sie die Lichtung erreichte, hielt er ihr einen Becher Kaffee hin. Brianna blickte sich um. Nirgends war ein Feuer zu sehen.
„Wie hast du das geschafft?“ Immer noch suchte sie nach einem Feuer.
„Ich habe heute Morgen mehr gekocht und den Rest in eine Thermoskanne gefüllt.“ Vorsichtig trank er einen Schluck aus seinem Becher.
„Oh.“ Wieder kam sie sich dumm vor. „Da hätte ich auch selbst drauf kommen können.“ Sie blies über ihren Kaffee, bevor sie einen Schluck trank. Als sie Tanner lächeln sah, erwachte in ihr sofort wieder dieses Gefühl, an das sie sich allmählich schon gewöhnte. Es fühlte sich an, als würde in ihr etwas schmelzen.
Hastig riss sie sich zusammen und erwiderte das Lächeln. „Und was gibt’s zum Lunch?“
„Komm, es ist schon alles fertig.“ Er führte sie mitten auf die Lichtung, wo sie sich an Sandwiches mit Erdnussbutter, Äpfeln und ein bisschen Schokolade satt aßen.
Keine Stunde später ritten sie weiter.
Es dauerte nicht lange, da platzte es aus Brianna heraus: „Es tut mir leid.“
Tanner wandte sich ihr zu, neigte den Kopf und blickte sie verwundert an.
„Was denn?“
Zögernd leckte sie sich über die Lippen. „Mir wird erst jetzt bewusst, dass ich dich nicht dazu hätte drängen dürfen, mich mitzunehmen. Ich hätte dir auch nicht folgen sollen, als du mich bei Hawk zurückgelassen hast. Durch mich kommst du langsamer voran.“
„Brianna …“, setzte er an.
Hastig sprach sie weiter: „Ich habe schon seit einer Ewigkeit nicht mehr auf einem Pferd gesessen. Abgesehen von kleinen Ausritten über die Felder meines Vaters bin ich auch damals kaum geritten, schon gar nicht so lange Strecken.“ Sie gab sich kaum Zeit zum Luftholen, damit Tanner sie nicht unterbrechen konnte. „Und jetzt habe ich überall Schmerzen, und … und …“
„Wie ich schon sagte“, warf Tanner schnell ein, „bist du ein bisschen verrückt.“
Dabei lächelte er sie so verständnisvoll und mitfühlend an, dass ihr ganz warm wurde. „Zunächst einmal hast du mich zu nichts gezwungen. Zweitens käme ich auch ohne dich nicht schneller voran, weil sonst die Pferde zu stark ermüden würden.“ Wieder lächelte er, diesmal jedoch sehr verführerisch. „Und drittens, der wichtigste Punkt, habe ich ein bisschen nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich froh darüber bin, dich bei mir zu haben.“
Einen Moment lang glaubte Bri, ihr Herz würde stehen bleiben. Alles in ihr schien zu erstarren. „Aber du hast gesagt …“
Wieder unterbrach er sie. „Ich weiß, was ich gesagt habe. Ich habe meine Meinung geändert.“ Vielsagend hob er eine Augenbraue. „Dachtest du, das sei ein Privileg der Frauen?“
„Nein, natürlich nicht, aber …“
„Warte.“ Abrupt hielt Tanner sein Pferd an und griff auch nach den Zügeln ihres Pferds. „Sieh mal Boyo an.“
Bri blickte sich um und hätte den Hund fast übersehen, der völlig reglos im Unterholz stand. Selbst aus der Entfernung sah sie, dass er am ganzen Leib zitterte.
Boyo hatte irgendetwas entdeckt und war bereit zur Attacke.
10. KAPITEL
„Ruhig, Junge.“
Tanners leiser Befehl zeigte Bri, dass er genau wusste, dass Boyo bereit zum Angriff war.
„Das kann doch nicht Minnich sein, oder?“, fragte sie leise. „Ist es denn möglich, dass wir ihn schon eingeholt haben?“
„Kann ich nicht genau sagen. Bis gestern wusste er nicht, dass er verfolgt wird. Möglicherweise hat er uns nur für Wanderer gehalten.“ Er sprach genauso leise wie sie. „Wieso hätte er unseretwegen erschrecken sollen?“
„Weil du auf ihn geschossen hast?“
„Vielleicht.
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