Collection Baccara Band 326
brauchst du noch? Hast du Hunger? Möchtest du etwas Toast und Tee? Vielleicht ein Glas Milch?“
Er wippte auf den Fersen, die Hände in den Taschen seiner zerknitterten Anzughose. Sein Haar war zerzaust, als hätte er es sich ständig gerauft, auf seinem Kinn zeigte sich ein dunkler Zweitagebart.
Sie hatte ihm Sorgen bereitet und wusste, dass sie ihm eine bessere Erklärung schuldete, als die paar Worte, die in der ersten Nacht im Krankenhaus möglich gewesen waren und die er höflicherweise nicht wieder erwähnt hatte.
Sie schüttelte den Kopf. „Danke, ich habe alles, aber du siehst aus, als könntest du eine Dusche und frische Kleidung gebrauchen. Denk mal einen Moment auch an dich. Ich verspreche, auf dem Sofa zu bleiben, bis du fertig bist.“
Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen schien er nicht überzeugt, daher lächelte sie ihn strahlend an und war erleichtert, als sich seine Körperhaltung entspannte und sein Blick weicher wurde.
„Sicher?“
„Ganz sicher.“
„Okay.“ Er stand noch ein paar Sekunden da, dann drehte er sich entschlossen um und machte sich auf den Weg zum Schlafzimmer und dem Bad.
Die nächsten zwanzig Minuten blieb Misty liegen, wie sie es versprochen hatte. Sie war nicht müde, aber verwirrt. Ihr Kopf schmerzte, doch sie glaubte nicht, dass es an der Erschöpfung lag, wegen der sie ursprünglich im Krankenhaus gelandet war. Nein, sie war beunruhigt und gestresst, weil sie keine Ahnung hatte, wie die Geschichte zwischen Cullen und ihr ausgehen würde.
Sie hatte ihm nichts von der Schwangerschaft erzählt, denn sie hatte eine von zwei Reaktionen erwartet: Entweder war er entsetzt und würde sich so schnell aus dem Staub machen, wie die moderne Technologie es erlaubte, oder sein Verantwortungsgefühl gewann die Oberhand und er würde darauf bestehen, für sie und das Baby zu sorgen, zumindest finanziell.
Sie hatte keine Zweifel, dass er es sich leisten konnte, seinem Kind von allem das Beste zu geben, die beste Kleidung, die beste Schulbildung, das beste Spielzeug. Sie könnte mit dem bescheidenen Einkommen, das ihr Tanzstudio einbrachte, nie konkurrieren, falls Cullen es ihr ließ.
Obwohl es ihr Angst machte, so etwas überhaupt zu denken, musste sie den Tatsachen ins Auge sehen. Er hatte das Geld und die Macht, ihr das Kind wegzunehmen.
Was, wenn er entschied, dass er zwar an ihr nicht mehr interessiert war, aber das Sorgerecht haben wollte?
Was, wenn er entschied, dass das Kind in New York aufwachsen sollte, mit allen Privilegien und Ansprüchen, die ihm zustanden?
Was, wenn er kein Problem damit hatte, dass die Mutter seines Kindes ein ehemaliges Showgirl war, aber seine Familie darauf bestand, dass er den Erben nach Hause brachte – ohne sie?
Die Möglichkeiten fegten durch ihren Kopf wie ein Sandsturm, eine schlimmer als die andere.
Cullen war ein guter Mann, einer der besten, die sie je kennengelernt hatte. Er behandelte sie nicht wie ein Exshowgirl, was einige Männer mit Exstripperin oder Exprostituierte gleichsetzten. Dennoch konnte man ihre Beziehung nicht als normal bezeichnen. Sie wurde von ihm schlicht und einfach ausgehalten. An dieser Tatsache führte kein Weg vorbei.
Weil sie eine selbstbewusste und selbstständige Frau war, hatte sie die Entscheidung, eine Affäre mit Cullen anzufangen, seine Geliebte zu werden, bewusst getroffen, doch die Schwangerschaft änderte alles. Die ungeschriebenen Gesetze, die sie im Laufe der Zeit aufgestellt hatten, galten nicht mehr.
Während ihr Herz ihr sagte, dass Cullen ein anständiger, fürsorglicher Mann war, warnte ihr Verstand sie immer wieder und erinnerte sie daran, dass er ein Elliott war, ein reicher, mächtiger Elliott. Was seine Familie betraf, war sie dagegen ein großer, fetter Niemand.
Sie war die Tochter eines Showgirls, und da sie hinter den Kulissen einiger der glamourösesten Kasinos auf dem Vegas Strip aufgewachsen war, hatte sie schon als kleines Mädchen davon geträumt, einmal in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten.
Es gab aber Dinge, die sie ihrer Mutter auf keinen Fall nachmachen wollte, zum Beispiel mehrere Male heiraten und sich wieder scheiden lassen. Im Moment liebte ihre Mom Ehemann Nummer vier und genoss glücklich die schönste Zeit ihres Lebens, trotzdem hatte sie nicht vor, diese spezielle Gepflogenheit ihrer Mutter zu übernehmen.
Sie hatte auch nicht als Alleinerziehende enden wollen, doch es sah ganz so aus, als wäre das ihr Schicksal, der Preis dafür, dass sie die
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